KolumneWarum Zürichs Urwald unter Experten europaweit beachtet wird
Von Caroline Fink
9.3.2020
Hinter Zürich entwickelt sich ein Wald nach seinen eigenen Gesetzmässigkeiten. Ein Experiment, das unter Experten Aufsehen erregt. Nur die Stadtzürcher, de facto Besitzer des Waldes, wissen kaum etwas davon.
Bereits als Kind lernten die meisten von uns, was Urwald ist: Dschungel und Lianen, wilde Tiere, Tarzan und Jane oder Mogli und Balu. Auch ich sass gebannt im Kino, als das «Dschungelbuch» lief, und spielte oft im Wald.
Doch was genau Wald, Urwald, Dschungel waren – es kümmerte mich weder als Kind noch als Erwachsene.
Bis ein Verlag vor zwei Jahren ein Projekt an mich herantrug: ein Buch über den Sihlwald. Den Zürcher Stadtwald also, der Zürich seit jeher mit Holz versorgte, bevor man vor rund dreissig Jahren entschied, diesen künftig zu einem Urwald werden zu lassen. Um genau zu sein: zu einem sekundären Urwald, denn primärer Urwald kann nur sein, was nie vom Menschen verändert wurde.
Ich nahm das Projekt an und lernte sehr rasch zwei Dinge: Erstens gibt es in der Schweiz in weiten Teilen fast nur «Forst», also bewirtschafteten Wald. Zweitens nimmt in Zürich kaum jemand Notiz vom entstehenden Urwald in Stadtnähe, der unter Experten europaweit für Aufsehen sorgt als ein faszinierendes Experiment, in dessen Rahmen sich Wald wieder selbst organisiert, wie er dies während Jahrtausenden tat.
Was überhaupt ist Wald?
Je öfter ich mich im Sihlwald aufhielt, desto mehr fragte ich mich: Was überhaupt ist Wald? Offenbar viel mehr als «viele Bäume»! Ich entdeckte eine Welt mit ganz eigenen Geräuschen, Lichtstimmungen, Atmosphären.
Und eine Welt, die viel mit den Bergen – wo ich mich sonst oft aufhalte – gemeinsam hatte: Wald wie auch Berge überdauern Zeiträume, die wir Menschen kaum zu erfassen mögen. Und wie das Hochgebirge auch war der Wald bei unseren Vorfahren während Jahrhunderten ein Ort von Mythen und Märchen.
So ist der Wald in alten Erzählungen ein Ort von Geistern und Feen. Mal verzaubert, mal unheimlich oder gefährlich. Gefährlich auch ganz konkret für die Obrigkeit, deren Kontrolle er sich immer entzog: Der sagenhafte Robin Hood lebte mit seinesgleichen nicht am Strand, sondern in Sherwood Forest.
Die Germanen schlugen die weitaus überlegenen Römer nicht bei einer Schlacht auf offenem Felde, sondern im Teutoburger Wald. Und bereits beim Singen in der Schule wussten wir: «Lustig ist das Zigeunerleben, faria, fariaho. Brauch'n dem Kaiser kein Zins zu geben, faria, fariaho. Lustig ist's im grünen Wald, wo des Zigeuners Aufenthalt.» So war das also.
Kein Wunder räumten unsere Vorfahren mit praktisch allen Urwäldern in Europa auf. Wald sollte geordnet sein, genauso wie das Zinswesen des Staates. Und genauso wie unsere eigenen Leben vielleicht.
Bloss: Lassen sich Wald und Leben immer ordnen? Und wenn ja, was ist der Preis dafür?
Nun, das sind grosse Fragen. Doch wer ihnen ein wenig auf den Grund gehen – oder einfach einen erholsamen Nachmittag verbringen – will, setzt sich am besten im Hauptbahnhof Zürich in die Sihltalbahn und steigt 34 Minuten später wieder aus. Denn dort breitet sich der Sihlwald aus. Ein Ort, an dem sich die Dinge seit 30 Jahren wieder wie von selbst ordnen, indem wir ihnen ihren Lauf lassen.
Zur Autorin:Caroline Fink ist Fotografin, Autorin und Filmemacherin. Selbst Bergsteigerin mit einem Flair für Reisen abseits üblicher Pfade, greift sie in ihren Arbeiten Themen auf, die ihr während Streifzügen in den Alpen, den Bergen der Welt und auf Reisen begegnen. Denn von einem ist sie überzeugt: Nur was einen selbst bewegt, hat die Kraft, andere zu inspirieren.
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Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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