Kolumne am Mittag «Es ist wie eine Sucht» – Rod Stewart und sein Lieblingsspielzeug

Von Bruno Bötschi

12.12.2019

Coming-out nach fast einem Vierteljahrhundert: Rockmusiker Rod Stewart buchte auf seinen Konzerttourneen regelmässig ein zweites Hotelzimmer – für seine Modelleisenbahn.
Coming-out nach fast einem Vierteljahrhundert: Rockmusiker Rod Stewart buchte auf seinen Konzerttourneen regelmässig ein zweites Hotelzimmer – für seine Modelleisenbahn.
Bild: Getty mages

Berühmt wurde er mit Kuschelrock, berüchtigt war er für zerstörte Hotelzimmer: Nun hat Rod Stewart verraten, weshalb er früher während der Tourneen in den Hotels häufig zwei Zimmer mietete.

Rockstars haben kein einfaches Leben. Ständig werden sie von Groupies belagert und von Paparazzi verfolgt. Kein Wunder, dass der eine oder andere dabei auch einmal in die Luft geht und dannzumal das Interieur eines Hotelzimmers in Mitleidenschaft gezogen wird.

Auch der britische Kuschelrocker Rod Stewart war in den 1970ern bekannt für wilde Partys. Nach einer besonders verdorbenen Nacht bekam er sogar lebenslang Hausverbot bei der Hotelkette Holiday Inn – 1976 war das.

Gut möglich, dass der eine oder andere Hotelmanager vorgewarnt und beunruhigt war, als Stewart ab Mitte der 1990er-Jahren anfing, an Konzertreisen regelmässig in Hotels ein zusätzliches Zimmer zu mieten.

Was hat der da um Himmels willen Wildes treiben wollen, der Rod?

Nun, nach fast einem Vierteljahrhundert, hat es das überraschende Coming-out gegeben: Der Musiker hat sich dafür dem britischen Modelleisenbahn-Magazin «Railway Modeller» anvertraut, und wurde sogar prompt zu dessen Coverstar.

Nach einem Vierteljahrhundert versteckter Leidenschaft vertraute sich Kuschelrockstar Rod Stewart einem Modelleisenbahn-Magazin an.
Nach einem Vierteljahrhundert versteckter Leidenschaft vertraute sich Kuschelrockstar Rod Stewart einem Modelleisenbahn-Magazin an.
Bild: zVg

Während 23 Jahren, also ein Drittel seines Lebens, hat der bald 75-Jährige investiert, um eine fast 40 Meter lange Eisenbahnlandschaft zu modellieren. Auf dem Estrich seines Hauses in Los Angeles baute er Strassenzüge aus dem New York und Chicago der 1940er-Jahre. «Es ist wie eine Sucht für mich», offenbarte er sich nun.

Stewart ist eigenem Bekunden zufolge derart bastelsüchtig gewesen, dass er Teile seiner Eisenbahn auf Tournee mitgenommen hat. Und irgendwann verlangte er eben sogar ein zusätzliches Hotelzimmer. Er brauchte einfach einen weiteren Raum wegen der gesundheitsschädlichen Dämpfe des Leims und der Farben.

Der Zug fuhr nicht ohne Stewart ab

Das aktuelle Coming-out des Musikers führte übrigens zur sofortigen Ergänzung seines Wikipedia-Eintrages: «Im November 2019 wurde durch Medienberichte bekannt, dass Stewart sich seit Jahrzehnten als Modelleisenbahner betätigt.»

Das späte Coming-out des Musikers führte zur sofortigen Korrektur seines Wikipedia-Eintrages: «Im November 2019 wurde durch Medienberichte bekannt, dass Stewart sich seit Jahrzehnten als Modelleisenbahner betätigt.»
Das späte Coming-out des Musikers führte zur sofortigen Korrektur seines Wikipedia-Eintrages: «Im November 2019 wurde durch Medienberichte bekannt, dass Stewart sich seit Jahrzehnten als Modelleisenbahner betätigt.»
Bild: Getty Images

Die Fotos, die in der aktuellen Ausgabe der englischen Fachzeitschrift «Railway Modeller» zu sehen sind, lassen einen aber – offen gesagt – zweifeln, ob die Modelleisenbahnstadt von einem Menschen allein aufgebaut worden ist. Erst recht von einer der grössten lebenden Musiklegenden, bis anhin hatte man nur drei Leidenschaften Stewarts gekannt – Rockmusik, Frauen, Fussball.

Die Bilder seien «ein Weihnachtsgeschenk, ein Segen, ein Wunder. Sie lassen den Betrachter an das Verspielte im alten, weissen Mann glauben, an das Geduldige im Weltstar,» jubelt die «Süddeutsche Zeitung»

Schon als Kind soll sich Stewart eine Modelleisenbahn gewünscht haben – doch der Vater schenkte ihm stattdessen eine: Gitarre. Aber auch so fuhr der Zug nicht ohne Rod Stewart ab.

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