Schweizer Kinostart am 17. Oktober Diesen Film wollte Trump unbedingt verhindern 

SDA/tpfi

12.10.2024 - 20:50

Eine als Donald Trump verkleidete Person gestikuliert bei der Ankunft zur Premiere des Films «The Apprentice» bei den 77. Internationalen Filmfestspielen von Cannes für Fotografen.
Eine als Donald Trump verkleidete Person gestikuliert bei der Ankunft zur Premiere des Films «The Apprentice» bei den 77. Internationalen Filmfestspielen von Cannes für Fotografen.
Archivbild: Andreea Alexandru/Invision/AP/dpa

«The Apprentice» des Regisseurs Ali Abbasi handelt vom Aufstieg Trumps in den 1970er Jahren. Er zeichnet den Politiker in keinem guten Licht. Das Team um Trump konnte einen Kinostart vor der Wahl in den USA nicht verhindern.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im Film «The Apprentice» wird Donald Trump als eine Art skrupelloses Monster dargestellt. 
  • Das Team um Trump konnte einen Kinostart vor der Wahl in den USA nicht verhindern.
  • «The Apprentice» trägt denselben Namen wie Trumps einstige Reality-Show. Der Film schildert dessen Aufstieg zur Macht im New Yorker Immobiliengeschäft.

Das Team von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump drohte mit rechtlichen Schritten gegen diesen Film. Doch einen Kinostart von «The Apprentice» vor den US-Wahlen konnte es nicht verhindern. Der Film des iranisch-dänischen Regisseurs Ali Abbasi handelt vom Aufstieg Trumps in den 1970er Jahren. Er zeichnet den Politiker und Unternehmer in keinem guten Licht.

«Die in diesem Film dargestellten Ereignisse und Personen basieren auf realen Ereignissen und Personen, aber einige Ereignisse und Namen von realen Personen wurden aus dramaturgischen Gründen fiktionalisiert», heisst es zu Beginn des Films. Welche Ereignisse aus «The Apprentice» sich tatsächlich so zugetragen haben, wissen wohl nur die Beteiligten.

Skrupellosigkeit, Geldgier, Vergewaltigung

«The Apprentice» trägt denselben Namen wie Trumps einstige Reality-Show. Der Film schildert dessen Aufstieg zur Macht im New Yorker Immobiliengeschäft. Er erzählt von Trumps Freundschaft mit dem Juristen Roy Cohn, der ihm einst wohl ein wichtiger Mentor war, später aber von ihm verstossen worden sein soll.

Trump, gespielt vom rumänisch-US-amerikanischen Schauspieler Sebastian Stan, wird im Film als gieriger, skrupelloser Typ gezeichnet, dem alle Wege recht sind, um Macht zu erlangen. Im Film, der in den 1970er und 80er Jahren spielt, wird Trump auch dabei gezeigt, wie er seine damalige Frau Ivana vergewaltigt.

Gabriel Sherman (l-r), Maria Bakalova, Regisseur Ali Abbasi, Sebastian Stan und Martin Donovan verlassen die Premiere des Films «The Apprentice» bei den 77. internationalen Filmfestspielen in Cannes.
Gabriel Sherman (l-r), Maria Bakalova, Regisseur Ali Abbasi, Sebastian Stan und Martin Donovan verlassen die Premiere des Films «The Apprentice» bei den 77. internationalen Filmfestspielen in Cannes.
Archivbild: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

In ihrer Scheidungsakte hatte Ivana Trump tatsächlich erklärt, von Trump vergewaltigt worden zu sein. Später gab sie an, dies sei nicht wörtlich gemeint gewesen, sondern habe vielmehr ausdrücken sollen, dass sie sich misshandelt gefühlt habe.

Das Filmpublikum sieht ausserdem einen Trump, der sich Fett absaugen und seine Kopfhaut straffen lässt und der vermeintliche Diätpillen schluckt, die sich als Amphetamine herausstellen. Seinen heimlich schwulen Mentor Roy Cohn, der ihm massgeblich zum Erfolg verhalf, lässt er im Film fallen, nachdem bekannt wurde, dass dieser an Aids erkrankt war.

«Offenkundig falschen Behauptungen»

Trumps Sprecher Steven Cheung nannte den Film im Mai eine reine Erfindung und kündigte eine Klage an, «um gegen die offenkundig falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen. Dieser Müll ist reine Fiktion, der Lügen, die schon lange entlarvt wurden, sensationell aufbauscht.»

Der US-amerikanische Drehbuchautor und Journalist Gabriel Sherman sagte in Cannes, dass er sich bei seiner Darstellung Trumps auf reale Begebenheiten gestützt habe. Viele Produzenten hätten nichts von der Filmidee gehalten. In Hollywood wäre es aus seiner Sicht nicht möglich gewesen, den Film zu realisieren. «The Apprentice» wurde in Kanada gedreht.

Der Darstellung des Films zufolge ist der Einfluss, den der skrupellose Anwalt Cohn auf Trump hatte, nicht zu unterschätzen. Gleich zu Beginn bringt er dem jungen Millionärssohn seine «drei Regeln des Gewinnens» bei. Erstens: Angreifen, angreifen, angreifen. Zweitens: Nie etwas zugeben, alles abstreiten. Drittens: Den Sieg für sich beanspruchen und niemals eine Niederlage zugeben.

Die Recherchen für den Film

«Es gibt keine Wahrheit. Sie ist ein Konstrukt», gibt Cohn Trump ausserdem mit. Man erkennt gewisse Parallelen zu Trumps tatsächlichem Politikstil. Drehbuchautor Sherman führte im Laufe seines journalistischen Lebens mehrere Interviews mit Trump. Für den Film sprach er demnach obendrein mit Quellen im Weissen Haus, Menschen aus dem Umfeld von Trump, ehemaligen Berufskollegen von Cohn.

«Die Leute denken bei Trump an diese 'Maschine der Empörung', an diese hasserfüllte, spaltende Figur, und in vielerlei Hinsicht ist er wie ein Schauspieler, der eine Rolle spielt – allerdings spielt er sie schon so lange, dass sie zu seiner Identität geworden ist», sagt Sherman.

«The Apprentice» zeigt den jungen Trump aber nicht ohne Empathie. Schauspieler Sebastian Stan, der Trumps Mimik, etwa seine schürzende Lippen, erstaunlich gut imitieren kann, zeichnet ihn als ehrgeizigen, aber auch unsicheren Mann, der sich nach Bestätigung und Anerkennung durch seinen Vater und sein Umfeld sehnte.

Cohn, von Jeremy Strong («Succession») auf diabolisch-ausdruckslose Weise verkörpert, kreiert im Film Trumps spätere Persona erst. Und verliert dann die Kontrolle über seine Schöpfung, die ein schauriges Eigenleben annimmt.

Lange Zeit war nicht klar, wann der Film in den USA herauskommt. Die grossen Filmstudios wollten den Film nicht vertreiben. Letztlich fand sich mit Briarcliff Entertainment ein US-Vertrieb und der Kinostart wurde eine Woche früher als in der Schweiz, wo er am 17. Oktober anläuft, angesetzt.

Es wird interessant sein zu sehen, welche Auswirkungen der Film auf den verbleibenden US-Wahlkampf bis zur Wahl am 5. November haben wird. Ob er überhaupt einen Einfluss haben wird. In jedem Fall ist Abbasi mit «The Apprentice» eine sehr unterhaltsame Fiktion gelungen, die Lust darauf macht, mehr über ein besonderes Kapitel in Trumps Leben zu erfahren.

SDA/tpfi