Late Night USA «Ich bin der grösste aller Zeiten, vielleicht sogar grösser als Elvis»

Im Westen nichts Neues: Donald Trump setzt mal wieder auf den Super-Super-Superlativ. Ausserdem klagt er weiter über das TV-Duell – und setzt sich bei Melania in die Nesseln. Alles beim Alten, meint Jimmy Kimmel.

Philipp Dahm

20.09.2024, 16:04

Philipp Dahm

Es seien nur noch 46 Tage, bis Donald Trump behauptet, er habe die Wahl gewonnen, beginnt «Jimmy Kimmel Live» – egal ob das nun zutreffen werde, oder nicht. 

Kamala Harris scheine «das Momentum» zu haben, doch auch das stehe nicht fest angesichts der unterschiedlichen Umfrageergebnisse: «‹The Morning Consult› sagt, Harris habe durch das TV-Duell grossen Auftrieb bis zu einem Sechs-Punkte-Vorsprung erhalten, während die ‹New York Times Sienna College›-Umfrage zeigt, sie habe keinen Auftrieb erhalten, und das Rennen ist eng.»

Eng sei das Rennen allerdings landesweit gesehen: Dieselbe Umfrage weise aus, dass Harris in dem «Schlüssel-Swing-State» Pennsylvania mit vier Punkten führt, erklärt Kimmel.

«Aber es gibt auch schlechte Nachrichten, weil die ‹Washington Post› sagt, dass sie und Trump in Pennsylvania gleichauf liegen, obwohl eine andere Umfrage vom ‹Franklin und Marshall College› Kamala [dort] drei Punkte vorne sieht, während sie bei ‹Emerson College› in Pennsylvania einen Punkt zurückliegt.»

«Keine dieser Umfragen hat irgendeine Bedeutung»

«Mit anderen Worten», fasst der Gastgeber zusammen: «Keine dieser Umfragen hat irgendeine Bedeutung. Sie sind sinnlos, und dennoch schauen wir sie weiter an. Sie sind in vieler Hinsicht wie die Kardashians.»

Late Night USA – Amerika verstehen

blue News

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

Dass das TV-Duell schlecht für Donald Trump lief, denke offensichtlich auch der 78-Jährige selbst. «Denn er kann nicht aufhören, rumzuheulen, dass er es a) gewonnen hat und b) betrogen worden ist», sagt Kimmel – und zeigt ab Minute 1:35 den Ausschnitt eines Interviews. 

«[Die Moderatoren] haben [Harris] nicht einmal korrigiert», klagt Trump bei «Fox News», «und praktisch alles, was ich gesagt habe, haben sie korrigiert, ich denke neun- oder elfmal. Und das Publikum ist vollkommen ausgerastet.»

Korrektur, wem Korrektur gebührt

Das Problem ist, dass es beim TV-Duell gar kein Live-Publikum gab, hält Kimmel genüsslich fest. «Verliert er den Verstand oder lügt er so viel, dass er es gar nicht mehr weiss? Als er früher die Grösse der Menge [seiner Zuhörerschaft] übertreiben hat, gab es zumindest eine Menge.»

«ABC News» habe Trump zudem nicht neun- oder elfmal, sondern in 90 Minuten viermal korrigiert. «Einmal als er sagt, die Kriminalitätsrate ginge durch die Decke – tut sie nicht, einmal als er sagte, es gebe tonnenweise Beweise, dass ihm der Wahlsieg gestohlen wurde – es gibt sie nicht.»

US-Wahlen 2024 im Fokus

Amerika wählt am 05. November einen neuen Präsidenten. Aber nicht nur der Präsident, sondern auch 35 Senatssitze, das komplette Repräsentantenhaus sowie elf Gouverneure werden neu gewählt. blue News begleitet die heisse Phase des Duells um das Weisse Haus nicht nur mit dem Blick aus der Schweiz, sondern auch mit Berichten direkt aus den USA.

Patrick Semansky/AP/dpa

Die dritte Korrektur habe die Aussage betroffen, dass demokratische Gouverneure die Exekution von Babys nach der Geburt erlauben wollten. «Und den vierten Fact Check gab es, als er behauptet hat, Haitianer in Ohio würden sich in die Gärten ihrer Nachbarn schleichen, um deren Katzen und Hunde zu essen.»

Donald Trump hat Melanias Buch nicht gelesen

Dass sich Donald Trump seine eigenen Wahrheiten macht, zeigt sein jüngster Wahlkampfauftritt in Uniondale, New York – zu sehen ab Minute 3:17. «Ich habe also meine Frau angerufen: Wer zieht Mengen an? Niemand zieht solche Mengen wie ich. Ich bin der grösste aller Zeiten, vielleicht sogar grösser als Elvis. Denn Elvis hatte eine Gitarre. Ich habe keine Gitarre. Elvis hatte eine Gitarre. Ich habe nicht das Privileg einer Gitarre.»

Das Ganze scheint die Leute nicht beeindruckt zu haben: Einige Zuschauer hätten den Auftritt vorzeitig verlassen, berichtet Kimmel. «Elvis hat das Gebäude nicht verlassen, aber die Hälfte des Publikums.» Sie verpassen, wie der New Yorker über das neue Buch von Gattin Melania spricht – im Video zu sehen ab Minute 4:14.

Trump: «Geht raus und holt euch ihr Buch! Sie hat gerade ein Buch geschrieben. Ich hoffe, sie sagt gute Dinge über ... Ich weiss es nicht, ich habe nicht ... Sie hat gerade ein Buch geschrieben, das ‹Melania› heisst. Geht raus und kauft es, es ist grossartig. Und falls sie schlechte Dinge über mich sagt, rufe ich jeden von euch an und sage: ‹Kauft es nicht, werdet es los!›»

Melania steht «stolz hinter [ihrer] Arbeit als Nacktmodell»

«Hört sich an, als sei zu Hause alles in Ordnung», feixt Kimmel: «Er hat das Buch seiner Frau nicht gelesen. Er ist zu beschäftigt. Nicht zu beschäftigt, um sonntags Golf zu spielen, aber [ansonsten] ziemlich, ziemlich beschäftigt.» Um das Buch zu bewerben, hat Melania übrigens kleine Videos mit Rätseln veröffentlicht.

Eines hat den Titel: «Warum stehe ich stolz hinter meiner Arbeit als Nacktmodell?» «Wer stellt solche Fragen?», wundert sich Kimmel. «Du beantwortest eine Frage, die keiner gestellt hat.» In Melanias Video mogelt die Late-Night-Show Bilder ihres Gatten hinein – zu sehen ab Minute 5:33.

Und während seine Ehefrau Trumps Auftritt in New York fernbleibt, springt Rudy Giuliani in die Bresche. Der macht eine knallharte Ansage, wie im obigen Post zu sehen ist.