Schockierender Wiener «Tatort» Mit diesen Mitteln «dopen» Freizeitläufer

tsch

10.5.2021

Im «Tatort: Verschwörung» mit Eisner und Fellner brach ein ambitionierter Freizeitläufer tot zusammen. Seine Marathon-Bestzeit wollte er mit fragwürdigen Mitteln auf unter drei Stunden und 30 Minuten «pimpen». Wie verbreitet ist Doping unter Hobbyläufern?

tsch

10.5.2021

Der Wiener schwitze diesmal erheblich bei der Suche nach einem Thema. Das lag nicht nur an der filmischen Sommerhitze, die den Sonntagabend-Krimi dominierte. Zwischen «Freunderlwirtschaft», Verschwörungs-Seilschaften und fiesen Karrieristen tauchte immer wieder der Name Ephedrin auf.

Ein überehrgeiziger Politiker, der seine Marathon-Bestzeit knacken wollte, experimentierte mit diesem Wirkstoff, der in vielen Anwendungsbereichen zu finden ist. Zu welchen Dopingmitteln greifen Freizeitsportler tatsächlich – und wer war die schöne junge Witwe des toten Bestzeiten-Jägers?

Worum ging es?

Marathonläufer Dr. Wagner (Stefan Fent) ist während eines Trainingslaufes, den er mit Halluzinationen bestritt, aus grosser Höhe in eine industrielle Sandgrube gestürzt. An seinen Brüchen ist das «hohe Tier» des Innenministeriums jedoch nicht gestorben, es war ein Herzinfarkt. Im Blut des Sportlers befindet sich ein Dopingmittel. Hat es der Mann um die 50 einfach nur übertrieben und ist seinem Ehrgeiz zum Opfer gefallen? Eisner und Fellner suchen die halb so alte Witwe (Lili Epply) des Opfers in ihrem Designerhaus auf. Sie ermitteln unter Karrieristen und Macho-Konkurrenten. Bei ihnen sind Dopingmittel im Freizeitsport fast schon ein «must-use».

Worum ging es wirklich?

Um Filz, Seilschaften und eine Kultur des Ausstechens unter Erfolgsmenschen – sowie das Ausnutzen einfacher Leute durch jene, die sich durch ihre Machtpositionen von normalen (Anstands-)Regeln entkoppelt haben. Der Doping-Erzählstrang war zwar nur Nebenhandlung, passte aber hervorragend in die Charakterzeichnung der hier ausgeloteten, kompromisslosen Karrieristen-Biografien.



Was ist Ephedrin?

Jogger «pimpen» damit ihre Leistung. Es soll aber auch als Appetitzügler und bei Erkältungen helfen – was jedoch wegen gefährlicher Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen umstritten ist. Tierärzte verschreiben den «vielseitigen» Stoff bei inkontinenten Haustieren. Ephedrin wird aus der Pflanze Ephedra vulgaris gewonnen und ist zunächst mal ein klassisches Aufputschmittel, da es die Konzentration von Noradrenalin im Körper erhöht.

Ephedrinhaltige Mittel sind apotheken- und verschreibungspflichtig. Sie werden jedoch auf dem Internet-Fitnessmarkt als «Fatburner» angepriesen, da sie das Hungergefühl unterdrücken, die Körpertemperatur nach oben schrauben und so mehr Kalorien verbrennen. Wegen der erhöhten Wachheit entsteht das Gefühl grosser Leistungsfähigkeit. Halluzinationen können bei Überdosierung – oder als Folge des Schlafentzugs – auftreten.

Das sind die verbreitesten Dopingmittel unter Freizeitläufern

Ephedrin spielt als «halblegales» Dopingmittel im Breitensport durchaus eine Rolle. User, die sich den Stoff übers Internet und tatsächlich auch wie im «Tatort» über Tierarztpraxen besorgen, wollen durch den «Fatburner» das Gewicht reduzieren oder durch den erhöhten Erregungszustand ihr subjektives Leistungsniveau steigern. Noch verbreiteter als Ephedrin sind in der Läuferszene jedoch Schmerzmittel.



Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung unter Teilnehmern des Bonn-Marathons 2009 kam heraus, dass etwa 60 Prozent prophylaktisch Schmerzmittel vor dem Wettkampf einnahmen. Am häufigsten Diclofenac (913 Läufer), ein Wirkstoff, der zum Beispiel in Voltaren enthalten ist. Dahinter lag Ibuprofen, das 722 Athleten konsumierten. 43 Prozent der «Ibu-Läufer» nahmen dabei eine Dosis von 800 Milligramm oder mehr zu sich. Risiken des Schmerzmittelgebrauchs liegen in der Gefahr einer psychologischen Abhängigkeit und körperlichen Gewöhnung. Zudem kamen Krankenhausaufenthalte nach dem Marathon nur in der Medikamenten-Gruppe vor. Unter anderem wurden Magenkrämpfe, Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Blutungen und Blut im Urin beklagt.

Wovor warnt «Antidoping Schweiz»?

Antidoping Schweiz ist das unabhängige Kompetenzzentrum der Dopingbekämpfung. Die Stiftung warnt auf ihrer Webseite Sportler vor dem bedenkenlosen Konsum von Nahrungsergänzungsmittel. Sie stellen ein Dopingrisiko dar, da sie mit verbotenen Substanzen verunreinigt sein können. «Es kann davon ausgegangen werden, dass weltweit fünf bis zwanzig Prozent der Produkte mit gemäss Dopingliste verbotenen Substanzen verunreinigt sind.» Grund dafür sind kontaminierte Produktionsanlagen oder es können verbotene Substanzen absichtlich zur Steigerung der Wirkung beigemischt werden. In folgenden Produktgruppen wurden nachweislich bereits verbotene Substanzen gefunden: Muskelaufbauprodukte wie Proteinpulver (mit anabolen Steroiden), Fat Burner (mit Stimulanzien) und Neuro Enhancer (mit Stimulanzien).



Wer war die schöne jungen Witwe?

Der ehrgeizige Politiker um die 50, der beim Marathontraining starb, wurde von seiner nur etwa halb so alten Witwe betrauert. Gespielt wurde sie von der 26-jährigen Lili Epply. Die Österreicherin mit dem 40er-Jahre-Gesicht verdrehte im Weltkriegs-Coming-of-Age-Film die «Die Freibadclique» (2017) als Traum im roten Badeanzug den jugendlichen Protagonisten den Kopf.

Epply studierte von 2014 bis 2018 am Salzburger Mozarteum Schauspiel. In Filmen wie dem vierten Teil der Reihe «Ostwind» (2018) oder als schwangere Geisel in «Südpol» (2019) an der Seite Jürgen Maurers spielte sich die gebürtige Wienerin über die letzten Jahre zunehmend in grössere Rollen hinein. Dabei war einer ihrer ersten Parts vor der Kamera zwar klein – fand aber in einem sehr «grossen» Film statt: Im Bond-Streifen «Spectre» verkörperte Lili Epply 2015 eine Snowboarderin.