KolumneFleischkonsum: Eine Steuer zum Schutz der Gesundheit?
Marianne Siegenthaler
22.12.2018
Steuern sind ein probates Mittel zur Volkserziehung. Das gilt nicht nur fürs Autofahren, Alkohol trinken und Rauchen, sondern vielleicht auch bald für den Fleischkonsum. Keine Freude an dieser Idee hat «Bluewin»-Kolumnistin Marianne Siegenthaler.
Die Gesundheits-Fundis des Bundes sind besorgt: Wir ernähren uns unausgewogen. Zu wenig Früchte und Gemüse. Zu viel Süsses. Und vor allem viel zu viel Fleisch. 50 Kilogramm Fleisch pro Kopf pro Jahr, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) herausgefunden hat.
Das viele Fleisch hat mitunter tödliche Folgen: Wie englische Forscher in einer Studie schreiben, sterben jedes Jahr mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen ihres Fleischkonsums. Tendenz steigend: 2020 sollen es schon 2,4 Millionen Tote sein.
Krebserkrankungen, Schlaganfälle, Herzversagen und Typ-2-Diabetes – ganz klar, im Fleisch steckt das Böse. Wer das Schnitzel nicht vom Teller verbannt, spielt mit dem Leben. Wobei, wenn wir nicht am Fleisch sterben, dann am Fett. Oder am Salz. Oder am Zucker. Oder am Rauchen. Oder am Saufen. Oder an Bewegungsarmut. Oder an Depressionen.
Wer nicht hören will, muss zahlen
Was tun? Genau. Eine Steuer wird es richten. Das glauben zumindest die Engländer. Und denken darüber nach, das Fleisch zu besteuern. So wie auch hierzulande der Alkohol oder die Zigaretten besteuert werden. Das füllt die Bundeskasse.
Und da kann man grosszügig darüber hinwegsehen, dass trotz Steuer jeder fünfte Schweizer zu viel Alkohol trinkt. Und je nach Quelle jeder Dritte oder sogar die Hälfte der Bevölkerung qualmt. Wenn auch seit dem Rauchverbot nicht mehr in der Beiz, sondern auf der Strasse. Oder auf dem Balkon.
Und jetzt wird von gewissen Kreisen auch bei uns eine Fleischsteuer thematisiert. Nicht nur wegen der Gesundheit, auch wegen der Auswirkungen auf das Klima und die Ökologie. Schliesslich gehört der Fleischkonsum gemäss Swissveg zu den schlimmsten Verursachern der Umweltverschmutzung. Und weil das eben die Schnitzel-, Braten- und Burgerliebhaber nicht wahrhaben wollen, braucht es eine Lenkungsabgabe.
Also eine Art Busse für das Fehlverhalten in Sachen Fleisch. Wer nicht hören will, muss zahlen. Und weil das Fleisch bei uns eh schon sehr teuer ist, können es sich nur noch die Reichen leisten. Alle anderen werden zum Verzicht gezwungen – oder fahren nach Deutschland, wo es viel billiger ist.
Fazit: Bald schon droht uns eine weitere Steuer, die nicht nur dazu da ist, leere Kassen zu füllen, sondern uns vor allem auch umerziehen soll. Doch ist es eine Staatsaufgabe, mir vorzuschreiben, was auf meinen Teller kommt? Definitiv nicht. Wenn ich weniger Fleisch esse, dann tue ich das aus Einsicht, dass der Fleischkonsum das Klima und möglicherweise meine Gesundheit belastet. Eigenverantwortung nennt man das auch.
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