KolumneWie wir uns auf dem Gross Mythen als Störenfriede entpuppten
Von Caroline Fink
18.5.2020
Wir planten ein einsames Biwak bei Vollmond auf dem Gross Mythen. Doch es kam anders: Grillfeuer, Kletterpassagen, Jodlerchörli und ein brüskierter Hüttenwart lassen uns diesen Ausflug nie mehr vergessen. Das Résumé einer Vollmondnacht – und eine öffentliche Entschuldigung.
Ein Supermond war angesagt. Ein Mondstand also, bei dem der Erdtrabant heller und grösser wirkt als sonst.
Dazu ein klarer Nachthimmel, was mich und eine Freundin dazu bewog, in die Berge zu fahren, um draussen zu biwakieren. Der Gipfel des Gross Mythen schien uns dazu geeignet: nicht weit von der Stadt gelegen, um nach der Arbeit anzureisen, und eine Aussicht wie im Panoramakino.
Am frühen Abend besagten Tages schleppen wir also unsere Rucksäcke – schwer, als wären Steine drin – die spitzen Wegkehren des Gross Mythen hoch. Und noch während des Aufstiegs taucht er in der Abenddämmerung auf: der Vollmond.
Wir bleiben stehen und staunen
Erst als vanillegelber Schnitz an einer Bergkante am Horizont, dann als hell leuchtende Kugel im Abendhimmel. Wir bleiben stehen und staunen, um dann weiter bergwärts zu steigen. Unserem einsamen Biwak, unserem Gipfel entgegen.
Doch angekommen auf dem Gipfel, staunen wir ein zweites Mal: Alle flachen Plätzchen sind besetzt. Auf einem brennt ein Feuer, auf einem anderen hört eine Handvoll junger Männer Musik aus dem Radio, und eine dritte Gruppe hat ihr Zelt aufgestellt.
Die Schlüsselstelle des Tages
Etwas ratlos gehen wir im Mondlicht auf dem – gar nicht so grossen – Gipfel des Gross Mythen hin und her und entscheiden uns am Ende für den Logenplatz: die Terrasse im ersten Stock der Berghütte. Diese ist wegen der Pandemie seit Wochen geschlossen.
Der Entscheid bringt uns zwar die Schlüsselstelle des Tages ein: Mit unseren schweren Rucksäcken überwinden wir eine vier Meter hohe Kletterei im dritten Grad, die mit Passagen aus Gras, Fels, einer Betonbrüstung, Metallpfosten und einem Holzgeländer aufwartet.
Doch der Aufwand lohnt sich: Wir finden ein stilles, flaches Plätzchen für uns allein. Kochen auf dem Gaskocher bald Couscous, blicken zum Mond und schlummern wenig später in unseren Schlafsäcken ein.
«Ein perfekter Tag»
Das Jodlerchörli, das einige Stunden später, bei Tagesanbruch, mit einem Ständchen sämtliche Biwakierer weckt, ist gut gelaunt. Immerhin der dampfende Kaffee, den wir uns aus der Bialetti kurz nach Sonnenaufgang in die Tassen giessen, schmeckt exquisit.
Vielleicht auch, weil wir ihn trinken, während wir noch in den Schlafsäcken auf den Isomatten sitzen. «Ein perfekter Tag», finden wir. Bis ich mit einem Mal hinter dem Stubenfenster eine Gestalt auftauchen sehe: den Hüttenwart.
Als er uns entdeckt, steht ihm die Wut ins Gesicht geschrieben. Ich meine, ihn zittern zu sehen. Doch schimpft er kaum. «Das ist eine Privatterrasse.» Mehr sagt er nicht. Worauf wir uns aus dem Staub machen und den zweiten Kaffee unter dem Gipfelkreuz brauen.
Falls er diesen Text liest, so ist dies meine öffentliche Entschuldigung für unser Biwak auf seiner Terrasse. Und falls Sie, liebe Leserschaft, den nächsten Ausflug planen: Die Hütte auf dem Mythen ist wieder geöffnet. Und falls Sie oben sind: Kaufen Sie doch Nussgipfel und Kaffee bei ihm. Er hat es verdient.
Zur Autorin:Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.
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Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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