Kolumne am MittagHerr Zumbrunnen, warum verkaufen Sie geschmacklose Erdbeeren?
Von Bruno Bötschi
19.2.2020
Wir haben erst Februar, aber in der Migros gibt es bereits Erdbeeren zu kaufen. «Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi kaufte vergangene Woche ein Kistchen. Und wurde, einmal mehr, enttäuscht.
Lieber Herr Zumbrunnen
Am Samstag habe ich in der Migros-Filiale Wengihof in Zürich Erdbeeren gekauft. Widerwillig, das gebe ich zu. Ich bin Thurgauer, also im Erdbeer-Paradies der Schweiz gross geworden.
Ja, ich bin ein Mostindianer. Und ja, ich liebe Erdbeeren über alles, also wenn ihr Geschmack süss und aromatisch ist.
Erdbeeren im Winter? Die Schweizer Detailhändler, also nicht nur die Migros, werden deswegen immer wieder kritisiert: In puncto Saisonalität, Arbeitsbedingungen oder Düngemitteleinsatz reagieren Konsumentinnen und Konsument bei den roten Früchten äusserst sensibel (siehe auch den unten stehenden Facebook-Post).
Lieber Herr Zumbrunnen, ich habe Ihnen schon im Februar 2019 geschrieben, damals über meinen Twitter-Account: «Als ‹nachhaltigste Detailhändlerin der Welt› will die Migros doch ihren Kundinnen und Kunden nur gute und vor allem gut schmeckende Lebensmittel verkaufen. Aber wieso, lieber Herr Zumbrunnen, verkaufen Sie in Ihren Läden im Winter geschmacklose Erdbeeren?»
Sie haben mir damals nicht geantwortet. Ich weiss schon, Sie haben viel zu tun. Dafür antwortete mir Ihre PR-Abteilung dies: «Wir haben auch schon gehört, dass die Erdbeeren ziemlich gut sind und alles andere als geschmacklos.»
Vergangenen Samstag war dann der Zeitpunkt gekommen, den Geschmack der Migros-Erdbeeren auf Herz und Niere neuerlich zu prüfen. Ich kaufte also ein 500-Gramm-Kistchen Erdbeeren, geerntet im spanischen Moguer.
Reife Erdbeeren erkennt man an ihrer Farbe. Sobald sie tiefrot leuchten, sind sie am besten, am süssesten. Erdbeeren, bei denen noch viel weiss zu sehen ist, schmecken nicht so aromatisch. Die spanischen Erdbeeren waren noch zu einem Fünftel weiss.
Ich weiss, Herr Zumbrunnen, als Grossverteiler wollen Sie dem Kunden vor allem harte, gut haltbare Früchte in ihren Gestellen anbieten. Sieht ja auch schöner aus. Das ist aber gerade bei den Erdbeeren ein Problem: Süss und aromatisch geht nun mal auch mit weich und druckempfindlicher einher.
Sie haben deshalb im letzten Jahr reagiert und mit dem WWF zusammen gespannt. Mit einem Projekt für umwelt- und sozialverträgliche Produktion sollen die spanischen Migros-Erdbeeren nachhaltiger werden.
Momoll, das ist ein Anfang. Immerhin. Mich habe sie damit aber noch nicht wirklich überzeugt. Die spanischen Erdbeeren, die ich letzten Samstag gekauft habe, waren zwar fest und haltbar (ich habe erst die Hälfte gegessen), aber ein schöner Anblick sind sie nicht, und aromatisch sind sie eben auch nicht.
Und deshalb, lieber Herr Zumbrunnen, wird der Kauf am letzten Samstag ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Stattdessen werde ich künftig wieder sehnsüchtig auf den Monat Mai warten und dann erst Erdbeeren kaufen.
Genau, wenn das Wetter mitspielt, sind es schon Erdbeeren aus dem Thurgau.
Aromatischer Gruss
Bruno Bötschi
Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
Bild: iStock
Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
Bild: iStock
Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
Bild: Getty Images
Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
Bild: iStock
Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
Bild: iStock
Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
Bild: iStock
Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
Bild: iStock
Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
Bild: iStock
Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
Bild: Getty Images
Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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