Lungenleiden Tuberkulose – was man über die Infektionskrankheit wissen muss

Runa Reinecke

9.9.2019

Drei Schulen im Aargau, drei an Tuberkulose erkrankte Kinder. Müssen wir uns Sorgen machen? Höchste Zeit, den Krankheitserreger und seine Auswirkungen näher unter die Lupe zu nehmen.

Die schlechte Nachricht zuerst: Wir werden alle sterben. Irgendwann. Die gute: Sie wird uns höchstwahrscheinlich nicht dahinraffen, die Tuberkulose, jene Krankheit, die die alten Griechen «Phthisis» nannten.

Im deutschsprachigen Raum kursierte sie noch bis ins 19. Jahrhundert unter dem Namen «Schwindsucht». Der Begriff Tuberkulose tauchte erst im Jahr 1834 auf, und es sollte noch fast 50 Jahre dauern, bis der deutsche Arzt und Mikrobiologe Robert Koch das Mycobacterium tuberculosis als Verursacher der Tuberkulose, kurz Tbc, entdeckte. Damals starb noch eine von sieben Personen an den Folgen einer Tuberkulose-Infektion. Heute hat die ehemals todbringende Krankheit ihren Schrecken verloren – oder doch nicht? Nachfolgend einige Fakten zur nationalen Tuberkulose-Lage.

Wie kann ich mich anstecken?

Übertragen wird die Tuberkulose mittels Tröpfcheninfektion: Sobald eine an der offenen Form der Tuberkulose erkrankte Person hustet, gibt sie Speichel- und Sekretpartikel an die Raumluft ab, die mit den Bakterien kontaminiert sind. Diese Keime können dann von anderen Personen eingeatmet werden. Ein gesunder Mensch muss sich mehrere Stunden mit einem an offener Tuberkulose erkrankten, hustenden Menschen im gleichen Raum aufhalten, um sich anstecken zu können. Wichtig zu wissen: Nur Menschen mit offener Tuberkulose sind infektiös.

Wie merke ich, dass ich an TBC erkrankt bin?

Zu den Symptomen einer akuten, für andere Personen ansteckenden Form der Tuberkulose gehören Husten (teils mit Auswurf), Müdigkeit und leichtes Fieber. Im weiteren Verlauf können Atemnot, blutiger Auswurf oder starker Gewichtsverlust hinzukommen. Unbehandelt kann eine Tuberkulose im akuten Stadium tödlich verlaufen.

Was passiert, wenn ich mich infiziert habe?

Fast alle Menschen, die das Bakterium in sich tragen, bleiben zeit ihres Lebens von Symptomen verschont. Nur etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten erkranken – Wochen, Monate, manchmal auch erst viele Jahre später. Betroffen sind zumeist Kleinkinder oder Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr. Von einer offenen Tuberkulose spricht man, wenn es dem Immunsystem nicht gelingt, die Erreger unter Kontrolle zu bringen: Es entsteht ein Entzündungsherd in der Lunge.

Welche Formen der Tuberkulose gibt es?

Die häufigste Form ist die Lungentuberkulose, von der etwa 70 bis 80 Prozent aller Erkrankten betroffen sind. Über die Blutbahn oder das Lymphsystem können die Bakterien auch andere Organe wie Lymphkonten, Knochen, Gelenke, Nervensystem, Hirnhaut oder den Darm befallen und Beschwerden verursachen.

Wie erfahre ich, ob ich an Tuberkulose erkrankt bin?

Sobald ein klinischer Verdacht besteht, werden beim Arzt oder im Spital verschiedene Tests gemacht, dazu gehören Röntgenbilder, Bluttests oder ein Antikörpertest auf der Haut (Tuberkulin-Test). Letzterer meldet auch bei Nichtinfizierten einen positiven Befund, wenn sie schon einmal geimpft wurden.

Soll ich mich gegen Tuberkulose impfen lassen?

Zwar existiert eine Schutzimpfung gegen Tuberkulose – sie wird aber in der Schweiz aus unterschiedlichen Gründen nicht empfohlen. Zum einen, weil sie nur in begrenztem Masse wirksam ist. Zum anderen, weil im Vergleich zu anderen Impfungen häufiger Komplikationen auftreten, die in direktem Zusammenhang mit der Immunisierung stehen.

Kann man Tuberkulose behandeln?

Wie für viele andere durch Bakterien verursachte Leiden sind auch bei Tuberkulose Antibiotika die Mittel der Wahl. Also her mit den Tabletten, die von der letzten Therapie der Blasenentzündung übriggeblieben sind? Auf gar keinen Fall! Behandelt und geheilt werden kann eine Tuberkulose nur mithilfe von speziellen und vom Arzt verordneten Antibiotika, und diese sind konsequent über sechs Monate einzunehmen. Wer sich nicht daran hält, riskiert, dass die Medikamente ihre Wirksamkeit verlieren. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Zahl der antibiotikaresistenten Tuberkulose-Keime deutlich zugenommen.

Tuberkulose in der Schweiz – muss ich mir sorgen?

Jedes Jahr gibt es in der Schweiz gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) etwa 550 Tuberkulose-Erkrankungen. Diese Zahlen gelten als relativ zuverlässig, da für diese Infektionskrankheit hierzulande eine Meldepflicht besteht.

Anders steht es um die weltweit etwa 1,4 Millionen Betroffenen, vor allem in Ländern der Kontinente Afrika oder Asien: Hier ist die Tuberkulose weit verbreitet, und oft fehlt es an Medikamenten wie Impfseren oder wirksamen Antibiotika, um die Zahl der Krankheitsfälle einzudämmen.

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