SprachpflegerWann steht zwischen Wiewörtern ein Komma?
Von Mark Salvisberg
22.7.2020
Warum muss zwischen Wiewörtern mal ein Komma gesetzt werden und mal nicht? «Eine Frage des Bezugs», meint der Sprachpfleger.
Adjektive werden durch Komma voneinander getrennt, also: ein schöner, bunter Garten. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Ein wohlschmeckendes italienisches Gericht ist ebenso korrekt. Das stiftet Verwirrung.
Mal mit Komma, mal ohne – könnte man die Interpunktion nicht vereinheitlichen? Lieber nicht, denn dort zu «vereinheitlichen», wäre der Verständigung hinderlich. Was für einen Bezug Wörter zueinander haben, ist und bleibt wichtig.
Gleicher Bezug heisst: Komma
Sind Adjektive auf derselben Ebene, wie beim schönen, bunten Garten, so setzt man ein Komma. Gleicher Bezug bedeutet: Die Adjektive können umgestellt werden, ohne dass dies komisch anmutet: ein bunter, schöner Garten. Oder es kann ein und eingebaut werden: ein schöner und bunter Garten.
Ohne Komma, das heisst: Da ist etwas «passiert»
Oft fehlt zwischen zwei Adjektiven (oder Partizipien) ein Komma. Dies ist dann der Fall, wenn zwischen dem letzten Adjektiv und dem nachfolgenden Substantiv ein engerer Bezug besteht, die letzten beiden Wörter also eine Einheit bilden. Hier sind vier Gruppen besonders häufig vertreten, nämlich wenn es um Farben geht (ein wunderbarer blauer Himmel), um Materialien (ein morscher hölzerner Pfeiler), um die Herkunft (ein erfolgreicher spanischer Schriftsteller) sowie um die Zugehörigkeit (eine dringende behördliche Mitteilung).
Deshalb heisst es auch kommafrei: der heutige bunte Abend, es ist der bunte Abend, der heute stattfindet.
Das nächste Beispiel ist das florierende deutsche Unternehmen.Florierend und deutsch weisen nicht auf dasselbe hin. Es handelt sich um ein deutsches Unternehmen, das floriert. Florierend beschreibt also deutschesUnternehmen. Machen wir den Umkehrtest: ein deutsches florierendes Unternehmen? Oder den Und-Test: ein deutsches und florierendes Unternehmen? Nein, ein Komma wäre lächerlich.
Im Weiteren kann das erste Adjektiv auch das zweite beschreiben, dort darf ebenso kein Komma gesetzt werden: die schelmisch grinsende Schülerin. Das Adjektiv schelmisch hat hier die Funktion eines Adverbs, es erklärt die Art und Weise des Grinsens. Sie erkennen es an der fehlenden Endung.
Je nach Schreibweise ist Verschiedenes gemeint
Ein Komma kann viel ändern. Ihre früheren bekannten Arbeiten bedeutet: ihre bekannten Arbeiten von früher. Mit Komma aber heisst dies, dass nur ihre früheren Arbeiten bekannt waren: ihre früheren, bekannten Arbeiten.
Seien Sie bei der Kommasetzung also gleich wählerisch wie beim Essen. Für mich zum Beispiel geht nichts über gesunde, pflanzliche Kost. – Sie haben recht, pflanzliche Kost ist hier als feste Verbindung zu betrachten; also ist ein Komma zu viel gesprossen.
Zur Person:Mark Salvisberg war unter anderem als Werbetexter unterwegs. Der Absolvent der Korrektorenschmiede PBS überarbeitet heute täglich journalistische Texte bei einer grösseren Tageszeitung.
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