Extrem-Bergsteiger Dani Arnold «Die Vorstellung, dass meine Frau bei einem Unfall dabei ist, ist unerträglich»

Bruno Bötschi

4.11.2024

2011 gelingt Extrembergsteiger Dani Arnold mit 27 Jahren der Durchbruch. Er bezwingt die Eiger-Nordwand allein in 2 Stunden und 28 Minuten. Schneller war bis dahin keiner. Das Bild zeigt Arnold ebenfalls am Eiger, jedoch im Jahr 2017.
2011 gelingt Extrembergsteiger Dani Arnold mit 27 Jahren der Durchbruch. Er bezwingt die Eiger-Nordwand allein in 2 Stunden und 28 Minuten. Schneller war bis dahin keiner. Das Bild zeigt Arnold ebenfalls am Eiger, jedoch im Jahr 2017.
Bild: Keystone

Dani Arnold ist einer der besten Extrem-Bergsteiger weltweit. Am liebsten bewältigt er Felswände ohne Sicherung. Jetzt spricht er mit seiner Frau darüber, wie die gemeinsame Tochter seinen Antrieb veränderte.

Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Urner Dani Arnold gilt seit mehr als zehn Jahren als einer der besten Extrem-Bergsteiger der Welt.
  • Mit fast 240'000 Follower*innen auf Instagram ist der 40-Jährige einer der Stars der Szene.
  • Im Magazin «Spiegel» spricht er zusammen mit seiner Frau Denise über die tödlichen Gefahren am Berg und was sich verändert hat, seit das Paar vor vier Jahren zum ersten Mal Eltern einer Tochter wurde.

«Die Vorstellung, dass Denise ganz unmittelbar bei einem Unfall dabei ist, ist unerträglich.»

Im deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel» sprechen Dani Arnold und seine Frau Denise über die tödlichen Gefahren am Berg, das Klettern ohne Sicherung und ohne Seil, eine sogenannte Free-Solo-Begehung, und was sich alles verändert hat, seit vor vier Jahren ihre gemeinsame Tochter auf die Welt gekommen ist.

Arnold gilt seit mehr als zehn Jahren als einer der besten Extrem-Bergsteiger der Welt. Mit fast 240'000 Follower*innen auf Instagram ist der Urner einer der Stars der Szene.

Es gibt aber auch Menschen, die den 40-Jährigen für verrückt halten. Für verantwortungslos, gegenüber seiner gleichaltrigen Frau Denise und der gemeinsamen Tochter (4).

Dani Arnold: «Ich wollte schon früh das Ultimative»

Schon in jungen Jahren wollte Dani Arnold möglichst Schwieriges und Grosses am Berg erklimmen. Im Alter von 27 Jahren gelingt ihm dann der Durchbruch. Er bezwingt die Eiger-Nordwand, mehr als 1800 Höhenmeter steilster Fels, allein, in 2 Stunden und 28 Minuten.

So schnell wie keiner vor ihm.

«Es gab eine Zeit, in der mir alles gelungen ist. Die grössten Wände der Welt. Ich hab mich unsterblich gefühlt»: Dani Arnold, Extrem-Bergsteiger.
«Es gab eine Zeit, in der mir alles gelungen ist. Die grössten Wände der Welt. Ich hab mich unsterblich gefühlt»: Dani Arnold, Extrem-Bergsteiger.
Bild: Keystone

Wer als Extrem-Bergsteiger ganz oben mitspielen wolle, müsse sich an den grossen Wänden dieser Welt mit den Besten messen, sagt Arnold.

«Es gibt dort oben diese völlige Exponiertheit. Wenn du einen Fehler machst, ist das der sichere Tod. Aus diesem totalen Ernst mache ich ein Spiel. Es ist mein Umgang mit der Gefahr.»

Auf die Frage, ob dieses Spiel nicht irgendwann leichtsinnig mache, antwortet Arnold im «Spiegel»: «Es gab eine Zeit, in der mir alles gelungen ist. Die grössten Wände der Welt. Ich hab mich unsterblich gefühlt. Das Gefühl, gut zu sein, ist am Berg brutal gefährlich.»

Dani Arnold macht, was «sonst keiner macht»

Trotz der tödlichen Gefahren am Berg nimmt Denise Arnold kaum Einfluss auf die Entscheidungen und Pläne ihres Mannes.

«Er will etwas machen, was sonst keiner macht. Sobald er ein Ziel hat, wird alles in Bewegung gesetzt, um es zu erreichen. In dieser Zeit lebt er ein bisschen in seiner Welt», so die 40-Jährige im «Spiegel».

Wenn ihr Mann aufbreche, sage sie ihm jeweils nur, er solle den Schutzengel mitnehmen. Über die tödliche Gefahr oder das Sterben spricht das Ehepaar Arnold jedoch nur in Ausnahmefällen.

Später erzählt Denise Arnold noch, wie fürchterlich die Tage sind, wenn ihr Mann am Klettern ist und sie daheim wartet und stundenlang nichts von ihm hört. Es wundert denn auch nicht, dass es Momente gibt, in denen sie sich fragt: Muss das noch sein? Reicht das nicht?

Seit der Geburt der Tochter nicht mehr so kompromisslos

Aufhören will Dani Arnold aber nicht, noch nicht: «Ich könnte denken: Ich habe vieles erreicht, höre ich halt auf. So einfach ist es aber nicht. Klettern ist für mich mehr als ein Sport. Aber natürlich werde ich älter. Ich werde langsamer, unkonzentrierter.»

Am Ende des Gespräches mit dem «Spiegel» offenbart der Urner Extrem-Bergsteiger, dass die Geburt der Tochter vor vier Jahren etwas in ihm verändert habe.

Aktuell ist der Extrem-Bergsteiger auf der Suche nach einer Free-Solo-Route, die er als Nächstes erklimmen will: «Ich habe einige angeschaut und gemerkt, dass ich mich nicht mehr traue. Etwas, das immer funktioniert hat, funktioniert auf einmal nicht mehr. Ich bin nicht mehr so kompromisslos.»


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