Lockerungen lockenSchon jetzt buchen viele Schweizer Ferien, oft in Italien
Von Anne Funk
17.5.2021
Nach dem Ende der Quarantänepflicht werden Ferien in Italien wieder greifbar. Während die SBB noch keine vermehrten Buchungen feststellt, wappnen sich Reiseveranstalter für den Ansturm.
Von Anne Funk
17.05.2021, 19:55
17.05.2021, 19:56
Anne Funk
Italien macht auf: Seit dem Wochenende ist wieder möglich, wovon viele Schweizerinnen und Schweizer lange geträumt haben. Das Meer geniessen in Ligurien, ein Kurztrip in die Toscana oder endlich wieder zum Shoppen nach Mailand.
Bis vor wenigen Tagen musste man sofort und für fünf Tage nach der Einreise in Quarantäne. Seit gestern Sonntag gilt dies nicht mehr, sofern ein negativer Test vorgelegt werden kann. Neben PCR- werden auch Schnelltests akzeptiert, nicht jedoch selbst durchgeführte Schnelltests. Diese dürfen nicht älter als 48 Stunden sein.
Ausserdem lockert Italien das nächtliche Ausgangsverbot. In den sogenannten Gelben Zonen mit moderatem Corona-Risiko solle der Beginn der Sperrstunde von jetzt 22.00 auf 23.00 Uhr verlegt werden. Sie geht aktuell bis 5.00 Uhr morgens. In Kraft ist die Massnahme allerdings noch nicht. Sie trete kurzfristig in Kraft, sobald sie per Dekret erlassen werde, hiess es.
Italiens Premierminister Mario Draghi forderte die Menschen unterdessen bereits auf, Ferien in seinem Land zu machen. «Bucht jetzt, wir freuen uns auf euch!»
Fahren nun alle ans Meer?
Steht also nun der grosse Ansturm auf unseren Nachbarn am Mittelmeer an? Offenbar nicht, zumindest, was das Reisen mit der Bahn betrifft. «Für kurzfristige Reisen, zum Beispiel Pfingsten, sieht die SBB aktuell noch keinen Boom im grenzüberschreitenden Verkehr», teilt SBB-Mediensprecherin Jeannine Egi auf Anfrage von «blue News» mit.
Doch das scheint wohl am Verkehrsmittel zu liegen, denn beim Reiseveranstalter FTI sieht man bereits eindeutige Zeichen für vermehrtes Reiseaufkommen in Richtung Italien. «Wir stellen insgesamt eine erhöhte Nachfrage für fast alle Zielgebiete fest – speziell bei Italien schiessen die Zahlen regelrecht in die Höhe», so Carmen Doré, Managing Director der FTI Touristik in Basel zu «blue News».
Daher habe man momentan vermehrt Zusatzangebote für Italien ins Programm genommen. «Die stärkste Nachfrage in Italien verzeichnen wir für Sardinien und Sizilien, Kalabrien und das nördliche Italien als Eigenanreise-Ziele, von Südtirol über die Lombardei und das Piemont bis zur Toscana», so Doré.
Die Schweizer wollen wieder reisen
Auch beim Reiseveranstalter Railtour bereitet man sich offenbar bereits auf einen Ansturm vor. «Wir rechnen mit einigen kurzfristigen Buchungen», so Key Account Manager Mike Jakob zu «travelnews.ch». «Die Hotels sind leer, denn viele machen erst auf, weshalb Italien beispielsweise schon für Pfingsten durchaus eine spannende Alternative sein kann.»
Der Reiseveranstalter Vögele Reisen aus Zürich stellt ebenfalls bereits eine Veränderung fest. Man führe Mitte Juni «die erste Gruppenreise dieser Saison nach Italien durch», so Geschäftsleiter Pascal Wieser auf Anfrage von «blue News». Sie gehe auf die Liparischen Inseln, und Sizilien und sei fast ausgebucht.
Grundsätzlich sei die Nachfrage aktuell aber nicht nur auf Italien beschränkt, so Wieser. «Wir registrieren in den letzten Tagen generell einen Zuwachs an Buchungen unserer Gruppenreisen und individuellen Mietwagen-Rundreisen in Europa.» Offenbar möchten die Schweizerinnen und Schweizer mit sinkenden Infektionszahlen mehr und mehr in die Welt hinaus.
Einschränkungen gibt es immer noch
Wer sich nun für die Ferien in Italien entscheidet, sollte die Reise allerdings nicht zu spontan antreten. «Wer plant, Italien mit dem Auto zu bereisen und dabei mehrere Regionen zu passieren, sollte sich hierzu genau informieren, um die entsprechenden Auflagen und Sicherheitsmassnahmen einhalten zu können.» Denn, so Doré, die Regelungen bezüglich Covid-19 seien in den einzelnen Regionen Italiens mitunter sehr unterschiedlich.
Auch die SBB «empfiehlt Reisenden, sich vorgängig über die geltenden Bestimmungen im Zielland zu informieren und vor jeder Reise den Online-Fahrplan zu prüfen», so Jeannine Egi. Zusätzliche Infos zum grenzüberschreitenden Reisen können auch jederzeit auf der Website der SBB abgerufen werden.
Dass es nicht nur über Pfingsten, sondern erst recht in den Sommermonaten wieder vermehrt Reisetätigkeit geben wird, scheint also sicher. Zwar lasse sich bisher keine Prognose zum Reiseaufkommen im Sommer treffen, wie Egi erklärt.
Doch Carmen Doré von der FTI ist sich dessen relativ sicher. «Wir erwarten zusätzlich zu den bereits gebuchten Reisen einen weiteren Anstieg bei den Last-Minute-Buchungen für so gut wie alle europäischen Ferienziele.» Es könnte aufgrund der hohen Nachfrage sogar so weit kommen, dass «die Kapazitäten zu bestimmten Terminen sehr schnell knapp werden».