Psychotherapeutin«Ohne soziale Kontakte sind wir auf uns selbst zurückgeworfen»
Von Sulamith Ehrensperger
12.4.2020
Wiederkehrende Schreckensnachrichten, immer dieselben vier Wände und niemand zum Reden: Die Corona-Krise kann zur persönlichen Krise werden, sagt Körperpsychotherapeutin Eva Kaul. Was tun?
Frau Kaul, wie hat die aktuelle Krise bisher Ihren Alltag als Therapeutin verändert?
Ich sehe keine Patienten mehr in der Praxis, nur noch am Bildschirm. Das ist für mich Neuland, und ich bin erstaunt, wie gut es möglich ist, über Video zu arbeiten. Auch tiefere Prozesse lassen sich gut körperpsychotherapeutisch begleiten.
Was bedrückt oder bewegt die Menschen zurzeit besonders?
Viele Menschen sind momentan mit schwierigen Gefühlen konfrontiert. Sie haben Angst, sind verunsichert oder orientierungslos, fühlen sich ohnmächtig und hilflos. Gerade für alleinstehende Menschen ist es sehr schwierig, andere nicht mehr berühren zu dürfen. Viele sorgen sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre Mitmenschen.
Welche Fähigkeiten helfen, die ungewisse Situation besser anzunehmen?
Die Fähigkeit, im Moment zu leben, die Flexibilität, auf neue Situationen kreativ und angemessen zu reagieren, geschmeidig mit dem mitzugehen, was das Leben einem präsentiert. Im Taoismus spricht man von ‹Wu wei›, der Fähigkeit, sich dem Strom des Lebens hinzugeben und nicht dagegen anzukämpfen. Weiter ist es hilfreich, wenn man gelernt hat, unabhängig von vorgegebenen Tagesabläufen sich selbst zu strukturieren, insbesondere auch bei schwierigen Gefühlen die eigenen Ressourcen zu aktivieren.
Die Situation dürfte speziell für Menschen mit übervoller Agenda eine Herausforderung sein.
Vielen fällt es schwer, den Tag zu gestalten, weil zu viel Zeit sonst nie ein Thema ist. Ohne soziale Kontakte und vorgegebene Termine sind sie auf sich selbst zurückgeworfen. Das ist insbesondere dann schwierig, wenn die übervolle Agenda auch ein Mittel war, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren oder schwierige Gefühle zu vermeiden.
Wie gehen Sie persönlich mit der Ausnahmesituation und bedrückenden Gefühlen um?
Am Anfang schaute ich x-mal pro Tag in die Nachrichtenticker, bis ich merkte, dass mir das nicht guttut. Jetzt pflege ich bewusst Ressourcen, meditiere regelmässig und bin täglich körperlich aktiv. Ich kann mich gut nähren an der Natur, bin viel draussen im Garten und freue mich, dass meine Töchter mehr zu Hause sind. Als Ärztin und Psychotherapeutin ist es mir auch wichtig, einen Beitrag zur Unterstützung von anderen Menschen zu leisten.
Viele Familien leben auf engstem Raum, manchmal ohne Balkon oder Garten. Welche Herausforderungen bringt der begrenzte Freiraum mit sich?
Das intensivere Zusammenleben führt zu einem räumlichen und zeitlichen Dichtestress. Viele Eltern sind mehrfach gefordert: Das gewohnte Arbeitsumfeld fällt weg, sie müssen den eigenen Alltag und denjenigen ihrer Kinder strukturieren, sie beim Lernen unterstützen und das in einer emotionalen Ausnahmesituation, in welcher Gefühle der Verunsicherung und Angst im Vordergrund stehen. Das kann zu Konflikten führen und zur Eskalation in verbale oder physische Gewalt.
Auszeiten mit Freunden fehlen, auf Ablenkung mit Sport müssen wir verzichten, auch anderes geht derzeit nicht. Wie gelingt es dennoch, mal durchzuatmen?
Es ist wichtig, sich Rückzugsmöglichkeiten oder Auszeiten zu schaffen, um mal für sich allein zu sein – drinnen oder draussen. Rausgehen hilft der Reizüberflutung zu entfliehen und wieder durchzuatmen. Im Osten spricht man vom ‹Hüten der Sinnespforten›. Damit ist gemeint, dass wir darauf achten, welchen und wie vielen Sinneseindrücken wir uns aussetzen. Wir sind Beziehungswesen und gehen in Resonanz, mit dem, was uns umgibt, was wir sehen, hören, riechen. Wenn wir uns in die blühende Natur begeben, dann nährt und stabilisiert uns das.
Wir sind Gewohnheitstiere – es fällt uns schwer, neue Gewohnheiten zu finden. Wie gelingt es dennoch?
Es hilft, sich zu fragen: Was könnte eine Kraftquelle für mich sein? Die neue Lebenssituation kann uns auch wieder in Verbindung mit unserer Kreativität und brachliegenden Ressourcen bringen. Wenn man ansteht, ist es hilfreich, sich mit anderen über das Schwierige auszutauschen. Meist schämen wir uns für das, was wir nicht auf die Reihe kriegen und fühlen uns minderwertig. Wenn wir uns jedoch mit anderen austauschen, realisieren wir, dass wir damit nicht allein sind. Wir könnten uns dann miteinander verbinden und verbünden, indem wir uns beispielsweise gemeinsam zu einer Online-Yoga-Stunde oder Meditation verabreden. Vereinbarungen mit anderen halten wir meistens ein. Uns selbst gegenüber sind wir hingegen oft wenig verbindlich.
Wie können gestresste Menschen in diesen Zeiten mehr Sorge für sich tragen?
Als Körperpsychotherapeutin arbeite ich oft mit Entspannungs-, Achtsamkeits-, Atemübungen und Meditationen. Das kann helfen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und wieder zu mehr Gelassenheit zu finden.
Kann ich mir das in so kurzer Zeit allein beibringen?
Ganz ohne Anleitung ist der Einstieg oft schwierig. Doch es gibt ganz viele verschiedene Angebote im Netz. Was passt, ist individuell sehr unterschiedlich. Es lohnt sich, Verschiedenes auszuprobieren und so herauszufinden, was für einen stimmig ist. Auch wenn beispielsweise Atem- und Bewegungsübungen nicht direkt mit den Gefühlen und Gedanken arbeiten, so können sie diese doch beeinflussen. Oft ist das sogar der wirksamere Weg, als der Versuch, sie zu kontrollieren.
Anbei finden Sie Audioaufnahmen von Eva Kaul mit Entspannungs-, Achtsamkeits-, Atemübungen und Meditationen. Weitere Übungen gibt es auf der Seite des IBP-Institut.
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
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