Kolumne am MittagAusgekifft – wird Willie Nelson jetzt wieder ein nüchternes A... ?
Von Bruno Bötschi
17.12.2019
Es heisst, er sei der grosse US-amerikanische Sänger, der die Nation noch eine. Nun hat Willie Nelson mit 86 entschieden, das Kiffen aufzugeben. Das kann im Grunde nicht gut kommen.
Die gute Nachricht: Willie Nelson, 86, raucht kein Marihuana mehr.
Die schlechte Nachricht: Er könne ein richtiges Arschloch werden, wenn er nüchtern sei, gestand der US-amerikanische Countrysänger vor einigen Jahren in einem Interview mit dem Männermagazin «GQ». Annie D’Angelo, seine vierte Frau, könne dies bestätigen.
Schlimmer benehme er sich nur, wenn er betrunken sei. Das stimmt. Im «Spiegel» erzählte Nelson vor vier Jahren einige unschöne Details über die Folgen seiner Sauferei:
«Mit dem Trinken kam auch all der andere Mist. Andere Frauen. Betrügereien. Prügeleien. Eines Nachts, es muss Anfang der Sechziger gewesen sein, kam ich völlig betrunken nach Hause, verlor dort, glaube ich, das Bewusstsein. Da hat meine erste Frau mich ins Bettzeug eingenäht und so lange mit dem Besen verprügelt, bis ich wieder zu mir kam. Sie konnte das nicht ertragen, und ich verstand sie.»
Nachdem sein Alkoholkonsum bereits zwei Ehen hatte zerbrechen lassen, wollte Nelson eines Tages nicht mehr aufwachen, tat es dann aber doch und hörte gleichzeitig mit dem Alkohol und dem Tabak auf.
Kurz davor hatte der Sänger Marihuana als seine neue Vollzeitdroge entdeckt. Seither ist er in den USA einer der lautesten Unterstützer für die Legalisierung von Gras.
Auf dem Weissen Haus
Im «Spiegel» erzählte er, wie er 1977 auf dem Dach des Weissen Hauses in Washington D. C. gekifft hat. Jimmy Carter war kurz davor US-Präsident geworden und hatte den Sänger eingeladen. Ein Freund, der dort arbeitete, nahm Nelson nach dem Essen mit aufs Dach.
«Da haben wir dann einen Joint abgefackelt. Ich stand da und dachte an die Tage zuvor zurück: Ich war gerade von den Bahamas zurückgekehrt, wo sie mich wegen Cannabisbesitz ins Gefängnis geworfen hatten. Ich bin gerade noch rechtzeitig rausgekommen, um meinen Termin im Weissen Haus zu schaffen.»
Nelson ist in den letzten 40 Jahren mehrfach wegen Drogenbesitzes verhaftet worden – seit der Verkauf von Marihuana aber in einigen US-Bundesstaaten legal ist, hat er die Firma Willie's Reserve gegründet, die die Droge vertickt.
Momoll, für ein bisschen Hasch tat der Countrystar in den letzten Jahrzehnten fast alles. Einmal soll er sogar einen Koffer voller Gras aus einem brennenden Gebäude gerettet haben.
Während Interviews bot er hin und wieder auch Journalisten einen Zug aus seiner mit Marihuana gefüllten Elektrozigarette an. Im höheren Alter war Nelson auf das Elektroding umgestiegen, weil er von normalen Joints ständig husten musste.
Der Lunge zuliebe
Und jetzt also die Meldung: Nelson will künftig gar kein Marihuana mehr rauchen.
Die Begründung: Nachdem er seiner Lunge während seines Lebens so einiges zugemutet habe, falle ihm das Atmen zunehmend schwer. Deshalb könne er keine Joints mehr rauchen.
Na dann, liebe Annie D’Angelo, bleibt nur zu hoffen, dass ihr 86-jähriger Ehegatte längst vergessen hat, wie er sich früher benommen hat, wenn er nüchtern gewesen ist ...
Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Coco – der Engel aus Bern, den die Welt nicht verstand
Performance-Künstlerin, selbstbekennende transsexuelle Anarchistin, Macho-Frau, seelisch Heimatlose, Model, Lieblings-Zielscheibe der Schweizer Boulevardpresse – Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Olivier G. Fatton begegnete Coco im November 1989 zum ersten Mal. Dieser «lichte und doch so schwermütige Engel» faszinierte den Fotografen vom ersten Moment an.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Bei einem Kaffee in einem Berner Schwulenlokal schliessen sie einen fotografischen Vertrag: Coco posiert für ihn und dafür dokumentiert Fatton ihre Geschlechtsanpassung.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Aus dem Pakt wurde eine Liebesbeziehung, in deren Verlauf Fatton zahlreiche Aufnahmen von Coco machte. Intime Porträts, ...
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
... inszenierte Modefotografie, zuhause, unterwegs, in Clubs und in den Bergen zeigen die zahlreichen Facetten der schillernden Coco.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und immer wieder diese grossen, melancholischen Augen. Ihre Augen seien ihr zweiter Mund geworden, sagte Coco einmal.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
Und weil ihre tausendseitige Autobiographie von Dieben gestohlen wurde, erzählen uns diese Augen vom Leben einer Kameliendame des 20. Jahrhunderts – im Bildband «Coco», der dieser Tag erschienen ist.
Bild: Olivier G. Fatton, «Coco», Edition Patrick Frey, 2019
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