Herausforderung Francine Jordi: «Es hat fast in einem Heulkrampf geendet»

Von Carlotta Henggeler

21.2.2020

Francine Jordi über ihre «Sing meinen Song»-Teilnahme: «Hier kann ich mich musikalisch austoben.»
Francine Jordi über ihre «Sing meinen Song»-Teilnahme: «Hier kann ich mich musikalisch austoben.»
zVg

Francine Jordi über Weinkrämpfe, warum sie bei Rockkonzerten ihr Herz nicht öffnen kann und weshalb man ihre TV-Sendung «Sing meinen Song» unbedingt sehen muss.

In der Kaufleuten-Lounge finden die Interviews zum Start von «Sing meinen Song» statt. Statt Chillout-Beats und aufgebrezeltes Partyvolk, gedämpftes Licht und geschäftige Kellnerinnen. Im rostbraunen Blazer, schwarzen Hosen, perfekt frisiert und maniküriert steht sie da:

Francine Jordi, mit einem breiten Lächeln auf den dezent geschminkten Lippen. Ein fester Händedruck und los geht’s.

Frau Jordi, auf Presse-Fotos sieht man Sie immer in Begleitung von Theo. Wer passt denn gerade auf den Labrador auf?

Theo ist bei meiner Schwester, weil meine Eltern in den Skiferien mit den Enkeln sind. Wenn meine Schwester keine Zeit gehabt hätte, hätten Sie auf ihn aufpassen müssen. Das wäre Ihre Challenge gewesen: Auf Theo aufpassen und gleichzeitig Fragen stellen.

Ja, das traue ich mir zu, ich mag Hunde.

Wobei man sagen muss, Theo ist sehr pflegeleicht und liegt jeweils in meiner Nähe. Als er zehn Wochen alt war, habe ich ihn geholt und seither war er immer mit mir unterwegs. An Konzerten, in Hotels, an Foto- oder Presseterminen. Ihm ist egal, was drumherum passiert, für ihn ist nur wichtig, dass ich da bin – und er was zu fressen hat.



Bald sieht man Sie in ‹Sing meinen Song›: Was ist Ihre Motivation mitzumachen?

Schlager ist meine Heimat, das, was mir liegt. Aber ursprünglich habe ich gejodelt, komme aus dem Volkstümlichen, das gehört zu meinen Wurzeln. Ich habe auch Gospel oder Jazz gesungen, eine klassische Gesangsausbildung abgeschlossen. So viele verschiedene Sachen gemacht. Jetzt bekomme ich durch ‹Sing meinen Song› die Chance, mich so richtig auszutoben. Musikalisch kann mir nichts Besseres passieren.

In der Sendung werden jeweils die Lieder von anderen Künstlern gecovert. Auf welche Künstlerin, welchen Künstler haben Sie sich am meisten gefreut?

Auf jeden einzelnen. Du hast die Herausforderung, dass du es gut machst, dein Bestes gibst. Du arbeitest ein halbes Jahr lang ‹drufhäre›, dass du in diesen drei Minuten liefern kannst. Das ist nicht wie im Studio, wo man noch herumfeilen kann. Alles ist live, auch die Band. Es ist ein grosser Druck und du weisst, der Originalinterpret sitzt vor dir. Und du kannst deine Reaktion nicht verstecken.

Und wer hatte die krasseste Reaktion gezeigt?

Sagen wir so: Loco Escrito ist das Gesicht entgleist, als ich seinen Titel gesungen habe.

Bei der Show geht es auch darum, über die eigenen Schatten zu springen, neue Musik-Genres auszuprobieren. Welches hat Sie am meisten herausgefordert?

Rap ist nicht so mein Ding. Bei ‹Sing meinen Song› habe ich mich zuerst mit dem Künstler befasst, dann bin ich in die Musik eingetaucht. So beginnst du diese zu verstehen.

Und wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Steff la Cheffe ist unglaublich vielseitig. Der erste Bezug zur Musik und der Künstlerin, den Künstler zu finden, das war echt schwierig. Auch bei Marc Storace, seine Musikwelt ist nicht so meine. Mir macht es zwar Spass, an Rock-Konzerte zu gehen und abzufeiern. Aber ich höre das nicht zum Chillen und kann da mein Herz nicht ganz öffnen. Und ich habe auch nicht die Rock-Stimme dazu. Ich musste überlegen, was machst du aus den Songs. Und ich konnte jedem Song eine neue Stilrichtung geben. Es war zwar nicht immer meine, aber trotzdem 100 Prozent Francine. Das ist für mich das Entscheidende.

Was ist 100 Prozent Francine?

Es muss einfach sein, direkt ins Herz gehen. Es ist wie einen Pfeil abzuschiessen und der geht geradeheraus – direkt ins Herz.

Vorher haben Sie mit Loco Escrito gesprochen, viel gelacht. Der Wohlfühlfaktor untereinander scheint hoch zu sein?

Ja, wir haben einen sehr hohen Wohlfühlfaktor. Dabei hätte ich zu Beginn nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist. Wir sind sieben Rampensäue, jeder steht sonst als Solo-Künstler auf der Bühne. Und jetzt sitzen wir gemeinsam auf dem Sofa.

Keine Selbstverständlichkeit.

Genau. Das war für mich der entscheidende Punkt. Kann ich mir vorstellen, eine Woche zusammen zu verbringen? Denn ich wusste, es wird sehr intensiv, es ist kein Spaziergang.

Und dann hat es funktioniert.

Ja, wir sind uns in einer Woche unglaublich ans Herz gewachsen. Wir haben heute noch einen Whatsapp-Chat und haben uns auch schon ein paar Mal privat getroffen. Es gab nie Neid und es wurde nie ‹gellböglet›. Jeder hat sich auf sich konzentriert, es war herzlich und immer mit viel Freude an der Musik.

Sie sind ein harmoniebedürftiger Mensch?

Ja, klar! Ich bin Krebs.

Könnten Sie auch in einem Format mitmachen, wo Sie gegen andere antreten müssten? Ein Wettbewerb zum Beispiel?

Ja, dann wäre ich gnadenlos. (lacht)

Wie oft hatten Sie während der Show Hühnerhaut?

Viele Male. Es war emotional sehr intensiv.

Intensiv?

Musik ist unsere Geschichte, mit der Musik verarbeiten wir Hochs und Tiefs. Nach dieser Woche waren wir emotional erschlagen. Ich habe in 22 Jahren bei Auftritten im Fernsehen nur einmal geheult, 1988 beim ‹Grand Prix der Volksmusik› in Wien, als ich gewonnen habe. Ich bin da, um den Leuten mit meiner Musik Emotionen zu entlocken und nicht selbst zu heulen.

Und jetzt sind bei ‹Sing meinen Song› die Tränen reichlich geflossen.

Es hat fast in einem Heulkrampf geendet. Stefanie Heinzmann und ich haben es dann bis ins Hotel durchgezogen. Dabei hätte ich nie gedacht, so viele Emotionen in der Öffentlichkeit zeigen zu können.

Sonst sind Sie nicht nah am Wasser gebaut?

Nein, normalerweise nicht. Aber man sieht mir eh vieles nicht gleich an. Ich kann eine Grippe haben, mich ein bisschen schminken und keiner merkt was. Die Leute haben zum Glück das Gefühl, die sieht aus wie immer.



Dieses Jahr sind Sie sehr viel unterwegs, geben viele Konzerte. Wie machen Sie das energetisch?

Ich nehme mir meine Zeit. Mit Ende Dreissig habe ich angefangen, Auszeiten zu nehmen. Es gab Zeiten, da hatte ich 200 Konzerte pro Jahr, plus Presse-Termine und dazu habe ich noch klassischen Gesang studiert. Es ist unvorstellbar, was ich dort geleistet habe, von der Energie her, für den Körper. Mit der Zeit merkst du, du musst nicht mehr überall dabei sein, nicht alles mitmachen – du verpasst nichts.

Was machen Sie in den Pausen?

Im Januar hatte ich Ferien. Ich plane auch immer so, dass ich genug Zeit habe, um mit dem Hund laufen zu gehen und auszuschlafen. Einen Tag in der Woche nehme ich mir immer frei. Als Künstler gibst du viel Energie ab.

Warum muss man ‹Sing meinen Song› schauen?

Es ist geniale Musik. Für Musikliebhaber ist es eine unglaubliche Sendung. Das grösste Geschenk. Man erlebt Künstler nie so nah und authentisch wie in dieser Sendung.

«Sing meinen Song» läuft am Freitag, 21. Februar, um 20:15 Uhr auf TV24. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Die Künstler-Abende bei «Sing meinen Song»:

21. Februar: Stefanie Heinzmann
28. Februar: Loco Escrito
06. März: Francine Jordi
13. März: Ritschi
20. März: Marc Storace
27. März: Steff la Cheffe
03. April: Seven
10. April: Duette

50 Jahre Pop-Welterfolg.

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