Ausnahmesituation Tipps für Familien – so lebt es sich in der Corona-Quarantäne

Claudia Wittke-Gaida, dpa

17.3.2020

Plötzlich Ferien: Wenn Schulen und Kitas geschlossen sind, stehen Eltern vor der Herausforderung, ihre Kinder in dieser aussergewöhnlichen Situation zu betreuen.
Plötzlich Ferien: Wenn Schulen und Kitas geschlossen sind, stehen Eltern vor der Herausforderung, ihre Kinder in dieser aussergewöhnlichen Situation zu betreuen.
Bild: iStock

Die ganze Familie sitzt in selbst verordneter oder veranlasster Quarantäne in den eigenen vier Wänden fest – und das gleich mehrere Wochen lang. Wie geht man mit dieser Ausnahmesituation um?

Die ganze Familie darf das Haus nicht verlassen und sitzt in selbst verordneter oder veranlasster Quarantäne in den eigenen vier Wänden fest. Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern gleich mehrere Wochen lang.

Wie meistert man solch eine Zeit möglichst ohne Frust und ohne dass die Kinder einen Koller kriegen?

«Am Anfang ist sicher das Bedürfnis da: Jetzt schlafen wir alle mal richtig aus», prophezeit die Erziehungsexpertin Nicola Schmidt. Doch die Buchautorin («Erziehen ohne Schimpfen») warnt davor, dass man auf Dauer alles schleifen lässt, abends ewig aufbleibt und bis mittags schläft. «Nach drei Tagen sollte damit Schluss sein», rät Schmidt.

Positive Einstellung ausstrahlen statt zu motzen

Denn die innere Uhr spiele sonst verrückt – gerade bei Kindern. Sie drehen dann nachts auf und wollen spielen oder fordern Bespassung. «Zudem braucht das Gehirn Struktur, das kennt man aus der Forschung über Schiffbrüchige», sagt Schmidt. Es sei erwiesen, dass Menschen mit angemessener Tagesstruktur Ausnahmesituation besser meistern.



Wichtig sei auch, dass Eltern ihren Kindern gegenüber eine positive Einstellung ausstrahlen statt zu motzen und über alles zu nörgeln. «Versuchen Sie, das Schöne zu sehen. Etwa: Ich habe endlich mal Zeit, meinem Kind beim Spielen zuzusehen. Das ist doch wunderbar», sagt die Expertin.

Wer kleine schöne Dinge im Alltag beobachtet, sollte das auch seinen Kindern gegenüber kommunizieren – etwa «Guck mal, die Pflanze bekommt eine neue Blüte» oder «Schau, da vor dem Fenster! Siehst du den kleinen Piepmatz? Wo der wohl sein Fressen findet?».

Kinder nicht vor dem Bildschirm parken

Auch wenn die Versuchung gross ist: «Parken Sie Ihr Kind nicht zwei Wochen lang vor irgendeinem Bildschirm!», warnt Schmidt, die selbst zweifache Mutter ist. «Denn die Kinder können diesen Stress in den eigenen vier Wänden ohne Tobemöglichkeit draussen nur schlecht abbauen und sie drehen immer mehr auf.»

Stattdessen empfiehlt Schmidt gemütliches Vorlesen: «Sorgen Sie jetzt schon für gute Bücher», rät die Expertin zur Vorbereitung auf einen möglichen Quarantänefall.



Die unvorhergesehene Familienzeit sei auch wie gemacht für gemeinsames Spielen. «Eltern sollten sicherstellen, dass Spielzeug im Haus ist, das mehrere Funktionen hat», rät Schmidt. Am besten etwas zum Bauen wie Plastik- oder Holzbauklötzchen oder erweiterbare Eisenbahnanlagen. «Es lassen sich aber auch schöne viele Dinge bauen aus Pappkartons oder Klopapier-Pappröhrchen, etwa ein Piratenschiff mit Ferngläsern, Autorampen oder Puppenhäuser», schlägt Schmidt vor.

Auch Masken basteln könne eine Möglichkeit sein – mit Pappmaché aus Zeitungen und Kleber. «Wichtig ist, dass die Kinder ein sichtbares Ergebnis sehen. Nur das garantiert einen Dopamin-Ausstoss, der uns alle abends zufrieden ins Bett fallen lässt», erklärt die Expertin.

Grossputz muss schlau organisiert sein

Und wenn Eltern während einer Isolationszeit auf die Idee kommen, das ganze Haus zu putzen oder den Keller auszumisten? «Dann sollten sie das schlau anstellen», sagt Schmidt. Wer anordnet: «Jetzt wird der Keller ausgeräumt und du hilfst», habe schon verloren.

Besser sei als Ansatz: «Ich weiss, dass im Keller noch altes Spielzeug ist. Kannst du dich noch an das grüne Männchen erinnern? Lass uns doch mal schauen.»



Beim «nur mal schauen», mache man dann ständig neue Entdeckungen: «Guck mal hier... und hier. Erinnerst du dich noch? Damit hast du mal ... Ach, war das schön ...» Dieses Prinzip helfe beim Bad säubern: «Schau mal, wie toll man mit der Sprühflasche Schaum verschiessen kann. Du darfst jetzt mal die ganze Wanne einschäumen.» Das klappe auch in der Küche: «Jetzt machen wir Eischnee. Und du darfst es schaumig schlagen. Mal sehen, ob du es schaffst, es so dick zu kriegen, dass du dir es über den Kopf hältst und nichts tropft raus.»

Doch Nicola Schmidt warnt: «Bitte diese Tätigkeiten nicht überziehen! Sie können das Kind nicht sechs Stunden im Keller ackern lassen. Bei 3-Jährigen muss nach 15 Minuten Schluss sein, bei 11- bis 12-Jährigen sollte es auch spätestens nach zwei Stunden ‹Ende Gelände› heissen.»

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