Kolumne am MittagAngelo Kelly verlässt die Family – und bleibt doch auf der Bühne
Von Tobias Bühlmann
18.5.2020
Angelo Kelly wurde im Alter von nur zwölf Jahren mitten ins Star-Dasein hineinkatapultiert: Damals sang er mit «An Angel» den Song, der der Kelly Family zum Durchbruch verhalf. Doch nun bricht er mit der Familie.
Die Ballade «An Angel» verschaffte der Kelly Family und vor allem ihrem Jüngsten, Angelo, über lange Zeit Dauerpräsenz in der «Bravo», damals noch Zentralorgan der deutschen Jugendpopkultur. Und Konzerte, für die sich die verbissensten Fans gern auch mal etliche Tage vorher anstellten.
Die Bewunderung der meist weiblichen und oft sehr jungen Fans galt Paddy und vor allem eben dem jungen Angelo, der mit seinen blonden, gewellten Haaren tatsächlich wie ein Engel (oder besser: unserer Vorstellung davon) aussah.
«An Angel» stellte damals hohe Ansprüche an die Stimmbänder des jungen Angelo – zu hohe, fanden nicht wenige. Hart war auch die Begleiterscheinungen des Ruhms: Die Kelly Family und insbesondere Angelo konnten sich danach erst einmal eine ganze Weile nur noch mit Beschützern bewegen, so gross war der Aufruhr, der sie überall hinbegleitete.
Hype und Häme
Und mit dem Erfolg kamen auch die riesige Gruppe jener, die sich vor allem über die Ablehnung der Band definierten – und zu denen auch ich damals gehörte, wie ich heute etwas betrübt einräumen muss.
Rückblickend kann man wohl von Glück sprechen, dass es damals noch keine Social-Media-Plattformen gab, keine Web-Foren oder ähnliche Orte, an denen sich die Hater gegenseitig hochschaukeln konnte, wie das später beispielsweise bei einem Justin Bieber der Fall gewesen ist.
Im Juli 1996, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, spielte die Kelly Family im Zürcher Letzigrund – und Zehntausende kamen. Ich war auch als Helfer mit dabei und sah mit einer Mischung aus Erstaunen und Faszination, wie sich am Eingang die kindlichen Fans Stunden vor Öffnung beinahe gegenseitig zerdrückten. Die Gage für den Einsatz war hart verdient, fand ich damals: Mit der Musik der Kelly Family bin ich nie warm geworden. Meine damals zur Schau getragene Abneigung hat sich inzwischen allerdings doch in Milde verwandelt.
Es folgte der wohlbekannte Abstieg einer Band, die einmal hoch in der Publikumsgunst stand. Die Fans wurden älter und wandten sich anderem zu, nur die Boulevardpresse und die Behörden blieben noch eine Weile. Letzteren war ein Dorn im Auge, dass Angelo vom eigenen Vater unterrichtet wurde, anstatt eine reguläre Schule zu besuchen. Irgendwann Anfang der Nullerjahre wurde es dann ruhig um die Band.
Ein Neuanfang
Am letzten Freitag dann tauchte der Name Angelo Kelly plötzlich wieder überall auf: Drei Jahre nach der Wiedervereinigung der Kelly Family gab er seinen endgültigen Ausstieg aus der Band bekannt: Es sei ihm einfach zu viel geworden mit der Arbeit, die ihm abverlangt werde, verkündete er auf Facebook.
Das Ende ist es trotzdem nicht: Bereits wird öffentlich verhandelt, wer Angelo Kelly in der Family ersetzen könnte.
Und zugleich ist der frühere Benjamin der Sippe längst selber zum Patriarchen aufgestiegen: Der heute 38-Jährige macht schon eine Weile mit seiner Frau und den gemeinsamen fünf Kindern Musik. Verzichten wird man also nicht müssen auf Angelo Kelly.
Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.
«Meine Mutter ist für mich gestorben» – Angelo Kelly
«Meine Mutter ist für mich gestorben» – Angelo Kellys emotionale Lebensbeichte
Die erfolgreichste Musikerfamilie Europas ist wieder da! In der zweiten Folge der Doku-Reihe «Ein Sommer mit der Kelly Family» blickte der Jüngste zurück: Wie zuvor Schwester Patricia berichtet auch Angelo schonungslos von einem harten Musikerschicksal. Für Angelo gilt das in besonderer Weise. Er wuchs ohne Mutter auf.
Bild: Getty Images
2018 feierte die Kelly Family ihr Comeback nach 18 Jahren Pause. Die Zügel in der Hand hat mittlerweile das Familienmitglied, das zu Zeiten der Kellymania in den 90ern am wenigsten vom Business verstand: Angelo. «Er macht uns alle verrückt, wie unser Vater damals», sagen seine Brüder augenzwinkernd. In Wahrheit sind sie ihm dankbar, dass er die Chefrolle übernommen hat.
Bild: MG RTL D
Angelo Kelly war das Nesthäkchen der Familie. Ihm wurde ein schwieriger Start in die Wiege gelegt: Er ist ohne Mutter aufgewachsen. «Die wollten die Chemo anfangen und haben ihr geraten, mich abzutreiben», erinnert er sich. Für Mama Barbara-Ann kam das nicht infrage. Sie starb zehn Monate nach seiner Geburt mit 36 Jahren.
Bild: MG RTL D
«Ich habe sie zwar nie kennengelernt, aber wenn du neun Monate lang im Bauch deiner Mutter bist und sie sich jeden Tag für dich entscheidet, erst mal für dich da ist, für dich sterben würde und es dann auch tut, dann spürst du das», sagt Angelo Kelly. «Das ist der grösste Liebesakt. Ich habe so viel Liebe von meiner Mutter bekommen, dass es ein Leben lang reicht.»
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Die Familie kämpfte damals in ärmlichen Verhältnissen in einem Pariser Hotel-Hinterhof ums Überleben. Vater Dan tröstete sich nach dem Tod seiner Frau mit Alkohol, während die älteren Geschwister als Strassenmusiker in der Metro Geld verdienten und sich um das Nesthäkchen kümmerten.
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Vor allem die damals 19-jährige Kathy sorgte sich um den kleinen Angelo. 34 Jahre später reisten beide für RTL auf Spurensuche nach Paris. Dorthin, wo die Grossfamilie auf 60 Quadratmetern wohnte. «Immer wenn sie morgens auf die Strasse gegangen sind, habe ich ganz viel geweint», erinnert sich der heute 36-Jährige. «Ich wollte immer, dass Kathy bleibt. Für mich war sie Mama.»
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Die Reise lässt Angelo seine Vergangenheit in einem neuen Licht erscheinen: «Es ist komisch, ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass ich eine sehr schöne Kindheit hatte», sagt er. «Das muss aber durch die Liebe der Geschwister und Papas gewesen sein, denn wenn ich mir das anschaue: Ich finde es traurig, so dürfen Kinder nicht aufwachsen.» Doch vom Pariser Hinterhof ging es später auf die Bühnen der Welt.
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In den 90ern wurde aus dem kleinsten Kelly der grösste: Mit seinen Engelslocken sang er den Überhit «Angel». Der Erfolg kostete ihn fast seine Kindheit. Am Höhepunkt der Kellymania war Angelo ein Schatten seiner selbst: «Irgendwann kam der Punkt, wo du auf die Bühne gehst und nicht weisst, in welcher Stadt du bist», so Angelo. «Ich habe gelächelt, gespielt, aber es war einfach zu viel, man kam in so einen Zombie-Modus.»
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Später gründete Angelo seine eigene Kelly Family. Mit seiner Jugendliebe Kira hat er fünf Kinder. «Ich möchte, dass meine Kinder glückliche Menschen sind und später denken, sie können alles erreichen im Leben», erklärt der Musiker. «Ich werde alles tun, wenn sie meine Hilfe wollen. Wenn sie es auf eigene Faust machen wollen, verstehe ich das, dann schaue ich zu.»
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Seine Kira lernte Angelo in Warnemünde kennen. Er war damals neun und sie zwölf Jahre alt. Ihr Vater war Kommunalpolitiker und erteilte der Kelly Family die Erlaubnis, öffentlich musizieren zu dürfen. Kira war fasziniert vom Hippie-Lifestyle der Kellys: «Allein schon die Kleidung war anders und diese Familie, die einfach da campiert hat. Ich bin ein Scheidungskind, das zieht dann noch mehr an.»
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«Als wir das zweite Mal da waren, sah ich sie und wusste: Das ist die Frau fürs Leben, das muss irgendwie klappen.» Für den Zehnjährigen begann ein Liebeskummer, der Jahre lang anhielt. Denn er traute sich nicht, dem älteren Mädchen seine Gefühle zu offenbaren. Stattdessen schrieb er ein Liebeslied nach dem anderen. Doch sie ahnte damals nicht, dass die Songs allesamt ihr gewidmet waren.
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Angelo (links) und Joey Jelly auf der Bühne. «Angelo war immer ganz anders als andere Jungs, die ich kannte», erinnert sich Kira. «Er war immer sehr gut zu anderen Menschen, immer ehrlich, immer für mich da, wenn ich ein Problem hatte», sagt die 40-Jährige. «Da habe ich gemerkt, dass er etwas ganz Besonderes ist.» Angelo kontert augenzwinkernd: «Nummer-1-Hits, das reicht nicht, am Ende musste ich sie doch menschlich überzeugen.»
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Die Kellys machten in den 90er-Jahren Schloss Gymnich zu ihrer Festung gegen die Belagerung der Fans. «Ein goldener Käfig», erinnert sich Angelo. «Mit 17 bin ich da abgehauen.» Als sein Vater die Polizei um Hilfe bat, bekam er zu hören: «Das lohnt sich nicht. Das Kind wird in drei Monaten 18.» Jimmy (rechts) und Joey spürten Angelo in Holland auf. Er erklärte sich bereit, auf Tour mit ihnen zu gehen, wollte aber nicht mehr ins Schloss zurück.
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1999 spielte die Kelly Family ihre vorerst letzten Konzerte in den grossen Arenen. Danach gingen sie getrennte Wege. Angelo genoss das Leben mit seiner neuen Kelly Family. «Sie hat mich gerettet», sagt er über Kira. «Diese Beziehung hat mir einen Ankerpunkt gegeben.» 2010 wagte er einen mutigen Schritt: Die Familie gab die Wohnung in Bonn auf und reiste ohne Ersparnisse im Wohnmobil durch Europa. Der einzige Plan: keinen Plan zu haben.
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So trat der jüngste Kelly in die Fussstapfen von Papa Dan, mit dem er seinerzeit im Doppeldecker-Bus auf Tour war. Deutlich lukrativer war sein Bandprojekt Angelo Kelly & Family. Das Album «Irish Heart» erreichte Platz zwei der deutschen Charts. Darauf ein Song, den Kira ihrem Mann geschrieben hat, statt andersherum: «Like The Movies». Und wie im Film gibt es ein Happy End: Angelo ist 2018 gleich mit zwei Kelly Familys glücklich und erfolgreich.
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