Ein Strassenhund sitzt vormittags auf der Strasse in Kathmandu im Stadtviertel Lazimpat, wo sonst Geschäftsleute und Touristen unterwegs sind.
Ausser Apotheken und Lebensmittelläden bleiben alle Geschäfte in der Stadt geschlossen.
Wo sonst der Verkehr dröhnt, teilen sich Strassenhunde nun die Fahrbahn mit einzelnen Motorrädern und Autos, die über Spezialbewilligungen verfügen.
Ein Sadhu, ein asketisch lebender Hindu, der sonst von Spenden lebt, bittet Passanten um eine milde Gabe.
Vor einem grossen Geschäftshaus versucht man dem Virus mit einer Desinfektionsmaschine beizukommen.
Apotheker dürfen ihre Geschäfte als einzige den ganzen Tag über offen halten.
Ein Bettler steht vor einem hinduistischen Tempel, dessen Kerzenschalen seit Ende April leer bleiben.
Spitäler nehmen aktuell keine weiteren Patienten mehr auf, da ihnen immer wieder der Sauerstoff ausgeht.
Ein Polizist kontrolliert die Sonderbewilligungen der Fahrer, die unterwegs sind.
Beim Passbüro der Stadt bleiben die Warteräume leer – der internationale Flughafen ist seit dem 6. April geschlossen.
Nach der Schliessung der Grenzen und des Flughafens sind Tausende ausländischer Touristen und Geschäftsleute gestrandet.
Ein Geschäftsbesitzer schlüpft in seinen geschlossenen Laden.
Fahrräder und Rikschas werden zum einzigen Verkehrsmittel, die frei in der Stadt verwendet werden dürfen.
Nachdem Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, will ein Mädchen «Schulweg» spielen.
Ein sonst geschäftiger Strassenmarkt ist leergeräumt.
Eine Fussgängerin überquert eine der grössten Kreuzungen der Stadt – und schützt sich mit Schirm vor der Sonne.
Nachdem der Smog verschwunden ist, sind mit einem Mal ein blauer Himmel und bunte Häuser zu sehen.
Lockdown in Nepal: Wie Corona einen Moloch lahmlegt
Ein Strassenhund sitzt vormittags auf der Strasse in Kathmandu im Stadtviertel Lazimpat, wo sonst Geschäftsleute und Touristen unterwegs sind.
Ausser Apotheken und Lebensmittelläden bleiben alle Geschäfte in der Stadt geschlossen.
Wo sonst der Verkehr dröhnt, teilen sich Strassenhunde nun die Fahrbahn mit einzelnen Motorrädern und Autos, die über Spezialbewilligungen verfügen.
Ein Sadhu, ein asketisch lebender Hindu, der sonst von Spenden lebt, bittet Passanten um eine milde Gabe.
Vor einem grossen Geschäftshaus versucht man dem Virus mit einer Desinfektionsmaschine beizukommen.
Apotheker dürfen ihre Geschäfte als einzige den ganzen Tag über offen halten.
Ein Bettler steht vor einem hinduistischen Tempel, dessen Kerzenschalen seit Ende April leer bleiben.
Spitäler nehmen aktuell keine weiteren Patienten mehr auf, da ihnen immer wieder der Sauerstoff ausgeht.
Ein Polizist kontrolliert die Sonderbewilligungen der Fahrer, die unterwegs sind.
Beim Passbüro der Stadt bleiben die Warteräume leer – der internationale Flughafen ist seit dem 6. April geschlossen.
Nach der Schliessung der Grenzen und des Flughafens sind Tausende ausländischer Touristen und Geschäftsleute gestrandet.
Ein Geschäftsbesitzer schlüpft in seinen geschlossenen Laden.
Fahrräder und Rikschas werden zum einzigen Verkehrsmittel, die frei in der Stadt verwendet werden dürfen.
Nachdem Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, will ein Mädchen «Schulweg» spielen.
Ein sonst geschäftiger Strassenmarkt ist leergeräumt.
Eine Fussgängerin überquert eine der grössten Kreuzungen der Stadt – und schützt sich mit Schirm vor der Sonne.
Nachdem der Smog verschwunden ist, sind mit einem Mal ein blauer Himmel und bunte Häuser zu sehen.
Bis Mitte April gab sich Nepal der Illusion hin, das Coronavirus sei besiegt. Doch dann kam es anders: In einer Welle nie erahnten Ausmasses schlitterte das Land in die zweite Corona-Krise – mittendrin «blue News»-Kolumnistin Caroline Fink.
Ich stehe an einer Strassenkreuzung in Kathmandu und es ist so still wie nachts auf einem Schweizer Dorfplatz. Ein Streifenhörnchen klettert durch eine Baumkrone über mir, eine Krähe setzt sich auf eine Werbetafel, die auf der Verkehrsinsel steht, und krächzt.
Die nepalesische Hauptstadt ist in einen Dornröschenschlaf gefallen, seitdem die Regierung Ende April wegen steigender Corona-Zahlen einen Lockdown verhängt hat.
Als ich Ende März in Nepal einreiste, um eine Berg-Expedition zu filmen, lagen die Fallzahlen seit Monaten so tief, dass man Corona glatt vergessen konnte. Den meisten Menschen war der monatelange Lockdown des Vorjahres zwar noch im Gedächtnis: Kinder gingen während Monaten nicht zur Schule, Geschäfte – insbesondere der Tourismus und die Bergsteigerei – litten wie nie zuvor. Unterstützung seitens Regierung gab es keine.
Im März dieses Jahres aber ging das Stadtleben wieder seinen gewohnten Gang. Einzig die Masken, die man in der Öffentlichkeit trug, erinnerten an die Pandemie. Wobei sie diesen Frühling weniger vor dem Virus, umso mehr aber vor dem Smog schützten:
Zur Autorin: Caroline Fink
Bild: Gaudenz Danuser
Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.
Nach einem trockenen Winter loderten im ganzen Land Waldbrände, deren Rauchfahnen sich in Kathmandu – mit Abgasen und Industrieschmutz – zur schlechtesten Luft der Welt vereinten. Kathmandu lag in einem erdfarbenen Dunst; die Sonne schimmerte nur noch als orange Scheibe vom Himmel, während ein Strom hupender Autos, Motorrädern und Lastwagen durch die Strassen dröhnte und Polizisten auf Verkehrsinseln unentwegt in ihre Trillerpfeifen bliesen.
Der letzte Mensch auf Erden
Nun ist es still. Nur einzelne Autos und Motorräder mit «besonderer Erlaubnis» fahren vorbei. Einzelne Leute radeln auf Velos der Strasse entlang, andere gehen zu Fuss. Wahrscheinlich sind sie unterwegs zu einem Spital oder einer Apotheke. Apotheker dürfen ihre Geschäfte als Einzige den ganzen Tag über öffnen, während Supermärkte nur von 6 bis 9 Uhr morgens offen sind.
Dann, während ich am Strassenrand stehe und auf die leere Kreuzung starre, höre ich auf einmal jemanden rufen. Ich drehe mich um und sehe einen Rikschafahrer, der mir winkt und quer über die Strasse zu mir fährt. Ob ich mitfahren wolle, fragt er. Ob er legal arbeiten dürfe, frage ich zurück. «Fahrrad ist okay», sagt er und nickt. Ich bin noch nie Rikscha gefahren – es war mir immer unangenehm, dass jemand sich vor mir abmühen würde, während ich reglos im Sessel sass. Aber jetzt, wo es weder Taxis noch Busse gibt?
Schweiz schickt Hilfsgüter
Die Schweiz unterstützt Nepal im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Am Freitag hat sie ein Frachtflugzeug mit 30 Tonnen an humanitären Hilfsgütern in den Himalaja-Staat geschickt. 1,1 Millionen Antigentests, 40 Beatmungsgeräte, zehn Sauerstoffkonzentratoren sowie Schutzmaterial waren an Bord. Die Gesamtkosten der Hilfsaktion beziffert das Aussendepartement EDA mit rund 7,5 Millionen Franken.
Minuten später sitze ich unter einem geblümten Baldachin und der Mann – makellos sauberes Hemd und ebenso sauberer Herrenhaarschnitt – tritt vor mir in die Pedale. Dank ihm unternehme ich eine Stadtrundfahrt in einer Stadt im Ausnahmezustand. Fahre vorbei an Reihen von Geschäften, deren metallene Jalousien geschlossen sind. Sehe einen Strassenmarkt mit leeren Ständen und Geschäftshäuser, deren Vorplätze nun einzig den schlafenden Hunden gehören. Selbst ein hinduistischer Tempel wirkt wie verlassen, die Kerzenhalter leer, ein Bettler sitzt davor wie der letzte Mensch auf Erden.
«Wie ein Buschbrand»
Nepal schlitterte unvorbereitet in diese zweite Corona-Welle. Politiker waren – wie so oft in diesem Land – seit Monaten mit ihren eigenen Interessen beschäftigt und das Volk demonstrierte in Kundgebungen gegen ebendiese Politiker und feierte in Gruppen religiöse Feste.
Selbst als sich im grossen Nachbarland Indien die zweite Welle anbahnte, traf Nepal kaum Vorbereitungen für einen erneuten Anstieg der Fallzahlen. Danach war es zu spät: «Like a wildfire» – wie ein Buschbrand – hätte sich das Virus ausgebreitet, lese ich in hiesigen Medien. Mitte Mai zählt Nepal bei 30 Millionen Einwohnern täglich rund 9000 neue Infektionen und 150 Todesfälle.
Zahlen, die zwar mit jenen in der Schweiz vergleichbar sind, doch im Unterschied zum Alpenland liegt die Positivitätsrate der Tests in Nepal bei schwindelerregenden 50 Prozent. Die Spitäler sind gemäss Medienaussagen längst überlastet; sie nehmen keine neuen Patienten mehr auf, da ihnen immer wieder der Sauerstoff ausgeht.
In den Strassen Kathmandus indes ist nichts davon zu sehen. Uniformierte bewachen die Eingänge der Kliniken und Spitäler, an denen wir vorbeifahren. Die Dramen spielen sich hinter den Mauern ab. Sowohl die medizinischen wie auch die sozialen: Während meiner Rikschafahrt frage ich mich immer wieder, wo wohl all die Bettlerinnen sind, die sonst mit ihren Babys am Strassenrand sitzen.
Die Gemüsefrauen, die eine Handvoll Auberginen und Maiskolben auf dem Trottoir feilbieten. Oder der Mann, bei dem man sich für zwanzig Rappen auf einer mit Plastikdiamanten verzierten Waage wiegen lassen konnte. Wo kriegen diese Menschen nun ihr tägliches Brot her? In einem Land, während dessen Lockdown jeder sich selbst überlassen ist.
Eine unvorstellbare Macht
Und doch – als wäre es die Ironie des Schicksals – sind die Farben in die Stadt zurückgekehrt. Anders als sechs Wochen zuvor, blicke ich nun in einen hellblauen Himmel, durch den Schäfchenwolken ziehen. Und als hätte jemand das Firmament mitsamt der Stadt gewaschen, scheine ich erstmals die Häuser am Strassenrand zu sehen: rote, blaue, gelbe Bauten, kleine und grosse, schmale und breite – manche in der verblichenen Grandezza der 50er-Jahre, andere aus Backstein mit schiefen Holzstiegen, wieder andere in Form kleiner Plattenbauten mit Fassaden, so bunt wie hinduistische Heiligenbilder.
Ja selbst Hügel innerhalb der Stadt werden auf einmal sichtbar: Mal steige ich aus der Rikscha aus und gehe zu Fuss bergauf, dann wieder rumpeln wir bergab, während der Fahrer die Bremsen zieht, bis seine Knöchel weiss sind. Dazwischen überqueren wir einen Fluss, um dann wieder für einen Augenblick über die Stadt hinwegzublicken: auf das bunte Häusermeer, auf Parks mit buschig-grünen Baumkronen und Hügel in der Ferne.
Als ich am Ende der Fahrt vor meinem Hotel wieder aussteige, weiss ich einmal mehr: Corona hat eine Macht über uns Menschen, wie wir sie uns nie vorzustellen gewagt hatten.
Eine Macht, die selbst den unentwegt dröhnenden Moloch Kathmandu in einen Ort der Ruhe verwandelt hat. Ohne aber die Probleme der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zu lösen.