Psyche und ErnährungDarum greifen wir bei Stress häufiger zu Süssigkeiten
Mara Ittig
16.8.2018
Wer gestresst ist, greift vermehrt zu ungesunden Lebensmitteln wie Schoggi und Chips. Woran liegt's? Und was hilft dagegen?
Eine Untersuchung der Gesundheitsförderung Schweiz zeigt, dass jeder vierte Erwerbstätige hierzulande während der Arbeit gestresst ist und sich erschöpft fühlt. Dass Stress negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, ist allgemein bekannt. Die dauerhafte Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol setzt uns zu.
Die Hormone sind ursprünglich dazu gedacht, unseren Körper in Gefahrensituationen in Alarmbereitschaft zu versetzen: Wir atmen schneller, der Blutdruck erhöht sich, die Muskeln sind gespannt – unser Körper ist bereit für Flucht oder Kampf.
Nur: Dieser Überlebensmodus ist für kurze Zeitspannen konzipiert. Auf Anspannung sollte jeweils Entspannung folgen. Ist dies nicht der Fall, befindet sich unser Körper also dauerhaft in einem Alarmzustand, schadet uns der erhöhte Stresslevel.
Der Dauerstress kann viele körperliche Symptome mit sich bringen: Schlafstörungen, Verdauungsprobleme, Erschöpfungszustände, Kopf- und Rückenschmerzen oder ein geschwächtes Immunsystem sind die häufigsten. Und auch die Psyche leidet: Angstzustände und Depressionen können eine Folge von einem dauerhaft erhöhten Stresslevel sein.
Unter Stress leidet der gesunde Lebensstil
Verschärfend kommt hinzu, dass wir oft versuchen, dem Stress mit ungesundem Verhalten beizukommen: Die hastig inhalierte Zigarette zwischen zwei Meetings, um mal abzuschalten, das Feierabendbier, um runterzukommen oder der nachmittägliche Schoggi-Riegel gegen das Energietief.
Wer gestresst ist, greift viel eher zur Pizza als zum Salat. Und wer unter Strom steht, hat meist auch weniger Zeit, sich mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen. Es muss schnell gehen, selber einkaufen und kochen liegen da oft nicht drin. Zeit für Sport bleibt erst recht nicht. Dafür steigt der Konsum von Genussmitteln wie Alkohol oder Tabak.
Wer gestresst ist, ernährt sich deutlich schlechter und isst mehr als nötig. Woran liegt's? Meist stecken dahinter psychische Motive: Wir suchen Ablenkung oder Trost im Essen. Denn genau wie Sex oder Fernsehen erfüllt Essen die Funktion eines Puffers zwischen uns und unseren Problemen.
Erwiesenermassen kurbeln gewisse Nahrungsmittel – und dazu zählen vorallem Zucker und Kohlenhydrate – die Dopaminausschüttung an. Und Dopamin macht glücklich und reduziert Stress. Die Strategie geht vermeintlich auf.
Wer vermeiden will, in Stresszeiten unkontrolliert Essen in sich reinzustopfen, sollte sich fragen, warum er oder sie jetzt gerade zu einem bestimmten Lebensmittel greift: Öffne ich die Chipspackung, weil ich wirklich Hunger habe? Oder esse ich vielmeher aus Frust oder Müdigkeit? Oder aus purer Gewohnheit?
Wer sich bewusst macht, so Ernährhungsberaterin Allison Knott gegenüber der New York Times, ob der Hunger eher physischer oder psychischer Natur sei, könne ihn auch besser kontrollieren.
Essen ohne Hunger hat viel mit Gewohnheit zu tun
Wer zum Essen greift, ohne wirklich hungrig zu sein, tut dies meist aus einer psychischen Motivation heraus. Wenn man Essen also nur einsetzt, um sich zu trösten oder zu beruhigen, helfe es, bei einem vermeintlichen Hungergefühl erstmal ein Glas Wasser zu trinken, zu meditieren, einen kurzen Spaziergang zu machen oder einen Freund anzurufen, so Knott. Denn diese Tätigkeiten helfen dabei, Stress zu reduzieren. Ist das Hungergefühl danach weg, war es wohl etwas anders.
Wer die Disziplin dazu nicht aufbringt, sollte es vermeiden, die Versuchungen zu Hause vorrätig zu haben. Kaufen Sie Chips, Schoggi und Glacé gar nicht erst ein, dann fällt es deutlich einfacher, stark zu bleliben.
Es ist allerdings ebenfalls wichtig, sich einzugestehen, dass man auch mal einen schlechten Tag haben darf. Man darf hin und wieder zu einer Glacé oder einem Schoggistängeli greifen, um sich etwas Gutes zu tun. Wer sich wegen jeder kleinen Sünde schuldig fühlt und deswegen ein schlechtes Gewissen hat, setzt sich ebenfalls Stress aus.
Es bleibt dabei: Gesundes Essen, Bewegung und ausreichend Schlaf helfen immer noch am besten gegen Stress.
Ist Essen gesund? Eine Ernährungsberaterin gibt Auskunft
Milchprodukte sind umstritten: Dabei vertragen sie die allermeisten Menschen hierzulande gut. Und sie sind ein wichtiger Kalzium-Lieferant.
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«Wenn man Milch verträgt, soll man sie trinken, sofern man sie mag.»
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Da können Ersatzprodukte wie Soja nicht mithalten.
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Was ist mit den verteufelten Kohlenhydraten? Braucht unser Körper - etwa auch um den Stoffwechsel am Laufen zu halten.
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Schweizer essen deutlich zu viel Fleisch. Es ist sinnvoll, verschiedene Fleischsorten und alle Teile des Tieres zu essen.
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Obst und Gemüse tun uns gut und sollten in der täglichen Ernährung eine wichtige Rolle spielen.
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Sätze wie «Jetzt iss deinen Spinat, das ist gut für dich» konditionieren ein Kind. Es lernt, dass alles, was gesund ist, nicht schmeckt.
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Beatrice Conrad hält wenig davon, Kindern Süsses zu verbieten: «Allerdings sollen Kinder lernen, dass Süssigkeiten Genussmittel sind und nicht Mahlzeiten ersetzen.»
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Muttermilch ist das erste, was wir zu uns nehmen. Und die ist süss. Dass wir Süsses mögen liegt in unserer Natur.
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Süssgetränke sieht die Ernährungsberaterin problematisch - vorwiegend wegen der grossen Menge an Zucker, die sie enthalten.
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Beatrice Conrad rät, öfters mal aufs Baucahgefühl zu hören. Doch viele Menschen hätten das verlernt.
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Wir bewegen uns zu wenig. Viele versuchen den Bewegungsmangel mit dem Verzicht auf Kohlenhydrate zu komnepsieren. Keine gute Idee.
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Diäten: Auf Dauer sind sie kaum durchzuhalten und führen so am Ende zu einer Gewichtszunahme.
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Die Paleo-Diät, die auf viel Fleisch und Gemüse setzt, sieht sie hingegen kritisch: «Als ganzheitlich denkender Mensch gibt mir das wirklich zu denken. Was passiert, wenn die Weltbevölkerung kein Getreide mehr isst? Was hat eine so immense Fleischproduktion für Folgen?»
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Statt konsequent auf Bio zu setzen: Regional und saisonal einkaufen.
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Fettiges darf ruhig auch mal sein. «Ich glaube nicht, dass man Pommes Frites anders zubereiten sollte, damit sie gesünder werden. Eher sollten wir den Konsum dosieren.»
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Gemeinsame Mahlzeiten im Sitzen eingenommen - drei mal täglich: Das würde Beatrice Conrad zufolge schon viel helfen, um sich gesund zu ernähren.
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Gerade ältere Menschen hätten oft ein besseres Gefühl dafür, wie sich eine ausgewogene Mahlzeit zusammensetzt.
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