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Bötschi fragt Nadine Strittmatter: «Darüber dürfen wir Frauen nicht reden»
Von Bruno Bötschi
11.3.2020
Sie gilt seit fast 20 Jahren als das erfolgreichste Model hierzulande. Nadine Strittmatter über das Älterwerden, die Sexismusdebatte #MeToo und einen Schweizer Minderwertigkeitskomplex, der ihr auf den Wecker geht.
Samstagmorgen, 10 Uhr: Kaffeetrinken im Restaurant Volkshaus in Zürich mit Nadine Strittmatter. Sie ist das Topmodel, das eigentlich kein Topmodel ist. Kollegen nannten sie früher Alien. Die 34-jährige Aargauerin liess sich jedoch nicht unterkriegen, denn «ich wusste, dass ich anders bin».
Das Model ist auf die Minute pünktlich, obwohl die Tage gerade ziemlich stressig sind – zuerst die Fashion Week in Paris, danach der Auftrag in Düsseldorf.
Strittmatter nimmt Platz, schaltet ihr Handy aus, bestellt einen Cappuccino – und schon dann kann es losgehen mit der Fragerei.
Frau Strittmatter, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 45 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach «weiter».
Weiter, weiter, weiter (lacht).
Los Angeles oder Zürich?
Keine von beiden Städten – wenn schon, dann würde ich Paris wählen. Diese Stadt ist meine spirituelle Heimat. Dort fühle ich mich am wohlsten. Ich lebe seit zwei Jahren zwar in Los Angeles, habe aber meine Wohnung in Paris behalten. Ich arbeite nach wie vor regelmässig dort.
Karl Lagerfeld oder Jean-Paul Gaultier?
Lagerfeld. Mit Karl habe ich ganz oft zusammengearbeitet, mit Gaultier bisher nur zweimal.
Was machte Karl Lagerfeld, der am 19. Februar 2019 gestorben ist, derart besonders?
Karl war ein intellektueller Mensch. Er war wahnsinnig neugierig, wusste über viel, viel mehr als nur über Mode Bescheid. Karl lebte nie nur im Mode-Mikroskomos, wie das viele andere tun, er war wirklich ein grosser Geist.
Welches Hobby aus Teenagerzeiten hat überlebt?
Reiten. Tönt langweilig, ist aber die Wahrheit. Früher nahm ich an Springturnieren teil. Das mache ich aber schon lange nicht mehr.
Mädchen, Pferde, Abenteuer?
Meine Eltern hatten immer Pferde. Mit sechs Jahren sass ich zum ersten Mal auf dem Rücken eines Tieres. Abenteuer? Nein, ich war von klein auf vertraut mit Pferden.
Wann sassen Sie zuletzt auf dem Rücken eines Pferdes?
Im Sommer 2019 weilte ich einige Wochen in der Mongolei. Da habe ich Polo gelernt. Ein Freund von mir hat ein Camp, dort wird das mongolische Nationalteam trainiert. Für mich fühlte sich diese Sportart an, als würde man Eishockey hoch zu Pferd spielen – also ziemlich kompliziert.
Wirklich wahr, dass Sie in der Primarschule von Ihren Mitschülerinnen und -schülern «Bohnenstange» und «Zündhölzli» genannt wurden?
Das stimmt. Anfänglich hat mich das sehr verletzt. Ich war während der Schulzeit eher eine Aussenseiterin.
Wie haben Sie diese verbalen Verletzungen verarbeitet?
Ich bin bis heute ein scheuer Mensch geblieben. Zum Glück stand meine Mutter immer zu mir. Sie sagte: «Du bist schön, wenn du dich so akzeptierst, wie du bist.» Das hat mir viel geholfen, und so habe ich gelernt aus meiner Komfortzone herauszutreten.
Sagen wir, wie es ist: gut. Der Journalist freut sich an dem hohen Reflexionsniveau schon kurz nach dem Start des Interviews. So macht das Spass. Momoll.
Finden Sie sich schön?
Das kommt ganz auf den Tag darauf an.
Wie fühlten Sie sich heute Morgen?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht – ich habe heute Morgen in den Spiegel geschaut und akzeptiert, was ich gesehen habe (lacht).
Als Sie sich mit 17 in London bei einer Modelagentur vorstellten, soll der Chef gesagt haben: «Du bist nicht gut genug für uns.» Und in Paris sagte Ihnen kurz danach ein Agenturchef, Sie sollen zuerst Ihre schrägen Lippen operieren lassen.
Ich wusste «in my bones», dass ich als Model erfolgreich werden könnte. Daher brachte mich nichts von meinem Ziel ab, auch diese negativen Kritiken nicht. Ich spürte innerlich, ich kann es schaffen. Deshalb war mir egal, was diese Menschen über mich sagten.
Was ist eigentlich so schön am Modeln?
Habe ich jemals behauptet, Modeln sei schön?
Das habe ich nicht gesagt.
Das Schöne am Modeln ist, dass ich mit kreativen Menschen zusammenarbeiten und viel reisen kann. Das Modeln hat aber auch Nachteile.
Welche?
Es geht oft ewig, bis man für einen Job bezahlt wird. Models haben keine Gewerkschaft.
Sie arbeiten seit fast 20 Jahren als Model: Ist der Job Ihr Traumberuf geblieben?
Wie gesagt: Ich arbeite gern mit kreativen Leuten zusammen. Und mit den Modeljobs bezahle ich meine Rechnungen. Das wird sicher nicht mehr ewig so weitergehen. Aktuell ist jedoch ein Trend zu älteren Models spürbar – das schätze ich sehr.
Kein Problem, dass Sie Ihr Vater oft in Unterwäsche sieht?
Ich glaube, er schaut jeweils nicht so genau hin (lacht).
Anstrengendster Teil Ihrer Arbeit?
Anders als ein festangestellter Mitarbeiter habe ich keinen monatlichen Fixlohn. Oft weiss ich erst kurzfristig, ob ich einen Job bekomme oder nicht. Als Model muss man ständig kämpfen, das macht müde.
Einverstanden mit der These, dass der Model-Kult ein bisschen vorüber ist?
Total vorbei, ja.
Sie sagten einmal, Models seien laufende Kleiderbügel?
Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor – viele Models sind, wenn wir ehrlich sind, auswechselbar, ausser die wirklich guten.
Sind Sie ein gutes Model?
Ich hoffe es.
Strittmatter lacht, nein, prustet. Sie scheint gern Witze über sich selber zu machen. Und das ist gut so.
Was sind Influencer?
Ich bin auf jeden Fall keine Influencerin. Denn dafür müsste ich viel mehr Selfies auf meinem Instagram-Account posten. Für mich sind Influencerinnen eine Kombination aus Model und Modejournalistin, aber sie sind beides nicht so richtig.
Finden Sie Influencer spannend?
Sie haben sich ihren Platz in der Modebranche erkämpft und haben aktuell viel Erfolg. Mein Traumjob ist es aber nicht.
Wirklich wahr, dass Sie nicht so viel Drama wie andere Models machen und immer pünktlich sind und deshalb auch nach fast 20 Jahren erfolgreich im Modebusiness tätig sein können?
Was Pünktlichkeit angeht, sind meine Charaktereigenschaften nicht besonders schweizerisch. Es kann schon mal passieren, dass ich zehn, 15 Minuten zu spät komme. Ganz sicher vorbei ist aber die Zeit der Models, die viel Drama machen. Drama machen ist nur anstrengend. Oder wollen Sie mit jemandem zusammenarbeiten, der ständig Drama macht? Ich denke, Sie arbeiten auch lieber mit einem Menschen zusammen, der Freude an seinem Job hat, meistens easy drauf ist und mit dem Sie gut auskommen.
Sind die Schweizer jetzt eigentlich eher beliebt oder unbeliebt im Ausland?
Heute Morgen hat mich mein Vater mit dem Auto nach Zürich gefahren. Während der Fahrt haben wir über das Ansehen der Schweizer diskutiert und festgestellt: Immer, wenn man im Ausland sagt, man sei Schweizerin oder Schweizer, denkt das Gegenüber zuerst an Geld ...
... und an Banken und Kühe.
Das auch (lacht).
Welcher typische Schweizer Minderwertigkeitskomplex geht Ihnen auf den Wecker?
Die Schweizer wollen es immer allen recht machen.
Ihre derzeitige Tagesgage als Model?
Weiter.
In einem Interview sagten Sie, Sie würden nur mit den richtigen Leuten über Ihren Lohn reden: Wer sind die «richtigen Leute»?
Wann habe ich das gesagt? Vor 15 Jahren?
Vor zehn Jahren.
Und Sie wollen jetzt also die richtige Person sein? Okay, Sie sind die richtige Person (lacht).
Und ernsthaft?
Heute Morgen habe ich im Auto mit meinem Vater auch über meine Finanzen diskutiert. Und natürlich rede ich auch mit meinen Agenten über meinen Lohn.
Erinnern Sie sich an die allererste Zeitungsschlagzeile über Sie?
Ich erinnere mich daran, dass meine Grossmutter den Artikel ausgeschnitten hat. Sie war megastolz auf mich. Aber an die genaue Wortwahl kann ich mich nicht mehr erinnern.
Die Schlagzeile lautete: «Der Aargau kommt in Mode.»
Ach, der Aargau ist doch immer noch nicht in Mode gekommen. Oder?
Wo ist der Kanton Aargau am schönsten?
Im Wald hinter dem Haus meiner Eltern.
Was würden Sie mir noch zeigen wollen in Ihrem Heimatkanton, wenn wir einen Tag lang Zeit hätten?
Ich bin bereits mit 16 weggezogen aus dem Aargau und deshalb nicht besonders stark verwurzelt mit dem Kanton. Ich würde mit Ihnen durch den Wald reiten, und dann könnten wir bei irgendeiner Waldhütte eine Pause einlegen und eine Wurst bräteln. Das fände ich lässig.
Ganz so lässig fände dies der Journalist nicht. Warum? Er isst kaum mehr Fleisch. Aber noch viel schlimmer: Es sass nur ein einziges Mal auf dem Rücken eines Pferdes, eines kleinen Pferdes.
Welche Blüte passt am besten zu Ihrem Haar?
Edelweiss.
Welcher Teil Ihres Körpers ist Ihnen bis heute fremd?
Mein Gehirn (lacht).
Wann und wo zum ersten Mal einen nackten Mann gesehen?
In irgendeinem Heftli.
Der Kinofilm, bei dem Sie zum ersten Mal geküsst haben?
Das weiss ich nicht mehr.
Wo gehen Sie lieber hin: zum Arzt oder zum Coiffeur?
Zum Doktor.
Was halten Sie grundsätzlich von Schönheits-OPs?
Gar nichts.
Was würden Sie raten, wenn eine Freundin ihren Busen vergrössern will?
Was könnte ich viel dazu sagen? Es wäre ihre Entscheidung.
Ihr Ernst, dass Frauen sich auf der Toilette über Männerpopos unterhalten?
Ich rede nicht über Füdlis.
Über was reden Sie auf dem WC?
Das ist ein Geheimnis, darüber dürfen wir Frauen nicht reden (lacht).
Wer muss anwesend sein, damit das Kaffeekränzchen perfekt ist?
Alle meine Freundinnen.
Ein typischer Essgeruch im Hause Strittmatter?
Ich bin keine gute Köchin, aber hin und wieder riecht es nach Avocado-Toast (lacht).
Ihr Lieblings-Wellnessbereich auf Erden?
Wellness mache ich am liebsten daheim – meditieren, viel schlafen und hin und wieder ein Glas Wein trinken.
Ihre Einschlafposition?
Ich glaube: auf dem Rücken.
Rückenschmerzen?
Nein.
Augen, Busen, Hintern – in welcher Reihenfolge werden Sie gemustert?
Keine Ahnung. Was ich sagen kann: Ich schaue bei einem Menschen zuerst die Augen an.
Und danach?
Wahrscheinlich auf das Füdli.
Ihre Definition von einem schönen Busen?
Nicht zu viel «pump up the volume», sprich nicht zu viel Fake.
Heidi Klum hat ihren Busen Namen gegeben – Sie auch?
Nein. Ich mache mich lieber nicht zum Objekt.
Woran erkennt ein Mann, dass Sie verliebt sind?
Das erkennt er nicht.
Ich nehme an, es ist nicht ganz einfach, mit diesen dauernden Ortswechseln ein normales Privatleben zu führen?
Ehrlich gesagt, ich bin gar nicht so viel unterwegs. Ich versuche zudem Termine möglichst oft zusammenzunehmen. Nur weil ich in Interviews nicht über mein Privatleben rede, heisst das noch lange nicht, dass ich Single bin. Ich bin schon lange nicht mehr Single, ich rede einfach nicht darüber.
Danke für Ihre Offenheit, Frau Strittmatter.
Sind Sie ein Glückskind?
Ja.
Wann zuletzt eingeschüchtert gefühlt von der grossen, weiten Welt?
Weiss ich nicht mehr ... – oder doch: Gestern Morgen fuhr ich mit dem Zug vom Flughafen ins Stadtzentrum von Zürich. Dabei sah ich ganz viele neue Häuser, in denen ganz viele Menschen vor Computern sassen. Das fühlte sich für mich wie ein «Blade-Runner»-Moment an.
Weil sich das Aussehen der Stadt in den letzten Jahren so stark verändert hat?
Auch – aber noch viel mehr, weil sich die Schweizerinnen und Schweizer immer so hypereffizient geben.
Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Weiss ich nicht.
Die dümmste Idee?
Keine Ahnung.
So grundsätzlich: Sind Ihnen die Menschen sympathisch?
Sehr sogar.
Ist es sexistisch, wenn ein Bauarbeiter einer Frau hinterherpfeift?
Finde ich nicht.
Wie viel Altmännergehabe gibt es im Modelbusiness?
Ich sehe mich als Feministin. Aber meiner Meinung nach fokussieren wir uns in der aktuellen #MeToo-Debatte zu stark auf Details. Fakt ist: Wir leben in einer männerdominierten Welt, und es gibt nach wie vor viele Frauen, die versuchen, wie Männer zu denken und zu leben. Damit sich wirklich etwas ändert, bräuchte es in der Gesellschaft jedoch einen viel, viel grösseren Umbruch. Es kann nicht sein, dass wir Frauen uns wie Männer benehmen sollen, um Erfolg zu haben.
Sondern?
Wir Frauen müssen stärker auf unsere femininen Anteile hören, statt uns aggressiv gegen die Männer zu stellen. Wir Frauen sind nicht besser als die Männer, beide Geschlechter haben ihre Stärken und Schwächen. Während meines Studiums im kreativen Schreiben beschäftigte ich mich auch mit Drehbüchern. Dabei stellte ich fest: Viele Filme sind von der Grundstruktur her wie ein männlicher Orgasmus aufgebaut.
Das müssen Sie erklären.
Auslösendes Ereignis, Anspannung, explodierender Höhepunkt – danach flachen die Geschichten sehr schnell ab. Aber so funktionieren wir Frauen nicht, das ist nicht unser Rhythmus.
Verschlechtert oder verbessert sich das Zusammenleben von Frauen und Männern gerade?
Keine Ahnung – ich hoffe aber, dass sich das Zusammenleben gerade verbessert. Denn ich finde #MeToo eine gute und wichtige Debatte, weil sie das Bewusstsein von vielen Frauen gestärkt hat. Und ich finde zudem ganz wichtig, dass Männer wie Harvey Weinstein ins Gefängnis gesteckt werden und so für ihre Taten büssen.
Haben Sie jenseits von verunglückten Komplimenten während Shootings auch Übergriffe erlebt? Also Dinge, von denen Sie sagen würden: Das ging zu weit.
Ganz selten.
Erzählen Sie bitte.
Es gab Fotografen, die wollten, dass ich während eines Shootings plötzlich Unterwäsche anziehe. Ich habe ziemlich gute Antennen, wenn solche Situationen drohen, komisch zu werden.
Was taten Sie dann?
Ich brach das Shooting ab, packte meine Siebensachen und ging.
Frauenquoten – ja oder nein?
Grundsätzlich bin ich dafür, dass die beste Bewerberin oder der beste Bewerber einen Job bekommt. Aber gleichzeitig finde ich es wichtig, dass in den oberen Etagen eines Unternehmens nicht nur Männer Einsitz nehmen.
Drogen-Freigabe – ja oder nein?
Cannabis ja, weil es auch für medizinische Zwecke eingesetzt werden kann.
Und harte Drogen?
Nein.
Es ist bekannt, dass in der Modewelt der Konsum von Kokain und so weiter ziemlich verbreitet ist.
Drogen haben mich noch nie interessiert. Aber ich glaube, in der Bankenbranche wird nicht weniger Kokain konsumiert wie in der Modewelt.
Sie sitzt da, zurückgelehnt. Und man spürt: Diese Frau mag kein Blabla. Ja, diese Frau ist noch klüger, als man dachte – und noch lebenslustiger auch.
Stellen Sie sich gelegentlich die Sinnfrage?
Die ganze Zeit.
Haben Sie eine Antwort gefunden?
Nein.
Sie sagten einmal, dass Sie mit 30 eine Krise durchgemacht hätten. Was ist da passiert?
Ich arbeitete damals extrem viel und hatte zu wenig Zeit für mich selber.
Wann zum letzten Mal geweint?
Ich bin nah am Wasser gebaut – egal, ob bei positiven oder negative Gefühlen.
Haben Sie ein Tattoo?
Ja.
Wollen Sie noch mehr dazu sagen oder ist das Sujet und die Körperstelle, wo sie es stechen liessen, geheim?
Es ist kein Geheimnis, aber ich schäme mich ein bisschen deswegen.
Warum?
Weil es ein Quote aus einem Woody-Allen-Film ist.
Was ist Ihnen heilig?
Beziehungen.
Ihr Lieblingsfluchwort?
Kein Wort, sondern ein Blick.
Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
Diverse Bücher für mein Studium und dann noch das Buch «Psychoanalytikerin trifft Marina Abramović: Künstlerin trifft Jeannette Fischer». Ich habe aber erst drei Seiten daraus gelesen.
Welche Bücher haben Ihr Leben stark beeinflusst?
Kann ich Ihnen eine Liste schicken?
Wo lesen Sie am liebsten?
Daheim vor dem Kamin oder in einem Café ... – ach, ich bestelle mir jetzt noch einen Kaffee.
Ich mir auch.
Sie sind ja fast wie auf Speed mit Ihren vielen Fragen.
Und ich dachte, Sie hätten von Drogen keine Ahnung.
(Lacht)
Früher schrieben Sie regelmässig für die «Weltwoche»: Warum heute nicht mehr?
Stimmt, das habe ich getan. Aber die politische Einstellung des Blattes wurde mir in den letzten Jahren zu stark rechts. Es wäre schön, wieder ab und zu für eine Zeitung oder eine Zeitschrift schreiben zu können.
Wie geht es eigentlich Ihrer Karriere als Regisseurin?
Ich bin gerade intensiv mit einem Projekt beschäftigt. Aber ich möchte dazu noch nicht mehr sagen, weil ich in solchen Dingen etwas abergläubisch bin.
In einem Interview auf SRF 3 sagten Sie zudem, dass ein Buchprojekt ziemlich weit fortgeschritten sei.
Das stimmt. Damit ein Buch geboren werden kann, sollte man wirklich jeden Tag daran schreiben, sich damit beschäftigen. Dafür habe ich leider aktuell aber keine Zeit.
Aber in Ihrem Computer gibt es ein File mit dem Namen ‹Buch›?
So ist es – aber ich möchte, genauso wie über das Filmprojekt, darüber noch nicht mehr verraten.
Der Kellner serviert die beiden Cappuccinos.
Und wie geht es Ihrem Lebenstraum «Pferderanch mit Biogarten»?
Ich bin nicht sicher, ob ich das noch erstrebenswert finde. Ohne Angestellte wäre so etwas ja kaum zu schaffen.
Angst vor dem Älterwerden?
Nein – ich fühle mich je älter ich werde desto besser. Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich über ein neues Fältchen im Gesicht ärgere. Aber vom Grundgefühl her bin ich heute glücklicher als mit 20. Ich weiss heute viel besser, was ich will und was ich nicht will. Ich verschwende heute immer weniger Zeit mit Dingen, die mich nicht interessieren.
Über den Autor
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Was wollen Sie nicht mehr?
Beziehungen pflegen, die keinen Sinn machen.
Wie alt möchten Sie werden?
Ich würde sehr gern sehr alt werden.
Zum Schluss noch der grosse Talenttest: Schätzen Sie jetzt bitte, liebe Frau Strittmatter, Ihr Talent von null Punkten, kein Talent, bis zehn Punkte, Supertalent, ein: als Verliererin?
Einen Punkt – ich bin keine gute Verliererin.
Schweizerin des Jahres?
Einen ... – nein, null Punkte. Mir würde das Interesse an diesem Job fehlen.
Sie mögen die Schweiz nicht?
Doch, doch, die Schweiz ist ein super Land, aber «Schweizerin des Jahres» möchte ich nicht sein.
Schauspielerin?
Einen Punkt.
Als Model wäre es doch durchaus von Vorteil, wenn Sie etwas schauspielerisches Talent hätten?
Müsste man eigentlich meinen, aber ich habe keines. Ich kenne ganz viele andere Models, die darin viel talentierter sind.
Wieso waren Sie trotzdem so erfolgreich als Model in den letzten 20 Jahren?
Mit meinem Schauspieltalent hat es auf jeden Fall nichts zu tun. Es ist etwas anderes.
Und was?
Es hat wahrscheinlich mit meinem Look zu tun, mit den vielen guten Beziehungen, die ich in all den Jahren aufbauen konnte und vielleicht auch damit, dass ich bisher, wie soll ich sagen, zeitlos gealtert bin.
Wie gross würden Sie Ihr Talent als Politikerin einschätzen?
Fünf Punkte. Politik interessiert mich sehr und ich glaube, ich bin eine gute Rednerin, könnte die Themen gut auf den Punkt bringen.
Noch mehr «Bötschi fragt»-Gespräche finden Sie unter diesem Link.