Kolumne am Mittag Und ewig lockt der Schotter – was sonst will Vonn wohl bei «Mörtel»?

Von Gil Bieler

30.1.2020

Lindsey Vonn begleitet in diesem Jahr Baulöwe Richard Lugner an den Wiener Opernball. Der ehemalige US-Skistar ist die jüngste Errungenschaft des 87-jährigen «Mörtel» – oder vielmehr seines Bankkontos.

Sie muss seltsam sein, die Welt des Richard Lugner. Ziemlich sicher spielt sich das Leben dort noch in Schwarz-Weiss ab, neumodische Erscheinungen wie die MeToo-Bewegung finden nicht einmal am äussersten Horizont statt.

Allein schon, wie der Wiener Bauunternehmer seine Begleitung für den diesjährigen Opernball bekannt gab. Lindsey Vonn konnte er für eine bestimmt fürstliche Summe verpflichten, wie der 87-Jährige stolz verkündete. Dazu hielt er eine Zeitschrift in die Kameras, die eine Nacktaufnahme der ehemaligen Skirennfahrerin zeigt. Hatte wohl auf die Schnelle kein anderes Bild der Amerikanerin zur Hand, der «Mörtel».

Seine Beteuerung, er habe Vonn wegen ihrer guten Deutschkenntnisse ausgewählt, war in diesem Kontext vielleicht als «spitzbübisch» gedacht. Aber bei einem, der das Prinzip der «Trophy Wife», der schönen Frau als Accessoire, so unverfroren zelebriert, wirkt das anno 2020: vorsintflutlich.



Umso erstaunlicher, dass sich immer wieder berühmte Frauen für die Rolle der Errungenschaft hergeben. Neunzigerjahre-Ikone Pamela Anderson kam 2003 nach Wien, Hotelerbin Paris Hilton 2007, Po-Ikone Kim Kardashian 2014. Filmdiva Sophia Loren folgte 1995 Lugners Einladung und war allem Anschein nach sein Lieblingsgast – «eine echte Dame». Auch andere bekannte Schauspielerinnen wie Andie MacDowell (2004) und Goldie Hawn (2017) gaben Lugners Lockruf schon nach.

Und dann war da noch Ruby Rubacuori, die 2011 in seiner Loge Platz nahm. Wir erinnern uns: Bekanntheit hatte die junge Dame als Protagonistin in der «Bunga Bunga»-Posse um Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi erlangt. Die damalige Opernball-Organisatorin, Desiree Treichl-Stürgkh, war wenig erfreut und drohte, Lugner die Einladung für das nächste Jahr zu entziehen.

Es kam anders weit: 2012 war Lugner wieder dabei, die Schauspieler Brigitte Nielsen und Roger Moore an seiner Seite.



Nun also Lindsey Vonn. Vermutlich weiss sie, auf was sie sich da einlässt. Schon mehrere von Lugners Gästen hatten sich am Ball selbst oder danach wenig amüsiert gezeigt. Popmusikerin Geri Halliwell verliess den Anlass 2005 fluchtartig, Paris Hilton verweigerte Lugner den Walzer, und Kim Kardashian zeigte sich entsetzt über rassistische Untertöne am Ball.

Richtig gut weg kommt selten einer der Beteiligten bei dieser alljährlichen Posse. Was die bekannten Damen zu einer Zusage bewegt, weiss man ja nicht. Und wer weiss, manch eine möchte vielleicht wirklich nur einmal in eine glamouröse Ballnacht eintauchen. Aber zumindest liegt dieser Verdacht nahe: Am Ende dürfte eher der Schotter als der Mörtel locken.

Nachtrag: Lindsey Vonn gab nach Lugners Pressekonferenz bekannt, dass sie nun doch nicht an den Opernball reisen wird

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Zurück zur Startseite