Übersicht
Live Fussball
Ligen
Übersicht
Live Wintersport
Resultate und Wertungen FIS
Resultate und Wertungen IBU
Übersicht
Live Eishockey
Resultate und Tabelle
Übersicht
Live Tennis
Turniere
Resultate
Übersicht
Live Motorsport
Rennen und Wertungen
Dienste
blue news – social media
Swisscom
- Sport
- Live & Resultate
- Fussball
- Fussball-Videos
- Fussball Frauen
- Ski
- Hockey
- Tennis
- Motorsport
- Weitere
- Sport im TV
- Fussball
- Super League
- Challenge League
- Champions League
- Fussball Frauen
- Bundesliga
- Premier League
- Serie A
- LaLiga
- Ligue 1
- Europa League
- Conference League
- Videos
Bötschi fragt Frölein Da Capo: «Ich bin keine Bauersfrau, sondern nur die Frau des Bauern»
Von Bruno Bötschi
26.5.2020
Sie ist eine der bekanntesten Musikerinnen der Schweiz. Ein Gespräch mit Irene Brügger alias Frölein Da Capo und ihrem Sohn Mattis über das Leben auf dem Land, graue Haare und darüber, warum Cremeschnitten immer kleiner werden.
Grüezi Frau Brügger-Hodel, Grüezi Frölein Da Capo.
Grüezi Herr Bötschi.
Hören Sie mich gut?
Nein … ja … nein … so, jetzt scheint die Leitung zu funktionieren.
Sie wissen, was wir heute zusammen anstellen werden?
Ein Frögli-Interview.
Genau, wir machen ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach «weiter».
Alles klar – und wenn Facetime nochmals unterbrechen sollte, stoppen wir einfach die Zeit.
Gerade macht uns die Corona-Pandemie das Leben schwer, deshalb findet dieses Interview auch per Facetime statt. Für Sie ist Isolation oder Quarantäne allerdings nicht wirklich neu: Sie wohnen mit Ihrer Familie auf einem Bauernhof auf einem Hügel ausserhalb von Willisau.
Richtig. Für mich hat sich nichts verändert (lacht).
Das glaube ich nicht.
Es stimmt auch nicht. Ich bin zwar auch sonst viel daheim, aber zurzeit bin ich nur noch zu Hause.
Wie würden Sie einem Menschen, den Sie heute kennenlernen, Ihr Daheim beschreiben?
Zum Autor: Bruno Bötschi
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus-Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Ich wohne am Ende des Internets, weit draussen in der Pampa. Pampa meine ich übrigens kein bisschen negativ. Meine Familie und ich wohnen an einem wunderschönen Ort. Er ist einfach nicht sehr urban.
Ihre Meinung zur TV-Sendung «Bauer, ledig, sucht …»?
Jesses, diese Sendung habe ich noch nie gesehen. Ich habe kein Faible für Casting- und Kuppelshows.
Leben die Bauern in der Schweiz so, wie sie in der Sendung «Bauer, ledig, sucht …» dargestellt werden?
Das kann ich, weil ich die Sendung ja noch nie gesehen habe, nicht beurteilen. Ich weiss nicht, was die Menschen, die dort vorgestellt werden, alles anstellen.
Auf dem Vorberg, so heisst der Hügel, auf dem Sie mit Ihrer Familie leben, sind Sie schon auf die Welt gekommen und aufgewachsen.
In meinem bisherigen Leben habe ich nur zweimal kurzzeitig nicht auf dem Vorberg gewohnt.
Hat es Sie nie in die Fremde gezogen?
Nein.
Weil es in der Pampa derart schön ist, oder warum sind Sie immer in Ihrer Heimat geblieben?
Wie schon gesagt: Die Pampa ist wunderschön, und mir fehlt es hier an nichts. Zudem wohne ich in der Mitte der Schweiz, habe also, egal wohin ich im Land will, keinen weiten Weg.
Die Kultur hat sich seit dem Lockdown ins Internet verlagert. Es gibt Livestreams, Podcasts, Videogespräche zum Mitgucken, ganze Konzerte werden online gestellt. Gefällt Ihnen das?
Ja und nein. Ich gucke nicht gern verpixelte Sachen. Aber da, wo ich lebe, also am Ende des Internets, ist das halt oft Normalität. Zudem finde ich es schade, dass viele Künstlerinnen und Künstler ihre Auftritte jetzt gratis ins Netz stellen. Ich finde, das ist eine falsche Botschaft.
Wie fühlt sich das Leben ohne Bühne und ohne Applaus an?
Vor allem der Applaus fehlt mir. Ich koche jeden Tag, aber niemand klatscht (lacht).
Im Hintergrund wird leises Klatschen hörbar. Mattis, der neunjährige Sohn von Irene Brügger alias Frölein Da Capo, sitzt neben seiner telefonierenden Mutter.
Wow, Mattis, mein Sohn, klatscht für mich. Tosend! – Natürlich fehlt mir die Bühne, aber noch viel mehr fehlt mir der Austausch mit den anderen Künstlerinnen und Künstlern und den vielen anderen lieben Menschen, die es in den unzähligen Kleinkunst-Lokalen in der Schweiz gibt.
Sie dürfen zwar zurzeit nicht auftreten, aber Sie haben Glück und verdienen trotzdem jede Woche eine schöne Stange Geld mit Ihrer Kolumne, die Sie seit 2015 für die «Schweizer Familie» schreiben.
Das stimmt. Ich bin ein Glückskind, nein, ein Sonntagskind. Es ist toll, dass ich dieses zweite Standbein habe. Die Kolumne ist ja auch eine Art Bühne.
Und dann haben Sie auch noch einen lieben Mann, dem Sie, alles laut Ihren eigenen Angaben, schamlos auf der Tasche liegen.
Genau, so mache ich das. Ich habe die Emanzipation in den letzten Wochen kurz an den Nagel gehängt (lacht).
Jetzt, wo Sie ständig daheim sind, helfen Sie Ihrem Mann René mehr als sonst bei den Arbeiten, die auf dem Bauernhof anfallen?
Nein, ich helfe nie auf dem Bauernhof. Ich bin keine Bauersfrau, sondern ich bin nur die Frau des Bauern. Mein Mann hat sein Business, ich habe mein Business.
Aber Sie sind doch auf dem Bauernhof gross geworden?
Das stimmt. Trotzdem war ich nie für diese Art von Arbeit gemacht. Ich war nie gern im Saustall, ich habe noch nie gern auf dem Feld gearbeitet.
Aber Sie hätten doch jetzt reichlich Zeit, um Ihrem Mann unter die Arme zu greifen und ihm ab und zu im Stall zu helfen.
Wie gesagt: Es ist nicht meine Welt, und deshalb drücke ich mich.
Können Sie Kühe melken?
Ja, aber ich mache es nicht gern.
Haben Sie in den Wochen des Lockdowns neue Hobbys gefunden oder alte Leidenschaften wiederentdeckt?
Ich nähe wieder mehr. Ich muss ja jetzt alle meine Bühnenkleider abändern, weil ich tatenlos daheim hocke und deshalb ständig zunehme (lacht). In den letzten Wochen ist zudem mein Konsum punkto soziale Medien exzessiv angestiegen.
Im Hintergrund ist wieder Sohn Mattis zu hören: «Cremeschnitten essen nicht vergessen.»
Mattis hat recht. Ich habe das Essen von Cremeschnitten neu entdeckt.
Selbstgemachten?
Nein. Mein Mann hat vor ein paar Wochen eine Cremeschnitte für unsere Tochter Lena nach Hause gebracht. Als die Cremeschnitte ausgepackt auf dem Tisch vor uns lag, fand die ganze Familie, dass die ziemlich klein seien. Wir überlegten, ob Cremeschnitten schon immer so klein gewesen wären? Wir haben die Cremeschnitte dann ausgemessen. Am Tag darauf fuhr ich alle Bäckereien in Willisau ab – es gibt insgesamt fünf Stück –, und kaufte überall Cremeschnitten. Abends organisierten wir in unserer Küche eine grosse Cremeschnitten-Degustation. Danach schrieb ich darüber in meiner «Schweizer Familie»-Kolumne. Seither verfolgt mich das Thema. Ich bekomme regelmässig Bilder zugeschickt und Anleitungen, wie eine Cremeschnitte auszusehen hat, und wie man sie richtig isst. Heute morgen bekam ich zudem noch ein Filmli gemailt, worin erklärt wird, wie eine Cremeschnitte korrekt verschnitten wird.
Ihr Hauptberuf ist Musikerin. Wie klappt es zurzeit mit dem Komponieren von neuen Liedern? Finden Sie Inspiration während der Corona-Krise?
Momentan bin ich nicht am Komponieren. Zurzeit reden alle nur über das Virus. Es ist also alles sehr monothematisch, und deshalb finde ich es gerade etwas schwierig, neue Lieder zu schreiben.
In den letzten Wochen waren Sie zudem als Homeschooling-Lehrerin für Ihre zwei Kinder tätig. Hat das gut geklappt?
Das war mein ganz persönlicher Alptraum. Neben dem, dass ich nie Bäuerin werden wollte, wollte ich auch nie Lehrerin werden. Ich bin absolut nicht gemacht für diese zwei Aufgaben. Und ich finde es schade, wenn mich meine Kinder jetzt deswegen nicht mehr mögen. Zum Glück ist das Homeschooling seit ein paar Tagen wieder vorbei.
So grundsätzlich: Was hält Ihre Familie davon, dass die Mutter jetzt jeden Abend daheim hockt, statt auf der Bühne zu stehen?
Das geht «imfau» recht gut, aber wir geben uns auch alle Mühe. Und ich bin richtig froh, dass ich mit Lieblingsmann und Lieblingskindern eingesperrt bin und nicht mir irgendwelchen anderen Menschen.
Sohn Mattis (wieder aus dem Hintergrund): «Also das letzte Mal hast du auf diese Frage anders geantwortet.»
Mattis, du darfst nicht mitreden (lacht), sondern sollst das Buch fertiglesen. Unsere Familie hat es wirklich gut, wir haben ziemlich viel Auslauf auf unserem Bauernhof, anders als ein Stadtmensch in seiner Stadtwohnung.
Neben Ihren drei Jobs als Mutter, Musikerin und Kolumnistin betreiben Sie noch eine vierte Tätigkeit mit Erfolg: Sie sind Influencerin. Auf Instagram folgen Ihnen fast 11'000 Menschen. Wie haben Sie das geschafft?
Ich Influencerin? Oh mein Gott! Ich habe keine Ahnung, wie ich das geschafft habe. Es hat sich einfach so ergeben. Mein Instagram-Profil hat sich in den letzten Jahren wie zu einer weiteren Bühne von mir entwickelt. Irgendwann fing ich an, meine Zeichnungen und meine Kreuzworträtsel darauf zu publizieren. Diese Dinge kann man auf Instagram «megagäbig» posten. Ich habe das zuerst vor allem zu meiner eigenen Unterhaltung gemacht, bis ich irgendwann merkte, dass auch andere Menschen daran Freude haben. Und so ist die Anzahl meiner Followerinnen und Follower ständig gewachsen. Aber ich würde mich trotzdem nie und nimmer als Influencerin bezeichnen. Das liegt mir total fern.
Auf Instagram ist unter anderem zu sehen, dass Sie schon vor der Corona-Krise monatelang nicht mehr zum Coiffeur gegangen sind. Warum gingen Sie nicht mehr hin?
Immer mehr junge Menschen tragen heute graue Haare. Ich habe mich deshalb entschieden, es ihnen gleichzutun und meine grauen Strähnen, die übrigens schon seit 20 Jahren auf meinem Kopf wachsen, nicht mehr zu färben. Mittlerweile müsste ich ja schon fast alle zwei Wochen färben. Ein ziemlicher Aufwand! Dass ich jetzt mit meinen grauen Strähnen während der Corona-Pandemie voll zur Trendsetterin geworden bin, ist ein lustiger Zufall. Aber ich gebe zu: Die Anfangszeit war hart. Am Anfang sah ich monatelang wie ein Stinktier aus. Aber jetzt wird es immer besser, und spätestens an Weihnachten ist alles gut. So lange muss ich noch durchhalten.
Es wird behauptet, das Frölein Da Capo sei ein Tausendsassa.
Tausendsassa? Ich weiss nicht so recht – ich bin einfach multiinteressiert. Ich probiere gern immer wieder neue Dinge aus. Aber ob ich deswegen ein Tausendsassa bin? Ich denke nicht.
Wie würden Sie sich in zwei, drei Sätzen beschreiben?
Ich bin nett, wirklich (lacht) … ich bin manchmal recht laut, und ich bin sehr neugierig, tüftle gern neue Sachen aus.
Ihr bürgerlicher Name ist Irene Brügger. Wer ist eigentlich schuld daran, dass Sie heute als Frölein Da Capo unterwegs sind?
Das habe ich mir selber zu verdanken. Als ich anfing, mit dem Loop-Gerät zu arbeiten, war mir rasch klar, dass ich einen Künstlernamen haben möchte, in dem «Da Capo» vorkommt. Irgendwann habe ich dann noch den Begriff «Frölein» dazu genommen, denn in meinen Anfangszeiten habe ich vor allem 1950er-Jahre-Sound gemacht und 1950er-Jahre-Kleider getragen. In den 1950er-Jahren war der Begriff «Fräulein» ja auch noch sehr verbreitet. Zudem war ich, als ich mit dem Einfrauorchester Frölein Da Capo anfing, auch noch unverheiratet. Unterdessen stimmt das zwar alles nicht mehr, aber das macht nichts, weil das Frölein ja eine Kunstfigur ist.
Wer sich heute noch Fräulein nennen lässt, gilt als unemanzipiert und rückständig.
Umso grösser ist die Überraschung, wenn das Frölein freche Texte singt. Mich reizt das Spiel der Gegensätze.
Wirklich wahr, dass Sie eigentlich Rocksängerin werden wollten und dafür regelmässig mit der Haarbürste als Mikrofon übten?
Das stimmt. Und wissen Sie was? Meine Tochter hat die Cremeschnitten-Rangliste vor ein paar Wochen in unserer Küche auch via Haarbürsten-Mikrofon verkündet.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren allerallerersten Bühnenauftritt?
Zählen Auftritte vor der Familie auch? Dann war das ein weihnachtlicher Blockflöten-Auftritt. Musik machen vor der Familie ist das Schlimmste überhaupt.
Weil Sie nicht gern Blockflöte spielten?
Mit dem Instrument hat das gar nichts zu tun, ich habe später meiner Verwandtschaft auch noch Gitarre und Trompete angetan. Ich mache einfach nicht gern Musik vor versammelter Familie. Das liegt wohl daran, dass ich die Menschen, die dann vor mir sitzen, alle viel zu gut kenne. Ich bin dann immer mega nervös. Scheinbar kennen dieses Problem auch andere Musikerinnen und Musiker.
Sohn Mattis: «Ich ‹imfau› auch.»
Was spielt Mattis für ein Instrument?
Trompete.
Sie haben demnach Ihren Kindern nicht nur Ihre Vorliebe für die Haarbürsten vererbt, sondern auch für die Trompete.
Mein Mann spielt ebenfalls Trompete, wir haben es also gemeinsam vererbt.
Ihre erste grosse Leinwand- oder Fernsehliebe?
Ted Scapa. Ich war weniger in die Person als solche verliebt, als vielmehr in das, was er gemacht hat am Fernsehen. Ich vergötterte Scapa, weil er so tolle Sachen zeichnen konnte und dazu wunderbare Geschichten erzählt hat. Grossartig fand ich zudem das Duo Franz und René.
Ihr erster Kuss?
So ein richtiger Kuss mit Zunge? In Willisau vor dem Hallenbad. Ich fand es grusig.
Mädchen lieben oft Pferde, Sie bevorzugten ein «Pony Sachs 503»-Töffli. Warum?
Es war einfach immer so. Ich habe auch nie «Wendy»-Heftlis gelesen. Das hat mich nicht interessiert. Ich bin nur kurzeitig daheim auf einem imaginären Pferd herumgeritten. Daraus wurde jedoch nie der Wunsch, ein richtiges Pferd zu reiten oder gar eines zu besitzen.
Ihr hässlichstes Kleiderstück?
Ein graues, verfilztes Jäckli aus Wolle, das mir viel zu gross ist. Inzwischen ist es schon fast bodenlang. Aber es hält so schön warm, und deshalb liebe ich es über alles.
Müssen die Gäste bei Ihnen zu Hause die Schuhe ausziehen?
Nein. Wir haben unser Haus erst kürzlich neu gebaut. Bei der Planung habe ich darauf bestanden, dass das gesamte Parterre mit einem Plattenboden ausgestattet wird, damit Besuch nicht die Schuhe ausziehen muss. Ich mag das selber auch nicht.
Der letzte Liebesbeweis Ihres Mannes?
Mein Mann und meine Kinder haben am Muttertag für mich gekocht und mich auch sonst den lieben langen Tag verwöhnt.
Und wer hat am Abend die Küche aufgeräumt?
«Ömel» ich nicht.
Einen Tick, für den Sie Ihren Mann über alles lieben?
Mein Mann verseckelt mich gern. Ich bin diesbezüglich ein ideales Opfer. Ein Einzeller! Ich bin nicht lernfähig. Mein Mann schafft es immer wieder, mich reinzulegen, egal mit was. Das ist stets ein Grund zum Lachen.
Wann haben Sie zuletzt Blumen geschenkt bekommen?
Blumen bekomme ich von meinem Mann nicht, aber hin und wieder von meiner Mutter, sie hat einen wunderschönen Garten. Mein Mann hingegen sagt, er schenke mir keine Blumen, weil ich nach meinen Aufritten regelmässig riesige Blumensträusse bekäme von den Konzertveranstaltern. Da würde er eh Zweiter machen, und deshalb lasse er es grad ganz weg.
Das Geheimnis Ihrer Ehe?
Das gibt es nicht.
Welcher Teil Ihres Körpers ist Ihnen bis heute fremd?
Der Rücken, den seh ich nicht.
Wie geht es dem Tinnitus?
Kürzlich spürte ich ihn wieder etwas mehr. Der Tinnitus plagt mich nur noch selten, meistens wenn ich Stress habe. Ich höre dann einen lauten Pfiff im Ohr, gefolgt von Schwindel. Aber es ist nicht so, dass ich Panik hätte, ich bekäme demnächst einen Hörsturz.
Was wäre schlimmer: Nichts mehr sehen oder nichts mehr hören können?
Nicht mehr zu hören.
Ihr Lieblingsort in Willisau?
Der Vorberg.
Wo ist die Schweiz am allerschönsten?
Das weiss ich nicht. Es gibt ganz viel wunderschöne Orte in unserem Land. Deshalb will ich mich nicht festlegen müssen.
Bern oder Zürich?
Vor ein paar Jahren hätte ich diese Frage ohne Umschweif mit Bern beantwortet. Inzwischen hat sich das aber etwas geändert. Ich bin inzwischen generell Fan geworden von Städten. Und zudem kenne ich heute Zürich besser als Bern. Deshalb lautet die Antwort: Zürich.
Pilatus oder Matterhorn?
Pilatus.
Mike Müller oder Viktor Giacobbo?
Hören Sie, ich hatte Sie beide (lacht schallend). Diese Entscheidung können Sie mir nicht antun. Ich sage deshalb: weiter bitte.
Jetzt können Sie es ja endlich verraten: Weshalb stiegen Sie 2012 bei der Satiresendung «Giacobbo/Müller» schon nach zwei Jahren wieder aus?
Schon nach zwei Jahren, aber hallo! Es waren übrigens zweieinhalb Jahre, sprich: fünf Staffeln. Es war eine spannende Zeit, aber es war auch eine anstrengende. Sonntag für Sonntag ein neues Lied zu präsentieren, ist nicht einfach. Ich wollte aufhören, wenn es mir noch gefällt, und ich wollte nicht zum Frölein Giacobbo/Müller werden.
Der «Blick» kanzelte Sie damals als «trällernde Trulla» ab.
Die gleiche Zeitung hat mich auch als «Nervensäge» betitelt. Ich musste lernen, dass man sich solche Schlagzeilen nicht zu Herzen nehmen darf.
Können Sie gut mit Kritik umgehen?
Schwierig wird es, wenn es sich um boshafte Kritik handelt. Konstruktive Kritik dagegen ist jederzeit okay. Ich diskutiere gern über das, was ich mache.
Welches war die glücklichste Zeit Ihres bisherigen Lebens?
Immer die Zeit, in der ich gerade lebe.
Und die dunkelste Zeit?
Meine Pubertät.
Ihr Lieblingsfluchwort?
Gopfertoori.
Wann zuletzt geweint, weil Sie nicht wie Schauspielerin Julia Roberts aussehen?
Noch nie – das ist aber eine geile Frage.
Wann haben Sie sich das letzte Mal im Bad eingeschlossen, um die letzten zehn Seiten eines Romans fertig zu lesen?
Habe ich Ihnen das schon einmal erzählt. Oder wieso wissen Sie das? Es ist demnächst wieder so weit. Mir geht es bei fast jedem Buch so, dass ich lese. Kurz vor Schluss gibt es den Moment, ab dem ich nicht mehr aufhören will mit Lesen. Zurzeit sind wir ja ganz viel daheim, und deshalb höre ich pro Tag sicher 50- bis 100-mal «Mama! Mama!». Das macht es ziemlich schwierig, ein Buch zu lesen.
Welches Buch lesen Sie zurzeit?
Im Moment lese ich gerade drei Bücher miteinander (lacht).
Welche drei?
Mein Musikerkollege Roman Riklin hat mir ein Buch seiner Mutter geschenkt. Zudem lese ich das neue Buch von Milena Moser und «The Handmaid’s Tale» von Margaret Atwood.
Wann zuletzt ein warmes Bad genommen?
Vor zwei Monaten … nein, stimmt nicht, wir haben einen Hotpot, der draussen steht. Den haben wir erst kürzlich eingefeuert für ein Outdoor-Bad.
Als ich Sie vor sechs Jahren zum ersten Mal interviewt habe, antworteten Sie mir auf die Frage, warum Sie gern alleine auf der Bühne stehen: «Ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen und mich nicht zurücknehmen. In der Gruppe tat ich das oft. Mache ich einen Fehler, bin ich zudem allein dafür verantwortlich.»
Das ist heute noch so, auch wenn ich inzwischen einiges dazu gelernt habe.
Seit 2017 sind Sie wieder mit einer Band unterwegs – und zwar mit dem Secondhand Orchestra, einem Gemeinschaftsprojekt von Roman Riklin, Daniel Schaub, Adrian Stern, FM François Mürner und Ihnen.
Das stimmt. Ich habe damals einen ziemlichen Schritt vorwärts gemacht und mich aus meiner Komfortzone begeben. Es hat sich gelohnt, es ist eine gute Entwicklung.
Geht es etwas konkreter bitte?
Ich musste lernen hinzustehen und klar und deutlich sagen: Hallo, ich bin auch jemand. Ich habe zwar Musik nicht studiert, aber ich kann Musik machen. Und das, was ich dazu beizutragen habe, ist wichtig. Es ist supercool, in dieser neuen Combo Musik zu machen, es sind alles super fähige Musiker.
Und wenn Sie doch mal etwas nervt?
Dann sage ich es, aber immer diplomatisch.
Haben es Frauen schwerer im Leben als Männer?
So grundsätzlich: Die Voraussetzungen, um durch das Leben zu kommen, sind für die Männer einfacher, finde ich.
Wer ist die lustigste Frau der Schweiz?
Kann ich nicht beantworten.
Haben Frauen auch eine Midlife-Crisis?
Wir armen Siechen haben ja schon die Wechseljahre. Ich denke, die Midlife-Crisis kann als Wechseljahre der Männer gelten.
Ein typisches Männerspiel, bei dem Sie unschlagbar sind?
Keine Ahnung.
Was können Frauen besser als Männer?
Vieles … ich denke, Frauen können besser einstecken.
Mattis: Was heisst «einstecken können»?
Einstecken können heisst, dass du zum Beispiel von Mitmenschen abgekanzelt wirst, dass du einen Schritt zurückmachen musst, weil jemand anders vorn stehen will. Das können die Frauen sehr gut, obwohl es überhaupt keine löbliche Charaktereigenschaft ist.
Was können Männer besser als Frauen?
Vorn hinstehen.
Braucht es den Tag der Frau?
Leider ja. Ich habe vor einem Jahr mitgemacht am Frauenstreik. Es war übrigens auch der Tag, an dem ich mich entschieden habe, meine Haare nicht mehr zu färben. Ich habe damals ganz viele tolle Frauen mit grauen Haaren gesehen.
Feministin – ja oder nein?
Ja.
Wo stehen Sie politisch: eher links oder rechts oder neutral in der Mitte?
Schon eher links.
Welcher SPler gehört geschubst?
Niemand.
Welchem SVPler würden Sie gern einen Ging in den Arsch geben?
Sie, ich bin nicht gewalttätig.
Würden Sie Ihre Kinder, wenn sie alt genug wären, an die Klimademos lassen?
Unbedingt. Ich finde es grossartig, wenn junge Menschen sich einsetzen und für ihre Ideale und Ziele kämpfen.
Brauchen wir gesetzliche Frauenquoten?
Ich bin eigentlich gegen Quoten, weil ich selber oft die Quotenfrau bin und ich das nicht sehr cool finde.
Ist die Schweiz so modern, wie wir gern glauben?
Ich habe das Gefühl: schon.
Was braucht es, um die aktuelle Krisenzeit gut zu meistern?
Geduld, schampar viel Geduld, Nerven, Humor und eine gewisse Gelassenheit.
Wird die Corona-Pandemie unsere Gesellschaft grundsätzlich verändern?
Ich fürchte nein, also sicher nicht im positiven Sinn.
Zum Schluss wäre es schön, wenn Sie die fünf folgenden Sätze beenden könnten: Graue Haare sind …
… schön.
Meine Kinder sind …
… toll.
Mein Mann ist …
… grossartig.
Musik ist …
… erfüllend.
Heimat macht mich …
… zufrieden.
Und jetzt wäre es Zeit für ein Kafi Träsch, «so eis mit Nidle obedruf», oder?
Wie spät ist es?
14:45 Uhr.
Das ist noch etwas früh, einen Kafi Träsch trinke ich nicht vor 17 Uhr.
Noch mehr «Bötschi fragt»-Gespräche finden Sie unter diesem Link.