Dampf ablassen Was bewirken Gewaltfantasien? 

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2.1.2019

Sich in Gewaltfantasien verlieren? Psychologen raten davon ab. 
Sich in Gewaltfantasien verlieren? Psychologen raten davon ab. 
Bild: iStock

Dem Ex eine schallende Ohrfeige verpassen oder im Büro Amok laufen. Was wir in der Realität niemals tun würden, leben wir in Gewaltfantasien aus. Macht das wirklich Sinn?

Mit Wut im Bauch eingeschlafen, mit geballter Faust aufgewacht: Zorn ist ein starkes, geradezu übermächtiges Gefühl. Doch wie sollte man mit dieser Empfindung umgehen? Der Rage freien Lauf lassen, oder liegt in der Ruhe tatsächlich die Kraft?

Eine der aktuellsten Arbeiten, die sich dieses Themas annehmen, stammt von Kai-Tak Poon von der Education University in Hongkong, China. Gemeinsam mit seinen Forscherkolleginnen und -kollegen bat er 138 Probanden, sich auf einen Menschen zu konzentrieren, gegenüber dem sie aggressive Gefühle hegten. Während sich die eine Hälfte der Studienteilnehmer vorstellen sollte, Gewalt auszuüben – sogar Tötungsfantasien waren erlaubt –, wurde die andere Hälfte angewiesen, möglichst «neutral», also ohne Groll, an den betreffenden Menschen zu denken.

Kreisen in der Grübelspirale

Die Testpersonen der Gruppe, die sich mit martialischen Fantasien befasste, neigte eher dazu, sich regelrecht an schlechten Gedanken festzubeissen. Das Grübeln schien für sie kein Ende zu nehmen. Im Vergleich zu den anderen Probanden ging es ihnen auch allgemein psychisch schlechter als den Teilnehmern der «neutralen» Gruppe.

Dennis Reidy, forscht zum Thema Gewalt an der Georgia State University in den USA. Die Resultate überraschen ihn nicht: «Menschen mit Gewaltfantasien sind grundsätzlich aggressiver. Sie sind eher zu physischer Gewalt bereit oder geben sich feindselig gegenüber ihrer Umwelt.»

Katharsis ohne Ende

Zwar weise die Studie aus wissenschaftlicher Sicht Schwächen auf (unter anderem aufgrund der geringen Teilnehmerzahl), andererseits deckten sich die Resultate mit denen anderer, vorangegangener Studien zu diesem Thema.

Während der 1960er Jahre gingen Psychologen noch davon aus, dass das Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen negative Gefühle reduzieren könne. Die sogenannte «Katharsis-Theorie» gilt heute als empirisch widerlegt. Heilsam sei es hingegen, negative Erlebnisse durch ähnliche, dafür aber positive Erfahrungen, zu ersetzen. Und wer doch mal beherzt auf einen Sandsack eindreschen möchte, der sollte das auch tun – allerdings ohne böse Hintergedanken.

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