Corona-Impfung Das musst du über die Nebenwirkungen wissen

Von Maximilian Haase

4.6.2021

Nach der Impfung gegen das Coronavirus kann es zu leichten Nebenwirkungen kommen. (Symbolbild)
Nach der Impfung gegen das Coronavirus kann es zu leichten Nebenwirkungen kommen. (Symbolbild)
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Stetig geht es mit der Covid-Impfkampagne in der Schweiz voran. In der Folge nehmen auch die Fragen nach den Nebenwirkungen zu. Damit musst du nach der Spritze rechnen.

Von Maximilian Haase

Bereits ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung ist vollständig geimpft, weitere 15 Prozent haben zumindest die erste Dosis erhalten. Täglich schreitet die Impfkampagne voran. Das bedeutet aber auch: Immer mehr Menschen bekommen Nebenwirkungen wie Kopfweh und Fieber zu spüren. Womit muss man nach dem Piks rechnen?



Sind Nebenwirkungen bei einer Covid-Impfung normal?

«Nebenwirkungen können bei jeder Impfung auftreten, schwere Nebenwirkungen sind aber klar die Ausnahme», schreibt das BAG auf seiner Informationsseite. Betroffen sind eher jüngere Menschen, die Nebenwirkungen nehmen mit steigendem Alter ab.

Was sind die häufigsten Nebenwirkungen?

Die Nebenwirkungen bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna gleichen sich.  Am häufigsten treten lokale Schmerzen um die Einstichstelle am Arm auf, auch Rötungen und Schwellungen sind laut der US-amerikanischen CDC möglich. Müdigkeit oder Kopfschmerzen betreffen etwa die Hälfte aller Geimpften; Muskel- oder Gelenkschmerzen etwa ein Drittel. Einer von zehn Geimpften klagt nach der Impfung über Fieber.

Auftreten können laut BAG auch allgemeine Symptome wie Schüttelfrost, Fiebergefühl oder leichtes Fieber. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA berichtet  für Biontech/Pfizer auch von Durchfall und Übelkeit. 

Wie lang halten die Nebenwirkungen an?

Laut BAG sind die Nebenwirkungen «meistens mild und von kurzer Dauer». Längerfristig treten nach aktuellem Forschungsstand keine Nebenwirkungen auf. Infovac.ch schreibt: «Die Studien konnten keine etwaigen seltenen Nebenwirkungen oder Nebenwirkungen, die nach drei Monaten auftreten, aufzeigen.»

Muss ich mit einem «Covid-Arm» rechnen?

Bei einigen Menschen treten etwa eine Woche nach der Impfung grossflächige Rötungen und Schwellungen am geimpften Arm auf. Sie wurden laut BAG häufiger nach einer Impfung mit dem Moderna-Impfstoff festgestellt und treten nach der ersten Impfung bei etwa 8 von 1000 und nach der zweiten Impfung bei etwa 2 von 1000 Geimpften auf. 

Grund zur Sorge besteht nicht: Die Reaktionen, die im Zusammenhang mit der Immunabwehr stünden, «sind zwar unangenehm, aber harmlos», wie das BAG schreibt. Nach einigen Tagen verschwinden sie auch ohne Behandlung. Die entsprechende Stelle kann gekühlt werden.

Wie hoch ist das Risiko schwerer Nebenwirkungen?

Sehr gering. Das Risiko ernsthafter Komplikationen bei einer Corona-Erkrankung sei «um ein Vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit schwerer Nebenwirkungen aufgrund der Covid-19-Impfung», informiert das BAG. Auf den Punkt gebracht heisst das: «Das Coronavirus ist die Gefahr, nicht die Impfung.»

In einer Biontech/Pfizer-Studie litten vier der etwa 43'000 Probanden unter schweren Nebenwirkungen, etwa einer vorübergehenden Beinlähmung und einer Herzrhythmusstörung. Aber: Ebenso viele Teilnehmer der Kontrollgruppe, die Placebos verabreicht bekamen, berichteten von derlei Beschwerden.

«Das spricht dafür, dass die Nebenwirkungen nicht durch die Impfung verursacht wurden», schlussfolgert das BAG. Das gilt auch für die Moderna-Impfung. 

Was ist mit allergischen Reaktionen?

«Sehr selten» kann es laut BAG «zu schweren Nebenwirkungen kommen, beispielsweise zu einer allergischen Reaktion». Eine solche Reaktion trete «meist unmittelbar nach der Impfung auf und kann gut behandelt werden». Wer derlei allergische Reaktionen bereits aus der Vergangenheit kennt, sollte begleitende Vorsichtsmassnahmen einhalten. 

Doch wie hoch ist das Risiko dafür? Laut Infovac treten beim Biontech/Pfizer-Impfstoff bei einer von 100'000 Personen allergische Reaktionen auf. 

Weshalb reagieren nicht alle gleich?

Wie ein Mensch auf die Impfung reagiert, hängt unter anderem von der Genetik ab, aber auch von vorhergehenden viralen Infektionen, wie Immunologe Christian Münz, bei der Covid-Taskforce Leiter für Impffragen, SRF erklärt: «Die Unterschiede sind abhängig davon, wie stark unser Immunsystem genau in dem Bereich, wo die Impfung verabreicht wird, Botenstoffe auslöst.»

Sind die Nebenwirkungen nach der zweiten Impfung stärker?

Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wird oft berichtet, dass die Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis stärker ausfallen. Betroffen scheinen insbesondere Jüngere. 

So berichtet die US-Arzneimittelbehörde FDA, dass nach der ersten Biontech-Dosis etwa 4 Prozent der 18- bis 55-Jährigen Fieber bekamen, nach der zweiten Spritze waren es schon 15 Prozent.

Der Grund liegt im Immunsystem, das nach der ersten Dosis schon in Alarm versetzt wurde, wie Christian Münz erklärt: Wenn die Zellen, die schon auf die Infektion reagiert hätten, «wieder aktiviert werden, dann reagieren sie schneller und heftiger.»

Darf man bei Schmerzen Medikamente nehmen?

Rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können laut Münz zur Linderung etwaiger Nebenwirkungen eingenommen werden. «Schmerzmittel haben keinen grossen Einfluss auf die Impfwirkung», sagte er im SRF-Magazin «Puls».

Der Berner Infektiologe Christoph Aebi erläutert im SRF-Expertenchat: «Für diverse Impfstoffe wurde gezeigt, dass die Impfantwort unter Paracetamol quantitativ etwas geringer ist als ohne Paracetamol.»

Weil durch die Impfung sehr viel mehr Antikörper gebildet würden, als für den Impfschutz erforderlich ist, sei «dieser Effekt aber ohne Bedeutung». Auch er schlussfolgert: «Paracetamol zur Bekämpfung von Nebenwirkungen der Impfung ist erlaubt.»

Darf ich Schmerzmittel vorbeugend nehmen?

Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt hinsichtlich der Medikamente Paracetamol und Ibuprofen: «Die Datenlage zu den Covid-19-Impfstoffen ist aktuell nicht ausreichend, um eine sichere Aussage hinsichtlich eines Einflusses der genannten Medikamente auf die Wirksamkeit (Immunogenität) der Impfstoffe treffen zu können.»

Von einer prophylaktischen Einnahme rät das RKI ab: «Experten gehen aufgrund der Erkenntnisse aus Studien mit anderen Impfstoffen davon aus, dass eine prophylaktische Gabe von fiebersenkenden oder schmerzlindernden Medikamenten nicht empfehlenswert ist.»

Können bestimmte Medikamente Nebenwirkungen verstärken?

Sind Menschen, die Medikamente gegen Bluthochdruck, Cholesterin oder Herzprobleme nehmen, stärker von Nebenwirkungen betroffen? Christoph Küng, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic, gibt auf SRF Entwarnung: «Solche Medikamente sollten keinen Einfluss auf die Wirkung der Impfung oder auf allfällige Nebenwirkungen haben, weder verstärkend noch abschwächend.»

Auch jene, die etwa unter Heuschnupfen leiden, können aufatmen:  Antihistaminika können bedenkenlos eingenommen werden: «Das Antihistaminikum hat keinen Einfluss auf die Impfwirksamkeit», sagt Infektiologin Anita Niederer im «Puls»-Chat.

Wann muss ich zum Arzt?

Halten die Nebenwirkungen länger als 48 bis 72 Stunden nach der Impfung an oder treten unerwartete schwerere Nebenwirkungen auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die US-Behörde CDC rät, sich auch an einen Arzt zu wenden, wenn die Einstichstelle nach 24 Stunden noch gerötet oder empfindlich ist.