«Tatort»-Check So funktioniert Wettbetrug im Fussball

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18.2.2024

Im «Tatort: Cash» aus Dortmund konnte man lernen, wie Wettbetrug im Fussball funktionieren kann. Ausserdem verabschiedete sich mit Rick Okon als Jan Pawlak mal wieder ein Ermittler aus dem einstigen Viererteam. Wie geht es nun beim Ruhrpott-«Tatort» weiter?

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Gut Kick in Dortmund: Im «Tatort: Cash» bekam es das Ermittlerteam um Faber (Peter Hartmann) mit der Sportwetten-Mafia zu tun.
  • Außerdem verabschiedete sich mit Jan Pawlak (Rick Okon) mal wieder ein Kommissar aus dem Dortmunder Team.
  • In der Schweiz steigen die Umsätze im Sportwettengeschäft seit Jahren an.

Dortmund und Fussball, das passt bekanntlich zusammen. Im «Tatort: Cast» mit den Ermittlern Peter Faber (Jörg Hartmann), Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und – zum letzten Mal – Jan Pawlak (Rick Okon) war es jedoch nicht das grosse Borussia Dortmund, sondern der fiktive Regionalligist TUS Hörde 05, der im Fokus stand.

Hier engagierte sich der Dortmunder Verbrechenspate Tarim Abakay (Adrian Can), den regelmässige Zuschauer des Dortmunder «Tatorts» schon aus den Folgen «Mein Revier» (2012) und «Kollaps» (2015) kennen.

Diesmal durfte er als schwer anzutastender Sportwetten-Geldwäscher im Hintergrund die Fäden spinnen. Doch wie funktioniert Wettmanipulation heutzutage wirklich – und mit welcher Mannschaftsaufstellung will der Ruhrpott-«Tatort» nun eigentlich weitermachen?

Worum ging es?

Ermittler Jan Pawlak schien es nicht besonders gutzugehen. Er verbrachte viel Zeit im Wettbüro von Alkim Celik (Sahin Eryilmaz), wo der vom Sorgerechtsstreit um seine Tochter gepeinigte Polizist offenbar grosse Summen investierte.

Als Alkims Schwager, der auch im Business aktiv war, in seiner Wohnung erschlagen wurde, trafen die Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) in der Wett-Szene nicht nur auf ihren zuletzt häufig abwesenden Kollegen Pawlak.

Die Spur führte zu Verbrecher-Pate Tarim Abakay (Adrian Can), der sich selbst einen Fussballverein in der viertklassigen deutschen Regionalliga «hält». Sorgte der Revier-Gangster dort also selbst für jene Ergebnisse, auf die gewettet wird?

Worum ging es wirklich?

Natürlich erklärte der Dortmunder Drehbuch-Routinier Jürgen Werner (zwölftes Drehbuch fürs Team!) wie Sportwetten-Manipulation funktioniert. Das tat er durchaus komplexer als nur: Der Torwart lässt mal einen rein und unser Top-Stürmer schiesst absichtlich daneben.

Thematisch wurde im «Tatort: Cash» aber noch etwas anderes verhandelt. Die Frage, welche Tricks und moralisch fragwürdigen Methoden die Ermittler – auf dem Papier die Guten – anwenden dürfen, um Verbrecher zu überführen. Figuren, die jene Moralfrage befeuerten, waren die neu eingeführte mysteriöse Ermittlerin Ira Klasnić (Alessija Lause) und der altbekannte Dortmunder Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann).

Wie gross ist das Sportwettengeschäft?

Sportwetten boomen. Mit 32 Milliarden Euro Umsatz haben Glücksspielanbieter allein bei der Fussball-WM 2022 in Katar einen neuen Rekord aufgestellt. 2018 in Russland waren es noch 18 Milliarden. Und in Deutschland? Der Deutsche Sportwettenverband bezifferte den – bisher höchsten – Umsatz im Jahr 2021 auf 9,4 Milliarden Euro.

Wobei Staat und Verbände kräftig mitverdienen: Die Deutsche Fussball-Liga DFL besitzt mit Tipico einen offiziellen Premium-Partner, der DFB setzt auf Bwin. 5,3 Prozent eines jeden Wetteinsatzes muss an den Staat abgeführt werden. 2022 (Umsatz 8,2 Milliarden) waren das immerhin 433 Millionen Euro. 6,9 Milliarden wurden 2022 an Gewinnen ausgezahlt.

Wie oft kommt Wettmanipulation vor?

Die Sportradar AG im Schweizer St. Gallen ist weltweit der wohl wichtigste Partner der Sportverbände, wenn es um die Aufdeckung von Wettbetrug geht. Nicht nur der DFB ist dort seit 2005 Kunde, sondern auch andere Veranstalter wie NBA, NHL, MLB, NASCAR oder UEFA. 2022 hat Sportradar 1212 manipulierte Spiele in 92 Ländern und in zwölf Sportarten verzeichnet. Das waren 307 mehr als 2021.

Die meisten Fälle kamen in Brasilien vor (152). Danach folgten Russland (92) und Tschechien (56). Am häufigsten, so Sportradar, würde im Fussball (775) betrogen, dann folge Basketball (220). In Deutschland wurde in den letzten Jahren kein Fall bekannt.

Das Prinzip ist dabei stets ähnlich: Kontaktleute, die sich in der Szene auskennen, sprechen Spieler gezielt an, die labil erscheinen. Sie sollen für bestimmte «Ereignisse» in Spielen sorgen, auf die gewettet wird, etwa Tore und gelbe Karten. Oft sind diese Spieler selbst spielsüchtig oder haben andere finanzielle und persönliche Probleme.

Wie viel wird mit Sportwetten in der Schweiz verdient?

Seit 2019 sind digitale Sportwetten via Computer oder Handy in der Schweiz legal, allerdings nur über inländische Anbieter. Laut Statistik wurden 2022 (digital und per Wettschein) 962 Millionen Franken für Sportwetten ausgegeben. 2021 waren es 860 Millionen und 2020 gerade einmal 422 Millionen.

Der jüngste größere Wettskandal in der Schweiz stammt aus dem Jahr 2013: Damals enthüllte Europol rund 380 Spiele, die von einer asiatischen Wettmafia, die von Singapur aus operierte, verschoben wurden. Darunter auch Partien in der Schweiz. Zwischen 2008 und 2011 wurden hier 41 Spiele verschoben.

Wie funktionierte der Betrug im Dortmunder «Tatort»?

Gangster Tarim Abakay nutzte Dortmunder Wettbüros zur Geldwäsche. Und das ging so: In einem Büro wettet man über Strohleute, dass in einem Spiel soundso viele Tore fallen – und im anderen Wettbüro dagegen. «Er kann nicht verlieren», heisst es im «Tatort».

«Der Spieler erhält seinen Einsatz garantiert zurück, zahlt seine fünf Prozent Gewinnsteuer – und das Geld ist gewaschen. Das Ganze läuft über einen Anbieter in der Türkei, der wohl auch Abakay gehört. Damit umgeht er die deutschen Gesetze für Glücksspiel. Die normalen Kunden, die ins Wettbüro gehen, werden über einen offiziellen Anbieter abgewickelt.» Sportwetten gelten in der Tat als eines der weltweit wichtigsten Instrumente zur Geldwäsche.

Wie geht es beim Dortmunder «Tatort» weiter?

Der 1969 in Hagen vor Dortmunds Toren geborene Schauspieler Jörg Hartmann ist als Kommissar Peter Faber letzter verbliebener Ermittler des 2012 als Viererteam gestarteten Ruhrpott-«Tatorts». Damals standen Faber noch die Kollegen Bönisch (Anna Schudt), Dalay (Aylin Tezel) und Kossik (Stefan Konarske) zur Seite, die längst alle weg sind.

Mit Pawlak (Rick Okon) geht nun auch Kossiks Nachfolger. Offiziell heisst es vom WDR, Faber und Herzog würden in Zukunft als Duo ermitteln. Im nächsten Fall «Made in China», der wohl in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu sehen sein wird, ist allerdings auch Alessija Lause in der Rolle der LKA-Ermittlerin Ira Klasnić zu sehen, die in «Cash» als Figur eingeführt wurde.