Zwischen 10'000 Olivenbäumen Darum lohnt sich Entspannen im Süden Siziliens

Vanessa Büchel

22.9.2024

Inmitten der dürren Landschaft Südsiziliens lädt das Mandranova zu einer idyllischen Auszeit auf dem Land ein. Das Agriturismo zählt über 10'000 Olivenbäume, die den forschen Wetterbedingungen vor Ort trotzen. 

Vanessa Büchel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Inhaber vom Agriturismo Mandranova im Süden Siziliens erklärt bei einem Besuch, dass die Region dringend Regen braucht.
  • Die Mandranova-Farm umfasst rund 10'000 Oliven- sowie Mandelbäume und produziert jährlich etwa 40'000 Liter Olivenöl. 
  • Auf dem Anwesen lässt es sich wunderbar entspannen, bei einem Spaziergang durch die Olivenhaine schweift der Alltagsstress in weite Ferne.
  • Trotz trockenen Zeiten gedeihen die Bäume. Das danke einem ausgeklügelten Grundwassersystem. 

Seit etwa einem halben Jahr hat es in der Gegend rund um Agrigento nicht mehr geregnet, wie der Sizilianer Giuseppe Di Vincenzo sagt. Die knorrigen Olivenbäume vom Mandranova stehen – eingebettet in die dürre Landschaft – in Reih und Glied. Trotz Wassermangel tragen sie saftige Früchte, bewässert werden sie durch ein ausgetüfteltes Grundwassersystem.

Giuseppe pickt eine der grünen Oliven vom Baum und presst sie in seinen Fingern zusammen. Oben tritt Saft aus. Bald soll geerntet werden, erklärt der Inhaber des Agriturismo im Süden Siziliens.

In seinem früheren Leben war Giuseppe Banker in Palermo. 1995 pflanzte er die ersten Olivenbäume auf dem Land seiner Familie und führt seither ein Leben abseits der Stadthektik. Heute zählt die Farm etwa 10’000 Bäume, die jährlich Früchte für rund 40’000 Liter Olivenöl abwerfen. Der grösste Anteil der Produktion wird nach Japan verschickt. «Die wissen, gute Qualität zu schätzen», sagt Giuseppe mit einem Schmunzeln.

Giuseppe Di Vincenzo vom Mandranova freut sich auf die anstehende Olivenernte.
Giuseppe Di Vincenzo vom Mandranova freut sich auf die anstehende Olivenernte.
Vanessa Büchel

An der Seite des Unternehmers mit dem Basthütchen geht die Familienhündin Anita. Die beiden laufen zwischen den Olivenhainen auf den alten Land Rover zu. Im Schattenspiel der Bäume greift Giuseppe nach den Zweigen und nickt zufrieden. In diesem Jahr soll es eine gute Ernte werden.

Wenn der Regen eintrifft, wird mit Champagner angestossen

Der Farmer fährt mit uns über Stock und Stein, während Anita mit wedelndem Schwanz neben dem Auto herrennt. Die Sonne knallt erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel, doch: Giuseppe sagt für den Abend den lang ersehnten Niederschlag voraus.

Falls seine Prophezeiung eintrifft, verspricht er, werde die Flasche Champagner, die sein Sohn Gabriele zur Hochzeit bekommen hat, geköpft.

Gabriele arbeitet im Familienbetrieb Mandranova mit. Genauso wie seine Mutter Silvia. Der zweite Sohn des Ehepaars, Giovanni, wohnt aktuell noch in Mailand, wo er wie Giuseppe früher als Banker tätig ist.

Doch der stolze Vater meint, dass ab Januar die Familie wieder vereint sein wird, denn dann wird auch Giovanni in den Familienbetrieb einsteigen und den Bankeralltag hinter sich lassen.

Während Giuseppe und Gabriele Acht auf die rund 200 Hektar grosse Farm mit den Oliven- und Mandelbäumen sowie die Produktion des Öls geben, kümmert sich Silvia vorwiegend um das Management des Gastbetriebs. Sie ist die gute Seele des Agriturismo.

Sohn Gabriele ist gelernter Koch und hilft ebenfalls in der Küche mit, wo sizilianische Klassiker als auch spannende Neukreationen aus lokalen und frischen Zutaten entstehen. 

«Kochen ist Familiensache»

Beim Mittag- oder Abendessen eröffnet sich den Gästen das kulinarische Spektrum, das die italienische Insel zu bieten hat. Über die Jahrhunderte hat sich eine breite Küche entwickelt, beeinflusst von diversen Kulturen, die einst über Sizilien herrschten. Fisch-Couscous findet sich auf der Speisekarte genauso wie Arancini – Bällchen aus Risottoreis –, die mit der Hilfe von Resten aus dem Kühlschrank erfunden wurden.

Zwar hat Gabriele eine Kochausbildung absolviert, doch gelernt, wie man sizilianische Köstlichkeiten zubereitet, hat er ursprünglich von seiner Mutter. «Kochen ist eine Familiensache, die Geheimrezepte werden über Generationen weitergereicht», befindet Silvia, während sie in einem überdimensionalen Kochtopf rührt, in dem Bouillon brodelt. Sie schöpft ein bisschen davon ab und gibt es in einen anderen Topf, wo der Risottoreis für die berühmten Arancini vor sich hin blubbert.

Bei einem Kochkurs im Mandranova erfahren die Gäste mehr über die Kultur Siziliens, so etwa wie Pasta al Norma oder Arancini zubereitet werden und warum sich Palermo und Catania über die richtige Endung der Bezeichnung für die kleinen Reisbällchen streiten. Arancine oder Arancini – köstlich schmecken tun sie sowieso.

Sizilianisches Olivenöl schmeckt intensiver

Ob beim Mittagessen oder zum Znacht – auf den Tischen im Mandranova steht das hauseigene Olivenöl. Giuseppe dreht den schwarzen Deckel ab und reicht die Flasche: «Schmeckt einfach überall gut dazu, aber sein volles Aroma entfaltet unser Olivenöl zum Stück Brot.»

Der Sizilianer lächelt freundlich und hält mir den Brotkorb hin. Tatsächlich schmeckt das Olivenöl auf Sizilien viel intensiver, frischer – und einfach ein Stückchen besser.

Nicht nur beim Abendessen fühlt es sich so an, als ob man Teil der Mandranova-Familie ist. Die liebevoll eingerichteten Räume des typischen Landhauses, das von Giuseppe und Silvia in sechster Generation geführt wird, strotzen nur so von Geschichte. Uralte Guetzlidosen oder vergilbte Bilder in prunkvoll verzierten Rahmen sind Zeugen einer anderen Zeit und erinnern an längst vergangene Jahre.

«Authentisch, engagiert, leidenschaftlich», mit diesen drei Worten beschreibt Silvia das Mandranova. Für die Gäste ist es auch die familiäre Atmosphäre, die geschätzt wird. Die Inhaberin des Boutiquehotels sagt: «Viele kommen zurück, es ist wie ein Nach-Hause-Kommen.»

Besonders berührend sei für sie, wenn der einstig kleine Junge aus den Familienferien gross geworden ist und schliesslich mit seinen eigenen Kindern wiederkommt.

Regen ist bitter nötig in Südsizilien

Giuseppe soll mit seiner Vorhersage recht behalten. Petrus meint es gut und der Niederschlag kommt, füllt das sonst immerzu leere Flussbeet hinter dem Hauptgebäude. In der Nacht prasselt der Regen fest auf das Holzdach des Steinhauses, Blitz und Donner lässt die Gäste aus dem Schlaf aufschrecken.

Inmitten der Nacht erleuchtet das Gewitter den Himmel lichterloh und ein Lächeln macht sich breit: Denn die Natur wird sich freuen, ebenso Giuseppe.

Beim Apéro am nächsten Tag ploppt der Korken. Denn wie der Inhaber von Mandranova meint: «Versprechen werden gehalten!» Der einmalige Regenfall war ergiebig, muss gefeiert werden, obwohl kurz danach das Flussbeet schon wieder ausgetrocknet ist.

Doch der Regengott hat die sizilianischen Farmer für einmal erhört, und wer weiss, ob er ihnen bald wieder Nachsicht gewährt. Für Giuseppe ist klar: «Der Regen war bitter nötig.»

Gut zu wissen

  • Hinkommen: Edelweiss fliegt ganzjährig nonstop nach Catania – im Sommer fast täglich und von Oktober bis März bis zu viermal wöchentlich. Buchbar unter flyedelweiss.com.
  • Übernachten: Ein klassisches Doppelzimmer mit Frühstück gibt es im Mandranova für ab 190 Euro pro Nacht. Mittag- sowie Abendessen gibt es im Restaurant des Agriturismo. Wer mehr über die sizilianische Küche lernen will, kann im Mandranova ein Kochkurs für 100 Euro dazu buchen. 
  • Anschauen: Das Mandranova befindet sich im Örtchen Palma di Montechiaro unweit von Agrigento, das bekannt ist für seine archäologischen Stätten, dem Valle dei Templi. Auch die Scala dei Turchi lohnt sich für einen Ausflug. Dort erwartet Besucher*innen ein strahlend weisser Felsen, der an Stufen erinnert. Wichtig: Früher konnte man den Felsen begehen, aktuell ist er gesperrt. Wenige Kilometer vom Mandranova entfernt finden Reisende ausserdem die Küste mit hübschen Stränden. 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise.


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