Interview, Teil 1 Michael Mittermeier: «Hazel Brugger verliert das Schweizerische»

Von Carlotta Henggeler

20.2.2020

Der Godfather des deutschen Stand-ups Michael Mittermeier macht das Dutzend mehr als voll. Programm Nr. 13! kommt nächstes Jahr in die Schweiz.
Der Godfather des deutschen Stand-ups Michael Mittermeier macht das Dutzend mehr als voll. Programm Nr. 13! kommt nächstes Jahr in die Schweiz.
Bild: Keystone

Der bayerische Comedian Michael Mittermeier spricht über Emil und Hazel Brugger – und sagt auch, warum es legitim ist, über den Holocaust oder Harvey Weinstein Witze zu reissen. Und es gibt Tickets zu gewinnen.

Das Interview mit Michael Mittermeier erscheint in zwei Teilen. Der zweite Teil erscheint am Sonntag, 23. Februar, bei «Bluewin.ch».

Eine aufgeräumte, moderne Garderobe in der Samsung Halle in Zürich-Stettbach. Der bayerische Comedian Michael Mittermaier kennt die Bühnen der Schweiz gut, er liebt auch den «Oldtimer» Emil, der über Generationen hinweg begeistert.

Herr Mittermeier, Kabarettisten sind Schnelldenker. Lassen Sie uns zum Start ein kleines Pingpong veranstalten. Was mögen Sie lieber: Bratwurst und Rösti, Sushi?

Beides gern, aber ich esse mehr Bratwurst mit Rösti.

James Bond oder «Star Wars»?

Schwierige Entscheidung – im Moment ist die Macht mit James Bond.

Brexit oder Megxit?

Komme über beide hinweg. Brexit ist das Tragischere von beiden, Megxit ist die Entscheidung zweier Privatmenschen – und das ist gut so.



Sie sind schon auf der ganzen Welt aufgetreten. In welchem Land wird am schnellsten gelacht?

Es gibt keines. Jeder, der dir eine Antwort gibt, lügt oder hat keine Ahnung. Es gibt kein schnellstes Klatschland.

Sie treten seit vielen Jahren in der Schweiz auf, kennen die hiesige Comedy-Landschaft. Wer ist Königin oder König der Comedy-Szene?

Euer Oldtimer – über alle Generationen hinweg – ist Emil. Er ist in einem sehr hohen Alter, und es ist bemerkenswert, wie spitzbübisch er noch ist. Ursus und Nadeschkin gehören bestimmt auch in die Top Drei. Toll, dass sich in der Schweiz gerade eine ganz junge Szene herausbildet.

Wen finden Sie gut?

Kiko, der in meinem Vorprogramm schon aufgetreten ist, Fabio Landert, von dem ich ein paar Auftritte gesehen habe – die sind beide sehr gut. Sie spielen noch gar nicht so lange, aber sie wissen, was sie sein wollen: gute Comedians, und nicht einfach berühmt, reich und sexy. Das macht den Unterschied. Ich war ja bei «Deville» in der Sendung, der ist auch verdammt gut.

Ich bin erstaunt, dass Sie Hazel Brugger nicht nennen.

Normalweise würde ich sie auch nennen. Wenn ich in Deutschland bin und mich jemand fragt, nenne mir die drei besten Comedians der Schweiz, Österreich und Deutschland, nenne ich immer Hazel Brugger. Ich habe ihre letzte Liveshow gesehen, und ich finde sie hilarious (urkomisch).

Und warum haben Sie Hazel jetzt nicht genannt?

Deswegen nicht, weil ich sie über alles stelle, sie ist ultra-national und sehr, sehr grossartig. Die Beste aus der ganzen Comedy-Szene der letzten Jahre, die hochgeschossen ist. Wahrscheinlich habe ich sie zu oft in Deutschland getroffen, dass ich sie gar nicht mehr zur Schweiz zähle. Die Hazel verliert das Schweizerische, das meine ich positiv.

Darf man als Kabarettist über alles Witze reissen oder gibt es eine Grenze?

Ich war kürzlich bei Dieter Nuhr in der Sendung und habe ein Stück gemacht. Das hat angefangen mit dem Holocaust und Auschwitz, ging zu Harvey Weinstein über, zum Klimawandel und landete beim Seepferdchen. Bei euch Krebsli genannt. Weiter kann man ein Stück nicht stretchen. Wenn das Thema scharf ist, was willst du dann mit lascher Comedy? Ich kann eine harte Realität nicht mit laschen Witzen kontern, da musst du hart bleiben. Wenn jemand das nicht mag, dann muss er halt etwas anderes schauen.

2021 kehren Sie mit ihrer #13-Bühnenshow in die Schweiz zurück. Ganz schön viel Stoff, den Sie sich merken müssen. Ist Kabarett spielen eine Art Alzheimer-Therapie?

Ich weiss nicht, ob das so ist, ich bin kein Alzheimer-Spezialist. Ich glaube aber, wir Comedians können länger die Programme spielen, weil sie in einer speziellen Ecke im Gehirn abgespeichert werden. Auf der anderen Seite verdränge ich durchs Abspeichern leider viel Wissen – zum Leid meiner Familie und Freunde. Man sagt mir etwas, ich drehe mich um – und es ist weg.

Ihr nächstes Programm heisst #13. In gewissen Ländern verheisst diese Zahl Glück, in anderen Unglück.

Ich mochte die Idee der Zahl, weil sie eben Glück und Unglück vereint. So ist es ja auch im Leben – wir gehen durch Tiefen und Höhen. Das werde ich wohl in #13 ausloten.

Manu Burkart und Jonny Fischer von Divertimento schotten sich für ein neues Programm mehrere Wochen ab – Sie auch?

Habe ich in den letzten Jahren nicht gemacht, mein Kopf sammelt immer Ideen. Letztes Jahr habe ich wieder mehr Fernsehen gemacht und extrem viele Nummern geschrieben. Aber ich schreibe kein komplettes 90-minütiges Programm auf einmal. Meistens habe ich ungefähr 20 beisammen – und mache dann 90 daraus. Jetzt gibt es die Open-Mic-Veranstaltungen, da gehe ich auch hin. Ein Publikum hingegen, das nicht zahlt, kannst du vergessen. Probiere deine Sachen nie vor Freunden, Verwandten und vor nichtzahlendem Publikum aus. Früher habe ich ein komplettes Programm geschrieben – dann konnte ich von 100 geschriebenen Seiten 60 wegwerfen. Dafür ist mein Leben aber zu kurz.



Tickets zu gewinnen

Michael Mittermeier ist bald wieder mit seinem Programm #13 unterwegs. Die Termine: 24.9 in Basel, 25.9 in Bern, 18.11 in Amriswil, 19.3.2020 in Zürich.

Für alle, die auch mal gern im Flugzeug in Reihe 13 sitzen. Und für alle Triskaidekaphobier ist ein besonderer Platz reserviert. Fürchtet Euch nicht, denn God is a Comedian, but the Devil's got Funny Bones. Michael Mittermeier kommt 2021 mit seinem neuen Programm #13 zurück in die Schweiz. «Bluewin» verlost 2 x 2 Tickets für eine Location nach freier Wahl. Mitmachen und auf eine grosse Portion Glück hoffen.

Das wurde aus den «Monty Python»-Stars.

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