Wo die Leute noch Zeit haben So schön bunt ist Nova Scotia im Herbst

Vanessa Büchel

16.11.2024

Der Osten Kanadas ist dicht bestanden mit Wald – eine Reise im Herbst ein wahres Spektakel. Die Provinz Nova Scotia lockt mit bunten Nationalparks, verschlafenen Fischerörtchen und Hummer à discrétion.

Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nova Scotia liegt an der Ostküste Kanadas und ist ein beliebtes Ziel für Outdoor-Fans.
  • Vor allem im Herbst ist die kanadische Provinz eine Reise wert – wenn sich die Wälder bunt färben. 
  • Die Region bietet beeindruckende Küstenlandschaften, faszinierende Nationalparks, frische Meeresfrüchte, ein Outdoor-Paradies und grossgeschriebene Gastfreundschaft.

Die Blätter leuchten in Rot, Orange, Gelb und Braun. Es ist das Farbspiel des Herbsts, das uns hierhergebracht hat. Nach Nova Scotia – in die kanadische Provinz, in der alles noch ein bisschen «hintendrein» ist, wie es Beatrice Stutz bei einem Treffen beschreibt. Die St. Gallerin lebt seit über 20 Jahren hier und betreibt mit ihrer Familie ein Weingut in Grand Pré. Für sie ist Nova Scotia nicht nur ihr neues Zuhause geworden, sie findet diese Gegend Kanadas auch einfach nur «wunderwunderschön».

Alles ist ruhig in Nova Scotia. Die Region an der Ostküste des Landes lockt wie der Rest von Kanada mit atemberaubender Natur. Hier geht es noch gemächlich zu und her. Während wir mit dem Familienvan an bunten Mischwäldern und abertausenden Seen vorbeirauschen, begegnet uns auf der Strasse nur selten ein anderes Fahrzeug. Niemand ist in Eile. Es scheint, als ob die Menschen in Nova Scotia noch etwas mehr Zeit übrig haben.

Entschleunigung geht hier besonders gut. Die verschlafenen Fischerörtchen, die Hummer in allen möglichen Variationen servieren, laden zum Schlendern und gemütlichen Entdecken ein. Die Häuser erinnern irgendwie an Skandinavien, aber doch nicht ganz, sind manchmal bunt angemalt und gesäumt von hübschen Veranden, die im Herbst mit Kürbissen verziert sind.

Nova Scotia Infos

  • Hauptstadt der Provinz: Halifax
  • Einwohner*innne: 969'383 (2021)
  • Fläche: 52'824 Quadratkilometer
  • Amtssprache: Englisch
  • Währung: Kanadischer Dollar
  • Beste Reisezeit: Im September und Oktober färben sich die Wälder in bunten Herbstfarben. Aber auch während der anderen Jahreszeiten ist Nova Scotia eine Reise wert – abhängig von den individuellen Vorlieben. 
  • Zeitzone: GMT-4; heisst fünf Stunden hinter der Schweiz.

Immer wieder lassen wir das Fenster runter, staunen über die Schönheit des Herbsts, die zu Hause im Alltag zu wenig Wertschätzung bekommt. Hier in Kanada leuchten die verschiedenen Nuancen der Bäume noch intensiver. Von einem Aussichtspunkt aus blicken wir über die Ebene. Es scheint, als ob eine Künstlerin mit ihrer Farbpalette am Werk war. Der Atem stockt, und wir machen uns wieder auf den Weg.

Auf den Spuren der Mi’kmaq im Kejimkujik-Nationalpark

Es geht in den Kejimkujik-Nationalpark, wo wir vollkommen in die Natur von Kanada eintauchen wollen. Der Nationalpark ist nicht nur mit Wander- und Bike-Trails ausgestattet, hier können Abenteuerlustige auch auf Kanu-Tour gehen oder im Zelt übernachten.

Kejimkujik ist ausserdem ein wichtiger Ort für das indigene Volk Mi’kmaq. Die Rangerin erklärt uns, dass der Name des Parks übersetzt womöglich so viel wie «Steine» bedeutet. Schnell wird klar, Steine haben hier eine besondere Bedeutung.

Darauf finden sich Zeichnungen der Mi’kmaq, leider abgetragen von der Zeit und übersudelt von späteren Besucher*innen. Heute wird versucht, die Bilder zu erhalten, damit sie noch lange studiert werden können. Sie berichten von einem Leben vor unserer Zeit, wie es damals war und wie es heute nicht mehr ist.

Die Provinz Nova Scotia liegt an der Ostküste von Kanada. 
Die Provinz Nova Scotia liegt an der Ostküste von Kanada. 
Google Maps

«Wir sind alle verwandt, auch die Bäume und einfach alles», erwähnt der andere Ranger ein Sprichwort der Mi’kmaq. Und ich verstehe, was er meint. An diesem Ort spürt man eine Energie, fühlt sich eins mit der Natur.

Aus Respekt ziehen wir die Schuhe aus, um über die Steine zu gehen. Während wir barfuss über den Waldboden schreiten, blicke ich nach oben zu den Baumkronen, wo der Wind die Blätter zum Rascheln bringt, und hole ganz tief Luft.

Mildere Winter, dennoch gibt es Blizzards

Zurück auf der Strasse springt in der Ferne plötzlich Wild über den Asphalt. Wir halten an – viel Verkehr gibt es hier nicht –, pirschen uns zwischen den Bäumen an die kleinen Rehe heran, die dort grasen. Nur ja kein Geräusch machen, sonst sind sie alarmiert.

Für Alarmstimmung sorgt hier von Zeit zu Zeit das Wetter. Die Winter waren früher jedoch deutlich härter, wie uns die Einheimischen immer wieder versichern. Nicht nur in der Schweiz, auch im kanadischen Nova Scotia ist die kalte Jahreszeit etwas milder geworden. Doch die Blizzards bringen noch heute jährlich Extremtemperaturen bis tief in den Minusbereich. 

Im Sommer machen dagegen von Zeit zu Zeit Hurrikane Sorgen, die sich zwar selten, aber manchmal bis hier hoch verirren. Der Wettergott trage Ausläufer bis an die Ostküste von Kanada, versichert uns die Rangerin. Aber bis sie hier ankommen, seien sie glücklicherweise meist auf Kategorie zwei heruntergeschrumpft.

Halifax – die Hauptstadt der Provinz

Heruntergeschrumpft – das ist die Vielfalt der kanadischen Natur in den letzten Jahren aber auf jeden Fall nicht. Hier wird ihr Sorge getragen und versucht, ihre Ursprünglichkeit zu wahren. Die Tierwelt ist gross: Es gibt Schwarzbären und Schildkröten, die sollten jetzt aber bald schlummern, denn der Winterschlaf naht.

Die Vielfalt Nova Scotias ist gross. Da ist idyllische Natur mit vielfältiger Tierwelt, die ins Staunen versetzt. Gigantische Nationalparks, die ebendiese zu schützen wissen. Kleine Fischerdörfchen mit urchigen Beizen, die Spezialitäten aus dem Meer servieren. Cocktails werden mit Hummerschwänzen getoppt, Mac’n’Cheese ebenfalls mit Lobster gepimpt. 

Und dann ist da noch Halifax, die Stadt, in der alle Stränge zusammenlaufen. Mit gegen 440'000 Einwohner*innen ist die Hauptstadt der Provinz zwar kein New York, aber hat durchaus einiges zu bieten. Auch hier geht irgendwie alles ruhiger zu und her, das grosses Gewusel sucht man in Halifax vergebens.

Auf den breiten Strassen fahren noch breitere Pick-ups, und am Freitagabend stehen die Jungen vor den Pubs Schlange. In den meisten Geschäften wird Outdoorkleidung verkauft und im liebevoll gestalteten Park Public Gardens bleibt die Zeit gänzlich stehen.

Vor dem grossen Eichenbaum im Park lege ich eine Pause ein. Die Tafel davor informiert: «Gepflanzt von Seiner Majestät König George VI. in Anwesenheit von Ihrer Majestät Königin Elizabeth.» Wie romantisch.

Peggy's Cove hat seinen Namen von einem Mädchen mit Liebeskummer

Deren Tochter, Queen Elizabeth II., blickt mir derweil vom 20-Dollar-Schein entgegen. Ich frage mich: Wann werden die ausgetauscht? Denn jetzt ist King Charles III. das Oberhaupt des Commonwealth. Ich reiche den Dollarschein der Kassiererin im Souvenirshop in Peggy’s Cove, um für die Hummersocken zu bezahlen.

Draussen kämpfen die Tourist*innen gegen den Wind an. Er pfeift durch die Holzdielen des Ladens. Während die Dame hinter dem Tresen mein Wechselgeld zählt, richte ich den Blick aus dem Fenster hinter ihr und lasse ihn schweifen.

Der Leuchtturm von Peggy’s Cove soll der meistfotografierte seiner Art in der Region sein. Ein Must auf einer Rundreise, wird mir versichert. Davor bläst ein Schweizer, der sich ebenfalls dazu entschieden hat, die Heimat zu verlassen und nach Kanada auszuwandern, sein Alphorn. Er pustet hinein, das bekannte Geräusch ertönt, davor hat er kleine Holzkühe aufgestellt.

Ein hübsches Fleckchen Erde, denke ich mir. Ich kann nachvollziehen, warum Beatrice Stutz, ihre Familie und der Alphornbläser es als neues Zuhause auserkoren haben, auch wenn es durchaus immer wieder Ähnlichkeit mit ihrer alten Heimat aufweist. All die Seen, die Wälder, die glorreiche Natur.

Und Peggy's Cove. Mit den spitzen Klippen, die die Küste säumen, und dem berühmten Leuchtturm. Woher der Ort seinen Namen hat? Pam Wamback von Tourism Nova Scotia, die ihr Leben lang in der kanadischen Provinz lebt, erzählt von einer Legende über das Mädchen Peggy, das hier einst gelebt und sich unsterblich in einen Seemann verliebt haben soll. Weil er eines Tages nicht zurückkehrte, tauchte sie selbst ins weite Meer ein, um ihn zu finden. 

Ich sehe wieder die verwehten Haare der Tourist*innen und erinnere mich an den eisig-kalten Wind, der draussen bläst. Für meinen Geschmack dann doch ein bisschen zu frisch für einen Schwumm im Meer, doch der Ausblick auf den Leuchtturm lohnt sich allemal.

Gut zu wissen

  • Hinkommen: Edelweiss fliegt ab dem 3. Juli 2025 bis Anfang Oktober immer donnerstags und sonntags nonstop von Zürich nach Halifax in Nova Scotia. Buchbar auf flyedelweiss.com.
  • Unterkommen: Ein echtest Highlight ist das White Point Beach Resort in Hunts Point etwas weniger als zwei Stunden Autofahrt südlich von Halifax. Zu der Unterkunft gehören auch urchige Holzhütten, die mit einem Cheminée und einer kleinen Veranda ausgestattet sind. Von dort aus lässt sich das wilde Meer bewundern – dessen Wellen werden auch im Herbst von mutigen Surfer*innen bezwungen. Das Beste am Resort: Beim Einchecken gibt's ein Säckchen mit Hasenfutter, denn überall auf dem Areal findet man Rabbits. Mehr Infos zu den Cottages gibt es hier.
  • Anschauen: Für Kulturbegeisterte lohnt sich die kleine Hafenstadt Lunenburg. Sie ist Kanadas älteste deutsche Siedlung mit langer Fischerei- und Schiffbautradition. Bei einem Spaziergang durch den Stadtkern erkennt man schnell die typischen und bunten Holzhäuschen. Das Städtchen zählt seit 1995 zum Unesco-Weltkulturerbe und lässt sich bei einer Walking Tour mit dem Local Eric besonders gut erkunden, der seine Heimat bis ins kleinste Detail kennt. Wer es lieber abenteuerlich mag, erfährt auf einer Bootstour mit Skipper Tony von Salty Dog Sea mehr über die berüchtigte Schatzsucherinsel Oak Island. In zwölf Staffeln gibt die Reality-Serie «Oak Island – Fluch und Legende» seit 2014 Einblicke in die Insel. 
  • Probieren: Nichts für Vegetarier*innen, aber Hummer und sonstige Meeresfrüchte sind das wichtigste Gut von Nova Scotia. Ob im Macaroni-and-Cheese-Gericht oder plain – um den Lobster kommst du nicht herum.
  • Weitere Informationen zu Nova Scotia findest du unter novascotia.com

Diese Reportage entstand im Rahmen einer von der Fluggesellschaft Edelweiss organisierten Pressereise.


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