Übersicht
Live Fussball
Ligen
Übersicht
Live Wintersport
Resultate und Wertungen FIS
Resultate und Wertungen IBU
Übersicht
Live Eishockey
Resultate und Tabelle
Übersicht
Live Tennis
Turniere
Resultate
Übersicht
Live Motorsport
Rennen und Wertungen
Dienste
blue news – social media
Swisscom
- Sport
- Live & Resultate
- Fussball
- Fussball-Videos
- Fussball Frauen
- Ski
- Hockey
- Tennis
- Motorsport
- Weitere
- Sport im TV
- Fussball
- Super League
- Challenge League
- Champions League
- Fussball Frauen
- Bundesliga
- Premier League
- Serie A
- LaLiga
- Ligue 1
- Europa League
- Conference League
- Videos
Bötschi fragt Peter Marvey: «Ich habe das noch nie jemandem erzählt»
Von Bruno Bötschi
11.11.2019
Er gehört zu den berühmtesten Illusionisten der Welt: Peter Marvey erzählt von einer denkwürdigen Panne, verrät, wie viel ein Zaubertrick kostet und spricht erstmals über die Trennung von seiner langjährigen Freundin.
Ein kalter Herbstnachmittag an einem wenig zauberhaften Ort – zumindest auf den ersten Blick: Im Gewerbegebiet von Feusisberg SZ hat sich Peter Marvey vor zehn Jahren seinen Traum erfüllt, das Magic-House, «wohl das weltweit einzige Privathaus mit Theater».
Das Besondere an dem Gebäude? Eben Magic und House. Vom Wohnungseingang führt eine Showtreppe aus Plexiglas hinauf ins Turmzimmer. So könne er täglich das Treppensteigen üben für seine Bühnenauftritte, sagt der 48-Jährige.
Weil das Magic-House «nur» für 99 Gäste Platz bietet und die Bühne zwar über drei Stockwerke geht, aber nicht besonders breit ist, wechselt Marvey regelmässig in grössere Hallen im In- und Ausland. Diesen Dezember präsentiert er einen Monat lang in der Maag-Halle Zürich ein schwebendes Auto.
Herr Marvey, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach ‹weiter›.
Okay, ich bin parat.
Simsalabim oder hocus pocus fidibus?
Es funktioniert beides – und hin und wieder verwende ich während einer Show auch beides zusammen.
Magier und Zauberer?
Noch lieber ist mir die Berufsbezeichnung ‹Illusionist›. Weil es genauer beschreibt, was ich auf der Bühne mache.
Was halten Sie von Hazel Brugger?
Sie ist super frech – und das gefällt mir super gut.
Basteln Sie gern?
Sehr gern.
Können Sie mit Farbstiften etwas Schönes malen?
Ich bevorzuge schwarz-weisse Skizzen. Als Kind hasste ich das Ausmalen von Zeichnungen richtiggehend.
Mögen Sie Farben nicht?
Doch sehr, nur nicht beim Zeichnen.
Ist der Konsumterror vor den Festtagen ein Wahnsinn?
Hin und wieder spaziere ich durch einen Weihnachtsmarkt und denke: Wahnsinnig, was es da alles zu kaufen gibt. Aber noch wahnsinniger ist, dass ich nichts von alledem benötige und deshalb einfach nur gucken und geniessen kann.
Weihnachtsbaum – ja oder nein?
Ja.
Wo steht Ihr Weihnachtsbaum?
Neben dem Fernseher – dekoriert wird er gemeinschaftlich. Meine besondere Aufgabe ist am Ende die Verkabelung des Baumes.
Mögen Sie Tischbomben?
Ist schon ewig her, dass bei mir auf dem Tisch eine explodierte. Kann aber eine ganz lustige Sache sein.
Feiern Sie Geburtstag?
Ja.
Wenn in zwei Jahren der nächste runde Geburtstag ansteht, wird er so gross gefeiert wie Ihr letzter Runder?
Möglich wäre es, die Planung hat aber noch nicht begonnen.
Lieblingskuschelfilm?
Es müsste ein Zeichentrickfilm sein ... – aber mir fällt gerade keiner ein.
Das war das erste lustige Ding. Aber komisch, Marvey selber scheint das nicht so zu sehen, dass er gerade lustig war. Er bleibt konzentriert.
Lieblingsschauspielerin?
Da kommt mir auf die Schnelle auch keine in den Sinn. Ich bin leider in Sachen Filme nicht wirklich up to date, weil ich in den letzten zwölf Monaten nicht ein einziges Mal im Kino gewesen bin. Was auch damit zu tun hat, dass ich eine Leinwand besitze – also sozusagen ein Kino daheim.
Welchen Film schauten Sie dort zuletzt?
Vor drei Tagen sah ich die Komödie ‹Crazy, Stupid, Love›. Komödien sind mein bevorzugtes Filmgenre. Ich mag es, wenn mir nach einem Film vor lauter Lachen das Bauchfell wehtut.
Können Sie ein Beispiel nennen?
‹Very Bad Things› von Regisseur Peter Berg ist einer meiner Favoriten. Der Film befasst sich auf zynische Art und Weise mit einer missglückten Junggesellenfeier von einigen Freunden in Las Vegas und deren Folgen. Es geht um Mord und Totschlag – und trotzdem muss man ständig lachen.
Sie mögen schwarzen Humor?
Sehr sogar.
Wie haben Sie Ihre Freundin Viviane Vega kennengelernt?
Vivi habe ich vor über zehn Jahren kennengelernt – aber wir sind nur noch geschäftlich liiert. Privat haben wir uns vor anderthalb Jahren getrennt.
Das tut mir leid.
Kein Problem, das wissen viele noch nicht, denn wir arbeiten nach wie vor wunderbar zusammen.
Welcher Nachname steht in Ihrem Pass: Marvey oder Wollenmann?
In meinem Pass steht mein bürgerlicher Name: Peter Marcel Wollenmann.
Warum ist der Name Marvey nicht in Ihrem Pass eingetragen?
In der Schweiz sind Zusatznamen im Pass nicht erlaubt. Ich liess dies vor Jahren einmal abklären. Ich hätte also den Nachnamen von Wollenmann auf Marvey ändern müssen. Das wollte ich nicht.
Gibt das nie Probleme mit Ihrem Nachnamen, etwa beim Einchecken im Hotel oder am Flughafen?
Doch einmal – das Flugticket war auf Marvey statt Wollenmann ausgestellt.
Konnten Sie trotzdem fliegen?
Es hat einige Nerven gekostet, aber nachdem der Name auf dem Ticket angepasst worden war, durfte ich ins Flugzeug einsteigen.
Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich?
Einer meiner grossen Träume war das Fliegen. Ein Traum, dem ich auch in meiner neuen Show ‹Peter Marvey & Friends – Stars of Illusion›, die im Dezember in Zürich zu sehen sein wird, viel Platz einräume. Es wird unter anderem auch ein kurzes Video zu sehen sein, das zeigt, wie ich schon als Kind versucht habe zu fliegen.
Neue Illusionen testet Marvey beim ersten Mal in seinem Magic House – also daheim ohne Publikum. Glückt es, kommen die Zuschauer in den Genuss. Und nur darauf zielt Marveys Tun ja ab.
Bauten Sie sich Flügel, stiegen auf einen Berg und wollten davonfliegen?
So in etwa. Keine Angst, die Situation wurde nie lebensgefährlich. Es war mir immer bewusst, dass ich trotz der Flügel nicht wirklich fliegen kann.
Wann flogen Sie zum ersten Mal in einem Flugzeug?
Kostentechnisch kam das für unsere Familie sehr lange nicht infrage. Ich war zehn, als mir meine Eltern einen Flug nach Genf schenkten. Zurück fuhren wir mit dem Zug. Wir sind damals wirklich nur wegen des Fliegens geflogen.
Ich bekam – wie Sie scheinbar auch – als Achtjähriger von meinen Eltern einen Zauberkasten geschenkt. Nach kurzer Zeit verräumte ich den Kasten im Schrank. Sie nicht. Warum?
Die Zauberei fasziniert mich seit je. Ich war fünf oder sechs Jahre alt, als ich die ersten Erlebnisse hatte, bei denen ich spürte, dass sie einmal ganz wichtig in meinem Leben sein würden. Nur wusste ich damals noch nicht, wieso.
Von welcher Art Erlebnissen reden Sie?
Es passierten damals schon kleine zauberhafte Dinge – zum Beispiel blieb eine Memorykarte an meiner Hand kleben.
Mit 14 entdeckten Sie in der Bibliothek ein Zauberbuch, das Ihnen den ‹Ärmel richtig reingenommen› hat.
Das stimmt. Damals tat sich nochmals eine ganz neue Welt für mich auf. Das Buch zeigte mir, dass die Zauberei lernbar ist. Bis dahin glaubte ich, grössere Illusionen würden einem vom Vater oder der Mutter weitervererbt.
Weshalb wollten Sie die Maturaprüfung verschieben?
1991 war der Weltkongress der Zauberer – er findet nur alle drei Jahre statt –, in Lausanne. Mir war klar: Ich muss dahin, koste es, was es wolle. So eine Gelegenheit gibt es nicht so schnell wieder. Sogar David Cooperfield war da. Deshalb versuchte ich die Maturaprüfung zu verschieben – aber leider konnte ich damals noch nicht so gut zaubern. (lacht)
Demnach klappte es nicht mit der Verschiebung?
Leider nein – ich konnte deshalb nur zwei Tage am Kongress dabei sein. Danach musste ich wieder zurückfahren und die Maturaprüfung absolvieren.
Was sagten Ihre Eltern, als Sie Ihr Architekturstudium schon nach kurzer Zeit wieder abbrachen?
Ich wusste lange nicht, was ich studieren soll. Ich legte deshalb zwei Zwischenjahre ein. Während dieser Zeit frönte ich ausschliesslich der Zauberei. Ich beteiligte mich mit meiner ersten Nummer ‹Magic Hands› an Wettbewerben, erzauberte mir Preise im In- und Ausland. Mit 20 führten mich Engagements bereits nach Japan und in die USA.
Sie waren auf dem besten Weg, ein erfolgreicher Zauberer zu werden. Wieso wollten Sie trotzdem noch ein Studium absolvieren?
Vielleicht weil ich Schweizer bin und dachte, ich müsste zuerst etwas Richtiges lernen. Bereits nach einem halben Jahr realisierte ich jedoch, dass das für mich so nicht funktioniert. Das Schulbankdrücken war nicht mehr meine Welt.
Als Fast-Architekt: Welches ist das schönste Gebäude der Schweiz?
Die schönsten Gebäude der Welt sind für mich die Petronas-Twin-Towers...
… die stehen aber in Kuala Lumpur, Malaysia. Welches Haus gefällt Ihnen in der Schweiz besonders gut?
Das habe ich mir noch gar nie überlegt … Ich mag das Opernhaus Zürich von innen und aussen sehr, auch der Swiss Prime Tower in Zürich gefällt mir. Sehr schön finde ich zudem den Bahnhof Stadelhofen, gebaut vom spanisch-schweizerischen Architekten Santiago Calatrava.
Und welches Haus ist das Hässlichste der Schweiz?
Das hässlichste Haus der Schweiz war ein Mehrfamilienhaus in Schindellegi – es wurde vor zwei Jahren abgerissen und durch einen hübscheren Neubau ersetzt.
Sie sagten einmal: ‹Je älter ein Zauberer ist, desto glaubwürdiger wird er.›
Mit 16 Jahren wird man als Zauberer noch nicht ernst genommen, egal, was man auf der Bühne zeigt. Bis ich im Merlin-Alter bin, muss ich aber noch ein bisschen altern und meine Haare grau werden lassen. (lacht)
Haben Sie übersinnliche Kräfte?
Ich hoffe es, aber ich habe leider keinen Beweis dafür.
Tony Hassini, Präsident der Internationalen Magician’s Society, bezeichnete Marvey kürzlich als «Michelangelo der Zauberkunst». Die allerhöchste Weihe für ihn sei jedoch die Begeisterung im Publikum, sagt Marvey.
Die höchste Weihe ist die Begeisterung im Publikum und leuchtende Kinderaugen. Das muss ich mir jedes Mal von Neuem erzaubern.
Wie verhindern Sie, dass Ihre Assistentinnen Ihre Zaubertricks ausplaudern?
Meine Assistentinnen sind unter Dauerhypnose ... (lacht)
… und ernsthaft?
Im Vertrag gibt es eine Klausel – aber das ist nichts Besonderes. Auch in anderen Firmen dürfen Interna nicht weitererzählt werden.
Welche Ihrer Charakterschwächen nervt Sie am meisten?
Ich bin manchmal ziemlich ungeduldig – aber das nervt weniger mich, sondern mehr meine Mitmenschen.
Sind Sie ein mutiger Mensch?
Ich denke ja – aber ich überlege mir das gar nicht so konkret, sondern mache einfach.
Wie halten Sie sich fit?
Ich trainiere mindestens jeden zweiten Tag nach einem fixen Programm – ich habe daheim ein Fitnessraum eingerichtet und jogge auf dem Laufband.
Auf Ihrer Internetseite steht geschrieben: ‹Was der Zuschauer auf der Bühne sieht, ist etwa ein Prozent der gesamten Arbeit: tägliche Fingerübungen, Erfinden, Choreografie, Psychologie, Körpersprache, Musikbearbeitung, Lichttechnik, Produktion von ganzen Shows, Experimentieren, Einreichen von Patenten, Baupläne erstellen, Kostümdesign, Grafik, Bauen von Requisiten, Materialkunde, Mechanik, Organisation und Logistik, Zusammenarbeit mit verschiedensten Menschen auf der ganzen Erde gehören dazu.› – Welche der aufgezählten Tätigkeiten mögen Sie besonders gern?
Entwickeln und Erfinden mag ich am liebsten, weil ich dort die absolute Freiheit spüre und es keinen Zeitplan gibt. Manchmal fühlt sich das so an, als wäre ich in einem luftleeren Raum. Dabei weiss ich: Es ist kein Luftschloss, irgendwann werde ich die Illusion in der Realität vorführen können.
Was halten Sie von den täglichen Fingerübungen?
Mag ich deshalb, weil sie beruhigend wirken.
Sind Ihre Hände eigentlich versichert?
Früher, heute nicht mehr.
Auf der Bühne sind Sie ein Perfektionist. Daheim in den eigenen vier Wänden auch?
Ich habe zwei Seiten in mir – ich bin gleichzeitig Chaot und Perfektionist.
Das müssen Sie erklären.
Meine Wohnung ist sehr aufgeräumt, aber auf meinem Pult herrscht häufiger ein Chaos.
Welcher Zaubertrick, den Sie heute auf der Bühne perfekt beherrschen, brachte Sie während der Proben fast an den Rand des Wahnsinns?
Das Fliegen schien anfänglich eine uferlose Sache zu werden. Schlussendlich dauerte es fast sieben Jahre, bis die erste Flugnummer richtig funktionierte. 1999 schwebte ich als erster Magier der Geschichte in einem Theatersaal im deutschen Bremen nur anderthalb Meter über den Köpfen der Zuschauer durch die Luft.
Ihre Flug-Illusion bauten Sie später zu Ihrer Paradenummer aus – der fliegenden Pferdekutsche. Diese Nummer zeigten Sie dem CSI 2007 im Hallenstadion Zürich zum ersten Mal. Wie lange probten Sie dafür?
Es musste also relativ schnell gehen. Ich hatte nur ein Jahr Vorbereitungszeit dafür. Kurz vor dem ersten Auftritt am CSI ging auch noch etwas schief.
Erzählen Sie bitte.
Während der letzten Probe vor der CSI-Pressekonferenz bin ich von der Kutsche gefallen. Bis heute habe ich das noch nie jemandem erzählt.
Verletzten Sie sich dabei?
Zum Glück nicht – aber die Kutsche wurde beschädigt. Wir konnten sie aber glücklicherweise notdürftig reparieren, bevor die Pressekonferenz losging. Es war ein unangenehmer, total stressiger Moment. Gleichzeitig war es nichts Neues für mich. Neue Illusionen funktionieren meistens nicht sofort; der Weg bis zur Bühnenreife ist kompliziert. Meistens braucht es mehrere Anläufe dafür.
Wann haben Sie das letzte Mal einen Trick auf der Bühne vermasselt?
Kleine Fehler passieren ständig.
Und der letzte grosse Fehler?
2014 stieg während eines Halloween-Aufritts in Kuala Lumpur die gesamte Tontechnik aus. Bis endlich ein Elektriker gefunden wurde, der den Schaden reparieren konnte, vergingen fast 40 Minuten.
Zeigen Sie Ihre Flugnummer auch während Ihrer Show ‹Stars of Illusion› in Zürich?
Ja – aber in einer neuartigen Umsetzung. Zum ersten Mal werde ich zudem einen Zuschauer während der Nummer auf die Bühne bitten. Dieser kann mir aus nächster Nähe beim Fliegen zusehen – und er darf mir sogar die Hand währenddessen geben.
Könnte ich das Fliegen eigentlich auch erlernen?
Sie müssten dafür vor allem etwas verrückt sein.
Und wie viel Geld müsste ich Ihnen bezahlen, damit Sie mir den Trick verraten?
Geld ist nicht der wesentliche Punkt. Nur weil Sie wissen, wie das Fliegen funktioniert, können Sie es noch lange nicht. Sprich: Nur weil Sie in einem Flugzeug sitzen, sind Sie noch lange nicht dessen Pilot.
Fliegen ist Ihr grosser Traum – je davon geträumt, Pilot zu werden?
Ich durfte neulich ein kleines Flugzeug steuern. Aber ehrlich gesagt, das hat sich weniger nach Fliegen angefühlt, als wenn ich auf der Bühne fliege.
Fallschirmspringen – ja oder nein?
Fallschirmspringen mag ich sehr und habe es auch schon gemacht, Gleitschirmfliegen fasziniert mich jedoch noch mehr.
Möchten Sie gerne auf den Mond fliegen?
Ja, aber …
... warum aber?
Ich würde erst auf den Mond fliegen wollen, wenn die Fluggeräte absolut sicher sind. Aktuell wäre mir das Risiko viel zu gross.
Werden Sie häufig gefragt: Wie geht das denn?
Ja, aber die meisten Leute gehen nicht davon aus, dass ich es ihnen erzähle. Erklärungen gebe ich immer, nur nicht immer die richtigen. In der Schule wurde uns etwa erklärt, Kernkraftwerke seien sicher. Nach dem Atomunglück in Tschernobyl lernten wir, dem ist nicht so. Das ist traurig, und es zeigt: Täuschungen sind oft näher an der Realität. Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Sie sagten einmal, dass sich Kinder schwerer täuschen lassen als Erwachsene. Warum?
Kinder sind noch nicht verbildet und denken überhaupt nicht in Rastern. Ältere Menschen setzen automatisch sehr viel voraus: Eine Kaffeetasse ist heiss, es hat Flüssigkeit darin, und so weiter. Das nutze ich als Magier aus – ich hinterfrage alles Wissen, was die Menschen als logisch annehmen. Deshalb lassen sich gebildete Menschen oft einfacher täuschen als Ungebildete.
Gibt es eigentlich noch neue Zaubertricks, die man erfinden kann? Oder sind alle erfunden?
Wer sagt, es sei schon alles erfunden, gehört sicher nicht zu jenen Menschen, die noch etwas Neues erfinden werden.
Verraten sei noch dies: In der Maag-Halle in Zürich wird Marvey – neben jenem schwebenden Auto – noch eine brandneue Illusion versuchen. Er will sich frei in der Luft schwebend von seiner Assistentin in zwei Stücke zersägen lassen.
Es gab schon viele Höhepunkte in Ihrer Karriere als Illusionist und Magier. Ich nenne Ihnen jetzt zwei davon, und es wäre schön, wenn Sie kurz etwas dazu sagen könnten: Als 24-Jähriger überreichte Ihnen Prinz Albert am Grand Prix von Monte Carlo den ‹Goldenen Zauberstab›.
Das war einer der Höhepunkte in meiner bisherigen Karriere. Obwohl ich damals wahrscheinlich der einzige im Saal war, der nicht wusste, wer der Herr ist, der mir den Preis überreichte. Mir wurde erst danach klar, dass mir ein richtiger Prinz die Hand geschüttelt hatte.
Selbst Siegfried & Roy konnten von Ihnen lernen: Für die extravagante Comeback-Show in Las Vegas übernahm das weltberühmte Magierduo eine von Ihren Nummern.
Siegfried besuchte vor zehn Jahren eine der ersten Vorstellungen in meinem ‹Magic House› in Feusisberg. Eine der Illusionen schloss er dabei sofort ins Herz, weil er zuerst dachte: Das ist unmöglich. Nach der Vorstellung kam er auf mich zu und fragte, ob er die Nummer übernehmen dürfe für die allerletzte Vorstellung von Siegfried & Roy.
Wie viel mussten Siegfried & Roy bezahlen, dass Sie Ihren Zaubertrick auf der Bühne zeigen durften?
Das ist ohne Zahlung passiert – aber natürlich haben sie alle Unkosten übernommen. Ich bin extra nach Las Vegas geflogen, um Siegfried & Roy den Trick beizubringen. Nach der Show fragte mich Siegfried, ob er die Illusion als Andenken behalten dürfe. Das wollte ich jedoch nicht, weil ich sie ebenfalls noch zeigen wollte während meiner Shows. Sollte ich die Illusion aber dereinst einmal nicht mehr zeigen, werde ich sie Siegfried schenken.
Zum Schluss kommen wir noch zum grossen Talenttest – Sie schätzen bitte Ihr Talent von null Punkten, keinerlei Talent, bis zu zehn Punkten, maximales Talent, ein. Ihr Talent als Gärtner?
Fünf Punkte.
Begründung?
50 Prozent meiner Pflanzen gehen ein. (lacht)
Sänger?
Null Punkte. Ich habe seit Jahren nicht mehr gesungen, weil ich absolut talentfrei bin.
Feminist?
Zehn Punkte. Frau und Mann sollen absolut gleichberechtigt leben können, obwohl sie nicht gleich sind.
Politiker?
Ich bin kein Politiker, deshalb kann ich mein Talent nicht beurteilen. Ich habe aber meine politische Meinung und gehe regelmässig abstimmen und wählen.
Könnten Sie sich vorstellen, dereinst einmal ein politisches Amt zu übernehmen?
Ich sage nicht per se ‹Nein›. Wer weiss schon, was in fünf oder zehn Jahren sein wird.
Wollen Sie auf der Bühne sterben?
Nein.
Warum nicht?
Es wäre schrecklich für das Publikum. – Andere Frage: Sehe ich schon so alt aus?
Wieso?
Weil Sie gefragt haben, wie ich sterben wolle. (lacht)
Oh, sorry, das war nicht so gemeint …
… ach, ich nehme Sie nur auf den Arm, ich liebe solche Fragen.
Tickets für die Show «Stars of Illusion» von Peter Marvey, die im Dezember in der Maag-Halle Zürich zu sehen ist, gibt es unter folgendem Link.