«Fühle mich komplett fit»Burkard Kress lebt nach Schock-Diagnose ohne Magen
Von Elisa Eberle/Teleschau
10.8.2024
Wie kann ein Vater das ertragen? Burkhard Kress verliert seinen Sohn an Krebs. Dann wird klar: Der Journalist hat die Krankheit vererbt. Es ist nicht der einzige Schicksalsschlag der Familie. Kress lebt heute ohne Magen.
Von Elisa Eberle/Teleschau
10.08.2024, 11:26
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
TV-Zuschauer*innen kennen Burkhard Kress aus der RTL-Sendung «Extra».
2023 verlor der Reporter seinen 30-jährigen Sohn an einer seltenen Form von Magenkrebs.
Nach dem Verlust ergeben Untersuchungen, dass die Ursache für die Krebserkrankung eine genetische Veranlagung ist, die Vater Kress vererbt hat.
In der Folge muss der Magen von Burkhard Kress entfernt werden. Jetzt erzählt der Journalist in der RTL-Sendung «Extra Spezial: Krebs – Warum meine Diagnose Ihr Leben ändern kann» seine Geschichte.
Krebs ist eine der heimtückischsten Krankheiten überhaupt: Allein in der Schweiz erkranken pro Jahr gegen 42'000 Menschen daran.
Was es bedeutet, einen geliebten Menschen an die Krankheit zu verlieren, weiss der RTL-Reporter Burkhard Kress: 2023 starb sein Sohn im Alter von nur 30 Jahren an einer seltenen Form von Magenkrebs. Kurz darauf erhielt auch Burkhard Kress die niederschmetternde Diagnose.
In «Extra Spezial: Krebs – Warum meine Diagnose Ihr Leben ändern kann» erzählt der heute 65-jährige Journalist seine Lebensgeschichte. Die 60-minütige Sendung ist am Montag, 12. August, 22.35 Uhr, bei RTL zu sehen.
Eine Bauchspiegelung bringt die traurige Gewissheit
Schon seit 2015, so schildert es Burkhard Kress, habe sein Sohn über Bauchschmerzen geklagt. Der Arzt habe ihm damals geraten, auf Alkohol, Kaffee und scharfe Gewürze zu verzichten.
Auch eine Laktoseintoleranz wurde vermutet. Zunächst schien sich sein Befinden zu verbessern, doch 2022 kehrten die Bauchschmerzen zurück. Die konsultierte Hausärztin vermutete eine Gastritis.
Als die Schmerzen stärker wurden, kam der junge Mann ins Spital, wo weitere Untersuchungen folgten, eine Krebserkrankung schlossen die Ärzte weiterhin aus: Die Blutwerte, so hiess es, seien zu gut. Eine Bauchspiegelung brachte dann die traurige Gewissheit.
«Letztendlich bekamen wir am 9. Dezember einen Anruf seiner Freundin», erinnert sich Burkhard Kress: Er und seine Frau sollten sofort nach Leipzig kommen. Ihr Sohn wollte ihnen die Diagnose persönlich mitteilen. Sie lautete: «Diffuser Magenkrebs mit Siegelring-Zellen, und zwar unheilbar.»
Lara Kress: «Papa, ich habe es auch!»
Mit dem Tod des Sohnes ging für Familie Kress die sorgenvolle Zeit weiter: «Einen Tag nach seinem Tod rief mich die Uni Leipzig an und sagte: ‹Wir haben den Fall genau untersucht und können nun sagen, diese Krebserkrankung ist auf eine CDH1-Genveränderung zurückzuführen›», erinnert sich der Reporter.
In der Folge sollten sich alle Mitglieder der Familie auf diese Genveränderung testen lassen. Das Ergebnis von Kress' Ehefrau kam als erstes: «Negativ! Somit gab es nun noch zwei Möglichkeiten: Entweder bin ich positiv oder die Veränderung ist bei meinem Sohn entstanden», erklärt Kress.
Und weiter: «Ich erinnere mich ganz genau an den Tag, als ich in der Ukraine für eine Reportage war, als mich meine Tochter weinend anrief: ‹Papa, ich habe es auch!› Das war ein ganz schrecklicher Augenblick. Und mir war klar: Wenn sie es hat, dann habe ich es auch.»
Bei einer ohnehin angesetzten Magenspiegelung liess er sich, gemäss dem Cambridge-Protokoll, Magenproben an fünf verschiedenen Stellen entnehmen, denn ohne eine Probenentnahme ist Magenkrebs kaum zu erkennen, da «die ganze Magenschleimhaut zum Tumor wird», wie Kress erklärt: «Zwei Tage vor Weihnachten bekam ich einen Anruf: Wir haben den Magenkrebs in einem Frühstadium nachgewiesen.»
Der RTL-Reporter begann zu recherchieren: Er erfuhr, dass ein Mensch auch ohne Magen leben kann. Am 23. Januar 2024 liess er sich den Magen entfernen.
Eine anschliessende Untersuchung enthüllte beginnende Karzinome an sieben Stellen des entnommenen Magens: «Auf meine Frage, wie lange ich ohne die Entnahme noch zu leben gehabt hätte, sagte der Professor: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie sind rechtzeitig gekommen.»
Kress trifft in der Reha Menschen, denen es schlechter geht
Die Operation wurde gefilmt und ist in der RTL-Sendung «EXTRA Spezial» zu sehen. Auch zeigt der Film Ausschnitte aus dem Videotagebuch, das Burkhard Kress im Spital und in der anschliessenden Reha führte.
Auf der Kur traf Kress Menschen, «denen es viel schlechter ging: mit Speiseröhrenkrebs, mit künstlichem Darmausgang, mit inoperablem Magenkrebs», er dagegen trieb Sport und wurde medikamentös eingestellt.
«Es werden Pankreasenzyme aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins gewonnen, die ich nehmen muss, weil meine Bauchspeicheldrüse vom Magen keine Information mehr bekommt, dass sie etwas ausschütten muss.»
Inzwischen geht es Burkhard Kress wieder gut. «Ich muss jetzt viel Fleisch essen wegen des enthaltenen Eisens und des Vitamins B12», erklärt der RTL-Journalist, «aber es funktioniert. Erst kürzlich kam ich von einer sehr anstrengenden Drehreise in Barcelona zurück. Ich muss sagen: Ich fühle mich komplett fit.»
Kress: «Ich zähle zu denen, die Glück gehabt hatten»
Die Idee, mit seiner Krankengeschichte Menschen aufzuklären und warnen zu können, habe ihn dazu motiviert, die Geschichte ins Fernsehen zu bringen.
«Die grosse Hoffnung ist, dass diese Genmutationen irgendwann mal per Impfung in den Griff zu kriegen sind», so Kress. Die im Rahmen der Coronapandemie erstmals eingesetzten mRNA-Impfstoffe könnten der Schlüssel sein.
Über den aktuellen Forschungsstand berichten Kress' Kollegin Pia Osterhaus und sein Kollege Ingo Wickop ebenfalls in der TV-Dokumentation: Am Deutschen Krebsinstitut in Heidelberg sprechen sie mit führenden Experten über die neuesten Methoden zur Früherkennung.
Darüber hinaus kommen der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die CSU-Politikerin Kerstin Schreyer, die selbst an Brustkrebs erkrankte, zu Wort. Letztendlich unterziehen sich Osterhaus und Wickop selbst einer Reihe von vorsorglichen Krebsuntersuchungen. Bei einer Darmspiegelung kommt es zu einem unerwarteten Befund.
Burkard Kress versucht derweil, optimistisch in die Zukunft zu blicken: «Wenn man so ein tragisches Schicksal hatte, dann weiss man jeden Tag zu schätzen.»
Und weiter: «Ich zähle zu denen, die richtig Glück gehabt hatten. Doch natürlich hätte ich es lieber gehabt, wenn ich durch meine Erkrankung meinen Sohn hätte warnen können.»
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