«Pretty in Plüsch» Ist Michelle Hunziker eine Puppe?

Von Gion Mathias Cavelty

28.11.2020

«Die allerdoofste Sendung des Jahres – aber leider schlecht-allerdoof», bilanziert TV-Experte Gion Mathias Cavelty deprimiert.

Wird das die aller-, aller-, allerdoofste Sendung des Jahres? Oh, wie sehr ich das hoffe! Die Rede ist von der Musikshow «Pretty in Plüsch», die heute Abend (Freitag, 27. November) auf Sat1 Premiere feiert. In wenigen Sekunden geht es los!

Das Ganze tönt wie eine Parodie respektive ein Plagiat von «The Masked Singer». Der Unterschied: Die teilnehmenden Prominenten stehen nicht auf der Bühne und singen im Kostüm irgendeiner absonderlichen Kreatur, sondern sie stehen auf der Bühne und singen zusammen mit irgendeiner absonderlichen Kreatur, etwa einem Plüsch-Lauch. Jawohl, einem Plüsch-Lauch!

Da kommt einem natürlich sofort «The Muppet Show» in den Sinn, wo Weltstars wie Johnny Cash, Paul McCartney oder Ozzy Osbourne zusammen mit Kermit, Gonzo oder Miss Piggy performten (schöne Fotos von den Auftritten lassen sich auf dieser Seite finden: https://ultimateclassicrock.com/rockers-muppets).

Im Fall von «Pretty in Plüsch» gibt's leider keine Weltstars zu bestaunen und erst recht keine galaktischen Schweine im Weltall, sondern so Leute wie Janine Kunze oder Ingolf Lück. Und eben: Plüsch-Lauche.

Ich habe rein gar nichts gegen singende Plüsch-Lauche, im Gegenteil! Aber dann sollte das Ganze wirklich superverzweifelter Infantil-/Debil-Trash aus der alleruntersten Schublade werden ...

Top oder Flop? «Pretty in Plüsch»: Schrille Singshow mit Michelle Hunziker und DJ Bobo

Top oder Flop? «Pretty in Plüsch»: Schrille Singshow mit Michelle Hunziker und DJ Bobo

28.11.2020

20.15 Uhr. Es ist so weit: Moderatorin Michelle Hunziker erscheint am Bildschirm. «Herzlich willkommen zur schrägsten Gesangsshow ever, ever!», kräht/gackert sie nach einem (Playback)-Intro-Song mit belegter Stimme aufgekratzt. Ist das tatsächlich die ECHTE Michelle Hunziker? Oder schon die erste Puppe? Auf jeden Fall IST es superverzweifelter Infantil-/Debil-Trash aus der alleruntersten Schublade!

Die Jury wird vorgestellt: Sarah Lombardi, Hans Sigl und als Gastjuror: DJ Bobo. Wahnsinn! Aus Schweizer Sicht nur noch zu toppen von Kliby und Caroline.

DJ Bobo sagt: «Das, was passiert, passiert». Womit sich bereits die philosophischste Frage des Abends stellt: Sind Bobo und Hunziker nicht die grösseren Kunstfiguren als die Puppen, letztere also realer als erstere?

Das erste Duett steht an: Didi Rakete (ein Plüsch-Einhorn mit Berliner Dialekt; die Stimme kommt von einer Profi-Sängerin aus dem Off) und Massimo Sinató (Mensch) singen zusammen «Sway». Es ist absolut peinlich. Peinlicher kann es nicht werden. Und schwupps: Wird es peinlicher, nämlich mit dem zweiten Duett von Janine Kunze (Mensch) und dem sogenannten Plüsch-Grummel (eine dreiste Kopie des griesgrämigen Müll-Monsters aus der «Sesamstrasse», Oscar mit Namen), die den «Shoop Shoop Song» von Cher darbieten. Zwischen Puppe und Mensch entsteht absolut keine Magie oder Innigkeit/«kalkulierte Herzigkeit» oder sonst irgendwas; jeder Dreijährige mit einem mikroerbsengrossen Hirn wäre beleidigt.

Ja, das ist die traurige Wahrheit. (Eine weitere traurige Wahrheit: Michelle Hunziker definiert sich vor laufender Kamera als Italienerin, nicht als Schweizerin.)

Ich schaue dann nur noch weiter wegen des Plüsch-Lauchs; er kommt als Sechster (und Letzter) dran. Er heisst Kevin und singt mit Jessica Paszka (Mensch) «Señorita». Der Lauch entpuppt sich als das Beste an «Pretty in Plüsch», was ich mir fast schon gedacht hatte.

Fazit: Ich hatte mich auf die doofste Show des Jahres gefreut, aber dieses doof ist nicht gut-doof, es ist schlecht-doof.

Es wird mit hundertprozentiger Gewissheit keine zweite Ausgabe von «Pretty in Plüsch» geben (wenigstens nicht zur Prime-Time). Daran wird auch die Tatsache nichts ändern, dass am Schluss der Sendung deus-ex-machina-mässig Melanie C von den Spice Girls auftrat uns sich als Stimme der zusammen mit Ingolf Lück ausgeschiedenen Plüsch-Diva Francesca de Rossi zu erkennen gab. Also doch ein «Masked Singer»-Rip-Off! Aber dramaturgisch dermassen schlecht aufgegleist, dass man es nicht fassen konnte.

Und deshalb wette ich schon jetzt: In einem halben Jahr wird die Schweizer Version von «Pretty in PlüsCH» (mit einem grossen CH) über die hiesigen Bildschirme flimmern, und zwar mit folgenden Duos: Marco Rima & seine nichtexistierende Coronavirus-Puppe – Rob Spence & seine Patrick-Frey-Puppe – Gölä & seine Christoph-Blocher-Puppe – Christoph Blocher & seine Plüsch-Herrgott-Puppe ...

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