Kolumne«In der Corona-Krise sprechen meine Pflanzen zu mir»
Von Meinrad Furrer
6.4.2020
Der Frühling kommt bestimmt – trotz Coronavirus. Der Kolumnist glaubt, dass das Leben nach der Krise neu pulsieren wird. Aber anders als vorher.
Einen Text zur Aufmunterung in den miesen Zeiten zu schreiben, das war die Anfrage. Oh je, ob ich dem gerecht werden kann? Die Menschen stecken in so unterschiedlichen Situationen durch die Corona-Krise.
Die einen geniessen die Beruhigung des Lebens, andere bekommen psychischen Stress durch die Beschränkungen, wieder andere haben einfach massive Sorgen, wie sie die Krise überstehen.
Wer bin ich, da massgeschneidert eine Aufmunterung zu liefern? So schreibe ich einfach, was mich bewegt. Vielleicht erfreut oder ermuntert dies die eine, den anderen.
Pflanzen sind wichtig geworden
In diesen schwierigen Tagen sind mir meine Pflanzen ganz wichtig geworden. Ich freue mich, wie sie täglich sichtbar wachsen und wie einige geradezu warten, nach dem letzten Frost zu spriessen. Wenn ich auf meinen täglichen Spaziergängen genauer hinschaue als sonst, sehe ich überall die unbändige Kraft der Natur.
Sie will wachsen, nachdem vieles durch den Winter abgestorben war. Die Bäume und Sprossen am Boden warten nur so darauf, auszutreiben. Der Frühling kommt, Corona hin oder her. Auch diese Krise wird vorbeigehen und das Leben neu pulsieren. Anders als vorher, vielleicht sogar lebendiger?
Ich will daran glauben. Ich will darauf vertrauen, dass die Krise auch etwas Klärendes hat. Der Frühling kommt und macht vieles neu, ist das nicht ein wunderbares Bild des Vertrauens?
Es ist ja genug da
Meine Pflanzen auf dem Balkon sprechen zu mir. Es ist eine einfache Sprache: Es sind die kleinen Dinge, die dir viel geben. Du musst gar nicht viel tun: ausser ein bisschen Aufmerksamkeit schenken. Ich entdecke die Qualität eines alten Wortes wieder: Genügsamkeit.
Ich habe kürzlich eine Woche lang gefastet. Es braucht offensichtlich weniger als wir meinen, um zufrieden zu sein. Das ist ein grosser Luxus. Zudem verzichte ich immer in der ersten und letzten Stunde des Tages darauf, online zu gehen. Diese Zeiten gehören zu den schönsten des Tages.
Genügsamkeit hat eben auch viel mit Dankbarkeit zu tun. Ich überlege mir jeden Abend beim Gang ins Bett drei Dinge, für die ich an diesem Tag dankbar sein kann. Das hilft der Zufriedenheit auf die Sprünge, garantiert! Und übrigens: Dankbare Menschen haben nachgewiesenermassen ein besseres Immunsystem.
Mit sich selbst in Kontakt
Ich geniesse die smartphonefreie Zeit am Morgen und am Abend. Das gibt meinem Tag eine Struktur, und das ist wichtig in Zeiten von grosser Verunsicherung. Ich habe Zeit, in mich hineinzuhorchen. Die Krise macht ja wirklich sehr viel mit uns.
Die Stille hilft mir wahrzunehmen, was in mir vorgeht. Da sind ja tatsächlich Ängste und Sorgen. Es ist gut, sie einfach zu akzeptieren. In unserer Kultur ist es sehr leicht, schwierigen Gefühlen auszuweichen. Mir tut es gut, dass uns die Krise zwingt, sie zuzulassen und innezuhalten.
Ich nehme mir mehr Zeit zum bewussten Atmen, das kann ich nur empfehlen. Und dabei offen zu sein für das, was sich zeigen will. So entdecken wir Muster und Gewohnheiten, die nicht mehr zu uns passen. Und langsam zeigen sich Dinge, die neu entstehen wollen.
Vom EGO zum WE GO
Auch mir macht dies und das Mühe. Ich lebe allein, und so vermisse ich vor allem Nähe und Intimität. Zur Tagesroutine gehört deshalb für mich nicht nur das tägliche Pflegen und Beobachten meiner Pflanzen. Ich überlege mir auch jeden Tag, wen ich anrufe.
Und ich beobachte in meiner Umgebung, wer Unterstützung brauchen könnte. Inzwischen haben ja wohl die meisten verstanden, dass wir die Krise nur gemeinsam meistern. Es ist ein neues Gefühl von Zusammengehörigkeit entstanden. Interessanterweise wächst gleichzeitig das Bewusstsein von weltweiter Abhängigkeit, aber auch von der Notwendigkeit lokale Netzwerke zu stärken. Ich bin beeindruckt, wie viel Kreativität und Solidarität entstehen, obwohl wir alle Distanz halten müssen.
Ich wünsche mir, dass die Krisenzeit in uns etwas verändert – vielleicht, so hoffe ich, mit nachhaltiger Wirkung über die Corona-Krise hinaus. Ich glaube, unser EGO bracht wirklich weniger Nahrung. Ein bescheideneres Ich hat viel mehr die Kraft zu sagen: WE GO! Wir werden zusammen viel zu tun und wieder mehr Freude aneinander haben.
Zur Autor: Meinrad Furrer ist Beauftragter Spiritualität bei Katholisch Stadt Zürich und freier Ritualbegleiter. Er ist 55 Jahre alt, im ländlichen Luzernerland aufgewachsen und lebt und wirkt seit 20 Jahren in Zürich.
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Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
Bild: Getty Images
Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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