Kolumne Ich sage es laut und deutlich: Halten Sie sich die Ohren zu

Von Marianne Siegenthaler

31.5.2021

Lärm stresst. Und Lärm macht krank.
Lärm stresst. Und Lärm macht krank.
Bild: Getty Images

Egal, ob auf der Strasse, im Zug, im Park oder Zuhause – die Lärmbelästigung steigt und steigt. Doch was kann man dagegen tun?

Von Marianne Siegenthaler

Die Welt ist eine lärmige. Und sie wird lauter und lauter. Bereits morgens um sechs Uhr beginnt bei uns der Lärmpegel exponentiell zu steigen. Gerade noch hörte ich nichts ausser Vogelzwitschern. Dann aber donnert der erste Südanflieger gefühlt eine Handbreit übers Haus. Und Minuten später schon der nächste.

So geht das bis sieben Uhr, am Wochenende bis neun Uhr. Das ist aber erst der Auftakt. Gleich darauf folgen Busse, Autos, Lastwagen, auf dem Parkplatz nebenan hupen die Mami-Taxi den Kindern zum Abschied zu, am Rebhang donnert ein Super-Mäher und irgendwo ist immer einer mit dem Laubbläser unterwegs.

Dabei will ich gar nicht behaupten, dass nicht auch ich zum Lärmpegel beitrage. Ab und zu mähe ich den Rasen (allerdings nicht nach Feierabend, wie das in der Nachbarschaft üblich ist), ich fahre Auto und manchmal Motorrad.

Zur Autorin: Marianne Siegenthaler
Bild: zVg

Marianne Siegenthaler ist freie Journalistin, Texterin und Buchautorin. In ihrer Kolumne nimmt sie die grossen und kleinen, die schrägen und schönen, die wichtigen und witzigen Themen des Alltags unter die Lupe – mal kritisch, mal ironisch, mal mit einem Augenzwinkern. Sie ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt am Zürichsee. www.texterei.ch

Und auch wenn ich draussen keine Musik höre – wenn ein paar Gäste im Garten sitzen, wird es sicher etwas lauter als üblich. Auf das Grölen von Liedern, wie das andernorts in der Nachbarschaft gern praktiziert wird, verzichten wir aber konsequent.

Lärm macht krank

Unbestritten ist: Lärm stresst. Und Lärm macht krank. Lärm schädigt nicht nur das Gehör. Er macht auch aggressiv, treibt den Blutdruck hoch, fördert Herz-Kreislauf-Krankheiten und so fort. Die Kosten sind enorm. 2017 verursachte nur gerade der Verkehrslärm gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU)  Gesundheitsschäden von rund 1'502 Millionen Franken.

Was tun? Einfach nicht hinhören? Funktioniert leider nicht. Denn da verhält es sich wie mit dem blauen Elefanten, an den man nicht denken soll. Woran denken Sie jetzt? Eben.

Aber einiges an Lärm wäre sicher vermeidbar. Stichwort: Rücksicht. Doch daran mangelt es halt je länger, je mehr. So plärren manche Menschen im Zug hemmungslos in ihr Smartphone und zwingen das ganze Abteil, an ihren Banalitäten teilzuhaben. Bei uns in Uetikon bedröhnen einige Jugendliche auf dem Friedhof die wehrlosen Besucherinnen und Besucher gern lautstark mit Balkan-Rap aus ihren Boom-Boxen. Von den Klappenauspuff-Hirnis, die am Wochenende die Seestrasse rauf- und runterfräsen, will ich gar nicht erst reden.

Ermahnungen, Belehrungen, Verbote oder gar Strafen – hilft alles nichts. Zumal ja nicht aller Lärm verboten ist. Fluglärm beispielsweise. Und teilweise auch Klappenauspuffanlagen. Was also kann man tun? Man muss sich selber schützen. Genau.

Die lauteste Rockband aller Zeiten

Indem man sich die Ohren zuhält. Beziehungsweise Ohrstöpsel trägt, wenn es gar nicht mehr anders geht. Ich hab’s ausprobiert. Und es hilft tatsächlich, wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat. Jedenfalls kann ich, wenn grade mal wieder irgendwo eine Spundwand ins Erdreich getrieben wird oder was immer, mit Stöpseln in den Ohren konzentrierter arbeiten als ohne. Aber auch in anderen Situationen wie zum Beispiel im Zug: Man hat einfach mal seine Ruhe.

Darum finde ich es auch richtig, dass den Ohrstöpseln ein besonderer Tag gewidmet ist. In den USA wurde der 31. Mai zum Tag des Gehörschutzes (National Save Your Hearing Day) ernannt. Und das Datum ist nicht zufällig gewählt.

Am 31. Mai 1976 trat die britische Rockband The Who im Charlton Athletic Stadion in London auf und erhielt mit diesem Konzert einen Eintrag in das Guinness Book of World Records für die lauteste Rockband aller Zeiten. Die gemessene Lautstärke betrug an diesem Tag 126 Dezibel auf eine Distanz von 32 Metern.

Damit Sie sich eine Vorstellung davon machen können: 125 Dezibel entspricht einem startenden Düsenjet in 100 Meter Entfernung. Schmerzgrenze sind 130 Dezibel. Gut möglich, dass einige Konzertbesucherinnen und -besucher bei aller Begeisterung für den Sound ihrer Lieblingsband gern ein Paar Ohrstöpsel dabeigehabt hätte.

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In der Rubrik «Die Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren von «blue News» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine E-Mail an: redaktion.news@blue.ch.

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