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Bötschi fragt Peach Weber: «Das wäre der absolute Horror gewesen»
Von Bruno Bötschi
8.4.2020
Peach Weber hätte Ende Mai mit seinem neuen Programm Premiere feiern wollen. Ein Gespräch mit dem Komiker über die Corona-Pandemie, seinen Heimatkanton Aargau – und warum er jede Woche auf den Friedhof geht.
Herr Weber, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten am Telefon möglichst viele Fragen, und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach ‹weiter›.
Gut.
Wie geht es Ihnen?
Soweit gut. Ich gehöre zu den privilegierten Menschen in der Schweiz. Ich besitze ein Haus und habe einen Garten. Das Daheimbleiben ist für mich weniger schlimm als für andere.
Wie sah ein Tag im Leben von Peach Weber vor dem Coronavirus aus?
Stand am Abend kein Auftritt an, gestaltete ich den Tag nach Lust und Laune. Ich las Zeitung, arbeitete zwei, drei Stunden im Büro, ging spazieren, sass danach im Garten oder spielte mit Freunden Pétanque. Hatte ich am Abend einen Auftritt, gab es immer nur ein Ziel: Ich will um 20 Uhr im Vollbesitz meiner Kräfte sein.
Wie sieht ein Tag im Leben heute aus?
Die Unterschiede sind gar nicht so gross, ausser dass die Auftritte bis auf Weiteres wegfallen und ich mich nicht mit meinen Freunden treffe. Ich bin ein Mensch, der sehr gern und sehr viel daheim ist. Ich gehe auch nie in die Ferien und muss auch sonst nicht ständig irgendwo ‹herumfurzen›.
Irgendwelche Tipps, um am Morgen ganz, ganz schnell wach zu werden?
Ich wüsste nicht, wie das funktionieren soll. Ich brauche mindestens zwei Stunden und fünf Kafis, bis mein Motor warmgelaufen ist.
Tunken Sie immer noch gern das Gipfeli in den Kafi?
Das ist eines meiner Morgenrituale. Ein bis zwei Gipfelis essen, nachdem ich sie in meinem Kafi getunkt habe. Wahnsinnig fein.
Holen Sie die Gipfeli frisch beim Bäcker oder backen Sie sie auf?
Meistens spaziere ich in den Dorfladen, um welche zu kaufen. Für Notfälle habe ich daheim aber immer auch einige Aufback-Gipfeli an Lager.
Welchen Titel sollte ein Porträt über Sie tragen?
‹E glatte Cheib› oder ‹Das Gäx-Epizentrum›.
Bei welcher Gelegenheit lügen Sie?
Nach Möglichkeit lüge ich nicht. Aber es gibt diese kleinen Notlügen, die manchmal nötig sind. Also wenn man weiss, dass die Wahrheit für das Gegenüber nicht besonders angenehm wäre. Lügen machen das Leben kompliziert.
Warum?
Weil man dann immer im Kopf haben muss, was man den Mitmenschen erzählt oder eben vorgelogen hat.
Fernsehen lieber mit oder ohne Schuhe?
Meistens mit Pantoffeln, hin und wieder aber auch ohne Schuhe.
Schweizer Fernsehen, Netflix – oder was sind Ihre aktuellen Flimmerkisten-Vorlieben?
Ich schaue nur noch sehr selten Live-Fernsehen, sondern nehme TV-Sendungen auf, die ich mag. Ich bin ein grosser Fan der Replay-Funktion. Netflix interessiert mich hingegen gar nicht, ich war noch nie ein Serienjunkie.
Welcher Art von TV-Sendungen nehmen sie auf?
Ich liebe ‹Sternstunde Philosophie› und mag Dokumentationen über andere Länder und Tiere. Einige Talkshows finde ich auch spannend. Hin und wieder schaue ich auch einen ‹Tatort›, obwohl diese Krimis immer blöder werden. Manchmal frage ich mich wirklich, ob die während der Dreharbeiten überhaupt ein Drehbuch verwenden?
Welche Talkshow-Gäste finden Sie spannend?
Ich finde Menschen interessant, die etwas zu sagen haben. Nicht irgendwelche Schauspieler oder Influencer, sondern Politikerinnen und Politiker, die ein Problem auch einmal von einer anderen Seite ansehen. Ich mag Leute, die etwas in der Birne haben.
Unser Interview findet heute statt, weil Sie Ende Mai am ‹HaHa!›-Festival in Biel hätten auftreten sollen. Der Anlass wurde wie viele andere auch wegen der Corona-Krise abgesagt.
Am ‹HaHa!›-Festival wollte ich mit meinem neuen Programm ‹Gäxplosion› Premiere feiern, es also zum ersten Mal vor einem grösseren Publikum zeigen. Ich versuche aber nach wie vor mein Programm auf Mitte Mai fertigzubekommen, damit ich im Herbst, also wenn es dann wieder möglich sein sollte, auf Tournee gehen kann.
Die Stimmung in der Schweiz und auch sonst auf der Welt ist gerade nicht besonders lustig – haben Sie überhaupt Lust, ein witziges Bühnenprogramm zu schreiben?
Ich gebe zu, am Anfang war das wirklich nicht einfach – in der ersten Zeit fühlte ich mich, wie viele andere auch, in einer Art Schockstarre. Ich hatte keine Lust, etwas Lustiges zu schreiben, und es kam mir auch nichts Witziges in den Sinn. Zum Glück hat sich dieser melancholische Gefühlszustand rasch wieder verabschiedet. Es ist keine leichte Zeit, und deshalb ist es wichtig, dass wir den Humor nicht verlieren. Gerade wir Komikerinnen und Komiker sind doch dazu da – vor allem, wenn die Krise dann vorbei ist und der Alltag wieder einigermassen geregelt ablaufen wird –, den Menschen einige unbeschwerte Stunden schenken zu können.
Anders als andere Schweizer Künstlerinnen und Künstler scheinen Sie Glück im Unglück gehabt zu haben: Sie haben sich vorgenommen, von Februar bis Mai ein neues Programm zu schreiben und haben für diese Zeit deshalb praktisch keine Auftritte angenommen.
Das stimmt – bisher wurden nur vier oder fünf meiner Auftritte abgesagt respektive verschoben, und nur ein einziger wurde ganz abgesagt. Aber es hätte auch anders kommen können.
Wie meinen Sie das?
Hätte ich meinen allerersten Plan verwirklicht, wäre ich jetzt auf Tournee und nicht erst im Herbst. 40, 50 Vorstellung von einem Tag auf den anderen zu verschieben, wäre der absolute Horror gewesen.
Finanziell scheinen Sie auch keine Probleme zu haben.
Das stimmt. Ich gehe jetzt seit 42 Jahren auf Tournee, und die Säle waren und sind immer voll. Ich bin selbstständig und wusste immer, dass ich mich auch im Alter selber finanzieren muss. Das ist mir zum Glück gelungen. Denn mir war von Anfang bewusst: Finden mich die Leute nicht mehr lustig, ist meine Karriere als Komiker von einem Tag auf den anderen fertig. Die Komik ist ein Hochrisikogeschäft.
Sie sind demnach ein typischer Schweizer: Sie arbeiten fleissig und haben immer genug Geld auf dem Bankkonto.
Jaaa … also, sagen wir es so: Ich habe zumindest so viel Geld auf dem Konto, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Und übrigens: Ich habe nie Subventionen bekommen. Die bekommt man ja in der Unterhaltung nicht, dafür müsste man Kunst machen. Ich meine das jetzt gar nicht abwertend. Aber Fakt ist: Der Unterhalter ist ein Unternehmer. Wenn er nichts Gutes im Angebot hat, kann er aufhören.
Würden Sie Ihre Karriere zugunsten eines humanitären Einsatzes aufgeben?
Ein Einsatz im Ausland wäre für mich nicht möglich, weil ich – wie gesagt – nicht gern reise. In Asien und Afrika herrscht ein Klima, dass ich absolut nicht ertrage. In der Schweiz könnte ich mir aber einen humanitären Einsatz durchaus vorstellen. Die Aktion wie zum Beispiel ‹Tischlein deck dich› finde ich eine gute Sache. Bei denen könnte ich aber wohl auch nebenher mithelfen und trotzdem weiterhin als Komiker auftreten.
Könnten Sie ohne Handy leben?
Ich glaube, ja. Ich brauche mein Handy, um zu telefonieren, um SMS zu schreiben und zum Fotografieren. Im Internet hingegen surfe ich damit nicht. Das Handy vereinfacht das Leben, aber es ginge durchaus auch ohne.
Wie gut können Sie mit Kritik umgehen?
Nicht gut. Humorkritik ist selten intelligent – ganz egal, ob sie positiv oder negativ ausfällt. Mich interessieren Lobhudeleien genauso wenig, wie wenn einer schreibt, mein Auftritt sei der totale Schrott gewesen. Das Einzige, was mich wirklich interessiert, ist, ob das Publikum über meine Witze lacht. Es nützt mir nichts, wenn ich vor einem halbleeren Saal spiele, aber ein Kritiker schreibt: ‹Das war etwas vom Besten, was ich je gesehen habe von Peach Weber.› Davon habe ich nicht gegessen.
Im ‹Magazin› vom ‹Tages-Anzeiger› schrieb im Januar 1998 ein Leser über Sie: ‹Was dem Image unseres Kantons schadet, sind keinesfalls die weissen Socken oder andere evidente Dinge, sondern nur Menschen wie Peach Weber. … Leider versteht Peach Weber nicht, was Satire ist, noch ahnt er im Entferntesten, was Ironie sein kann. Logisch: Seine Witze, abgeschrieben aus einem 20-Franken-Witzbuch vom hiesigen Kiosk, lassen kein Niveau zu …›
Dieser Leserbriefschreiber wollte wohl beweisen, wie hochintelligent er ist, und dass mein Humor unter seinem Niveau sei. Ich sage immer: Über Humor muss man nicht diskutieren. Entweder lachen die Menschen über einen Witz oder nicht.
Wo ist Ihr Heimatkanton Aargau am allerschönsten?
Spontan gesagt in Hägglingen, wo ich wohne (lacht). Sensationell schön ist die Landschaft zudem entlang der Reuss, und auch am Hallwilersee hat es einige schöne Plätze, für die man sonst zehn Stunden Flug auf sich nehmen muss.
Hat Ihnen die Schule das wirklich Wichtige vermittelt?
Ich denke schon. Ich hatte auch keine grossen Probleme in der Schule, ging wohl deshalb auch immer gern hin. Ich habe den Stoff relativ schnell begriffen und empfand deshalb die Schule als angenehm. Ich glaube, deshalb bin ich später auch Lehrer geworden.
Haben Sie ein Vorbild?
Als ich vor über 40 Jahren begonnen habe, gab es hierzulande noch keine Stand-up-Comedians. Es gab das Cabaret Rotstift, und es gab Emil Steinberger. Ich habe erst Jahre später gemerkt, dass ich eigentlich etwas mache, was es bis dahin erst in den USA gegeben hat, also für die Schweiz etwas total Neues war. Ich sage immer: Ich bin der Erfinder vom Stand-up-Comedy in der Schweiz, die bei mir aber Sit-down-Comedy heisst, weil ich ja nicht stehe auf der Bühne, sondern sitze.
Den besten Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Ehrlich gesagt, ich habe noch nicht viele schlaue Ratschläge bezogen auf meinen Job bekommen. Ganz am Anfang meiner Karriere bin ich einmal im Fauteuil Theater in Basel aufgetreten. Nach der Vorstellung sass der berühmte Alfred Rasser Senior neben der Garderobe. Ich sagte: ‹Grüezi Herr Raser›. Er antwortete: ‹Bleib einfach so, wie du bist.› Diesen Ratschlag habe ich mir in all den Jahren immer wieder zu Herzen genommen. Ich rannte nie irgendwelchen Trends hinter, sondern habe versucht, immer ich selber zu sein.
Welche Probleme sollte die Politik unverzüglich anpacken?
Es gibt einige Themen, die angegangen werden müssten. Im Moment überdeckt die Corona-Krise jedoch alles andere. Aber ich finde, der Bundesrat macht das bisher sehr gut, und der Herr Koch vom Bundesamt für Gesundheit ist ein Phänomen. Es ist fast unmenschlich, was dieser Mensch zurzeit für ein Pensum leistet. Überhaupt nicht gelöst ist zum Beispiel die ganze Umweltproblematik. Wer weiss, vielleicht lernen wir in der aktuellen Krise Dinge, wie wir künftig besser mit der Natur und dem Klima umgehen können.
Sind Sie zuversichtlich für die Schweiz?
Nicht nur für die Schweiz, ich bin allgemein positiv gestimmt. Würde ich die Hoffnung verlieren, könnte ich meinem Leben ja grad so gut ein Ende setzen. Ich bin fest davon überzeugt, in Krisen können Menschen, die ihren Optimismus nicht verlieren, viel mehr helfen als Pessimisten, welche die Situation ständig noch schlechter reden.
Die ganze Welt, also wirklich alle hören Ihnen für 15 Sekunden zu: Was sagen Sie ins Mikrofon?
Liebe Mitmenschen, versucht doch in nächster Zeit etwas einfacher zu leben und reist nicht mehr so viel in der Welt herum. Vielleicht tönt das jetzt ein bisschen blöd, aber so schnell kommt mir kein klügerer Ratschlag in den Sinn.
Seit 1976 treten Sie als Komiker von A wie Amriswil über M wie Möriken bis W wie Wauwil auf. Nach so vielen Jahren und Auftritten wissen Sie sicher, wo die lustigsten Schweizerinnen und Schweizer leben?
Meine Programme funktionieren überall gleich gut. Es passiert zwar immer wieder, dass nach Vorstellungen Besucherinnen und Besucher zu mir kommen und behaupten: ‹Gälled Sie, die Menschen in unserer Region sind halt nicht so lustig wie anderswo.› Das stimmt jedoch überhaupt nicht: Kaum stehe ich einige Minuten auf der Bühne, ist die Stimmung überall gleich gut, ganz egal, ob ich in der Ostschweiz oder in Bern spiele.
Hatten Sie nie Lust, die Nachfolge von Emil Steinberger in Deutschland anzutreten?
Nein. Ganz am Anfang meiner Karriere trat ich mehrere Wochen in Berlin und München auf. Meine Shows funktionierten auch dort. Es gab nur ein Problem: Ich konnte mein Programm nicht einfach ins Hochdeutsch übersetzen, weil viele Wortspiele nicht funktionierten. Wollte ich also auch in Deutschland unterwegs sein, hätte ich immer zwei Programme schreiben und zudem Tausende von Kilometern mehr fahren müssen – und deshalb habe ich immer gesagt: So lange es mir in der Deutschschweiz gut läuft, wäre ich ja blöd, wenn ich in Deutschland herumfahren würde und Abend für Abend nach der Vorstellung allein im Hotel hocken müsste.
Emil war mit dem Circus Knie auf Tournee, Victor Giacobbo auch, sogar Michael Gammenthaler – warum Sie nicht?
Das hat mich nie interessiert und der Circus Knie hat mich auch nie angefragt. Die Familie Knie wusste wahrscheinlich selber, dass meine Art von Humor im Zirkus nicht funktioniert. Ich bin nicht der Typ, der Grimassen schneidet und den Löli machen kann. Ich kann zwar den dreifachen Salto, aber ihn jeden Abend im ‹Knie› zu zeigen, das würde mich irgendwann langweilen … (lacht).
Vor 30 Jahren spielten Sie in der Komödie ‹Leo Sonnyboy› mit – wieso klappte es mit der Filmkarriere nicht?
Nachdem ich für meine Rolle nicht mit dem Oscar ausgezeichnet worden bin, wurde ich total hässig und verkündete: ‹Jetzt könnt ihr mir alle in die Schuhe blasen. Ich drehe keine Filme mehr.›
Und ernsthaft?
Ich wusste schon vor den Dreharbeiten, dass ich kein Schauspieler bin. Aber Regisseur Rolf Lyssy wollte mich unbedingt im Film haben und irgendwie hat er es dann geschafft und mich dazu überreden können. Ich habe mir jedoch ausbedungen, dass ich wirklich nur eine ganz kleine Rolle spielen muss. Ich wollte mit meinem Auftritt nicht den ganzen Film kaputt machen.
Ein Kinofilm mit Ihnen in der Hauptrolle ist demnach nicht Ihr grosser Lebenstraum?
Nein. Ich habe schon zu viele grossartige Komiker gesehen, die als Schauspieler jämmerlich gescheitert sind.
Welches war Ihr bisher schönster und glückseligster Moment auf der Bühne?
Es gab Tausende von kleinen, wunderbaren Momenten, in denen ich dachte: Wow, das war jetzt genial. Sagen wir es so: Wenn meine Tochter auf der Bühne auf die Welt gekommen wäre, dann wäre das dieser Moment gewesen.
Wann wollten Sie zuletzt auf der Bühne vor lauter Peinlichkeit am liebsten im Erdboden versinken?
Einen solchen Moment gab es nie. Denn bei allem, was mir auf der Bühne passiert ist, und sei es noch so peinlich, hat das Publikum immer das Gefühl, ich hätte es so geplant. Eine Vorstellung allerdings hätte wirklich peinlich enden können.
Erzählen Sie bitte.
An diesem Abend hatte ich den Dünnpfiff und wusste, ich würde mein Programm nicht bis zur Pause durchspielen können. Ich klärte deshalb am Anfang das Publikum über mein Problem auf und dass ich allenfalls zwei, drei Pausen mehr einlegen müsste, damit ich kurz auf die Toilette gehen könne. Lustigerweise meinte ein Grossteil des Publikums, ich mache einen Witz. Nach einer halben Stunde war es dann so weit, und ich ging auf das WC. Das wiederholte ich noch zweimal – bis zur eigentlichen Pause.
Wirklich wahr, dass Sie Kleider besonders mögen, die nach der 50. Wäsche noch einigermassen aussehen.
Die Kleidungsstücke müssen nicht gut aussehen, aber sie sollten nicht schon nach ein paar wenigen Waschgängen aus der Form geraten. Ich trage gern Jeans, T-Shirts und Hemden – Designerklamotten oder Anzüge habe ich noch nie getragen.
In Zeiten von Fast-Fashion: Gibt es solch qualitativ hochwertige Kleider überhaupt noch zu kaufen?
Mode allgemein interessiert mich nicht. Ich trage, wie gesagt, seit jeher Jeans. Und auch sonst kleide ich mich seit Jahren ähnlich. Ich habe mich noch nie über mein Äusseres definiert. Ich hatte ja auch schon einen Bart, als das noch nicht Mode war. Es gab ja auch mal Zeiten, da wurde man als Bartträger schon fast schräg angeschaut. Später gab es dann einen Bart-Hype – da hatten plötzlich alle einen. Mein Bart aber bleibt mein Bart, egal was andere Menschen über Haare im Gesicht denken oder erzählen.
Tragen Sie auf der Bühne immer die gleichen Schuhe?
Ich habe meistens Turnschuhe an, privat genauso wie auf der Bühne. Als Spitzensportler bin ich ja dauernd im Training (lacht).
Wie beschreiben Sie Ihren Haarschnitt?
Ein Haarschnitt ist das schon lange nicht mehr – denn es sind ja nicht mehr so viele Haare auf meinem Kopf zu finden, und die können tun oder lassen, was sie wollen. Meine Haare sind sozusagen mein Naturschutzgebiet. Ich gehe auch nie zum Coiffeur. Das wäre ein armer Cheib, ich müsste ihm ja noch Finderlohn bezahlen. Das wenige Haar, dass ich noch habe, haue ich hin und wieder selber ab. Mir ist meine Frisur Wurst, weil – wie schon gesagt – mir überhaupt Äusserlichkeiten nicht wichtig sind.
Wer ist die grösste Kabarettistin oder der grösste Kabarettist aller Zeiten?
Dieter Hildebrandt und Hanns Dieter Hüsch. Die beiden deutschen Kabarettisten bewundere ich seit Jahrzehnten. Leider sind beide tot. Hüsch machte literarisches Kabarett und hatte eine wahnsinnig schöne Sprache. Er ist mein Kabarett-Gott. Und bei Hildebrandt mochte ich die Mischung. Er war ein absolut harter politischer Kabarettist, hat sich aber nie gescheut, zwischendrin einen Kalauer zu machen, er brachte bitterböse Wahrheiten immer mit einem Augenzwinkern.
Macht es Spass, Peach Weber zu sein?
Ja – inklusiv aller Vor- und Nachteile. Ich würde sagen, ich bin mein bester Freund. Sich selber ein Freund sein, das ist etwas vom Wichtigsten im Leben.
Wann waren Sie das letzte Mal so richtig schön betrunken?
Das ist schon sehr, sehr lange her. Im Lehrerseminar organisierten wir regelmässig Pokerabende, da wurde sehr viel Bier getrunken. Es passierte damals mehrfach, dass ich am anderen Tag noch mit Restalkohol im Blut in die Schule gegangen bin.
Und heute?
Hin und wieder ein Bier oder ein Glas Rotwein ist okay, ansonsten mag ich Alkohol nicht besonders. Ich gebe sowieso nicht gern die Kontrolle ab und finde es auch nicht lustig, wenn die Leute total besoffen sind.
Und noch eine Beichte, bitte: Ihre Erfahrungen mit Drogen?
Praktisch Null. Als junger Mensch wohnte ich während einiger Zeit in einer Wohngemeinschaft in einem Bauernhaus. Jeden Samstag gab es dort eine grosse Party, wo geraucht und auch Tablettli eingeworfen wurden. Ich fand das nicht lustig, weil die Leute danach ständig die gleichen Geschichten erzählten. Wenn das jetzt also die Bewusstseinserweiterung sein soll, dachte ich, dann brauche ich diese Produkte nicht zu nehmen.
Sie sind 67. Drei Viertel Ihres Lebens ist wahrscheinlich vorbei.
Möglichweise ja.
Haben Sie ein Testament?
Ja, vor ein paar Jahren habe ich eines verfasst. Aber nicht, weil ich dachte, mein Leben ist bald zu Ende, sondern weil ich es eine gute Sache finde, wenn man sich im Vornherein überlegt, was sein wird, wenn man mal nicht mehr da ist. Und wissen Sie was? Ich gehe übrigens auch jede Woche einmal auf den Friedhof. Aber auch nicht deshalb, weil ich denke, ich sterbe bald – sondern ich mag die Stimmung dort. Ein Friedhof ist ein sehr eigener Ort. Auf dem Friedhof liegen oft Menschen, die das Leben lang Streit hatten, wortlos nebeneinander. Ich besuche auch regelmässig das Grab meiner Eltern. Das Grab meiner Grossmutter wurde kürzlich aufgehoben. Das ist philosophisch auch sehr interessant: 25 Jahre lang war da ein Grab, und plötzlich wird alles umgegraben und Rasen angesät. Ab diesem Moment ist die Erinnerung an einen Menschen definitiv nur noch bei jenen, die diese Person gekannt haben.
Zum Autor: Bruno Bötschi
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Finden Sie das negativ?
Überhaupt nicht. Man spürt dann, welche Menschen einem in Erinnerungen bleiben wollen und welche nicht.
Haben Sie eine Patientenverfügung?
Habe ich auch einmal eine ausgefüllt, aber möglicherweise sollte ich das irgendwann noch etwas ausführlicher machen. Ich bin allerdings nicht so der Typ, der alles bis ins letzte Detail erklären möchte.
Sind Sie Mitglied bei einer Sterbeorganisation?
Ja.
Ihren allerallerletzten Auftritt haben Sie schon vor mehreren Jahren angekündigt – und zwar für den 15. Oktober 2027 im Hallenstadion Zürich. Wie viele Tickets haben Sie bereits verkauft?
Die Abendvorstellung ist schon länger mit 10'000 Tickets ausverkauft, deshalb habe ich noch zusätzlich eine Nachmittagsvorstellung eingeplant. Ich bin ja dann ja eh schon in Zürich, da kann ich auch grad zweimal spielen.
Wie viele Tickets sind für den Nachmittag verkauft?
Über 5'000.
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