«Tatort»-Check Wie erkennt man eine Spielsucht?

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28.1.2024

Der Unfalltod einer Autofahrerin führte Kommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) im Saarbrücken-«Tatort» ins Spielcasino. Dort traf er auf eine Gruppe, die ihre Wetteinsätze nicht nur auf Poker, Roulette und Co. beschränkt. Wie erkennt man Spielsucht, und was kann man dagegen tun?

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  • Casino statt Kommissariat: Im neuen Saarbrückener «Tatort: Der Fluch des Geldes» ermittelte Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) bei Poker, Roulette und Co.
  • Aufzuklären war der Hergang eines Unfalls, hinter dem einzig der Kommissar einen Mord vermutete.
  • In der Schweiz steigt die Anzahl der Betroffenen von Spielsucht seit Jahren an. Um aus dem Teufelskreis zu entkommen, hilft meist nur eine Therapie.

Der Unfalltod einer Autofahrerin führte Hauptkommissar Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) im Saarbrücken-«Tatort» ins Spielcasino. Dort traf er auf eine Gruppe, die ihre Wetteinsätze nicht nur auf Poker, Roulette und Co. beschränkt. Wie erkennt man Spielsucht, und was kann man dagegen tun?

Worum ging es im «Tatort»?

Der fünfte «Tatort» des Teams aus dem Saarland knüpfte nahtlos an den vorangegangenen vierten Film «Die Kälte der Erde» (Erstausstrahlung: Januar 2023) an.

Kommissar Adam Schürk (Daniel Strässer) hatte damals das Geld aus dem letzten Banküberfall seines Vaters unter einem Baum vergraben gefunden.

Die Sporttasche hatte er fortan wie seinen Augapfel gehütet, ehe Kollege Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) sie am Ende des Films entdeckte. Zu Beginn von «Tatort: Der Fluch des Geldes» wurde das Fernsehpublikum Zeuge eines Streits, weil Adam das Geld behalten wollte.

Leo stürmte wütend und zu Fuss über die Landstrasse davon, wo er kurz darauf fast von einem Auto überfahren wurde. Während sich der Kommissar gerade noch hinter die Leitplanke retten konnte, hatte die auf der Gegenspur fahrende Roswitha Jäger (Patricia Osmond) weniger Glück: Sie prallte mit ihrem Auto gegen die Leitplanke und starb noch am Unfallort an plötzlichem Herztod.

Während Adam und die Kommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) an einen tragischen Unfall glaubten, vermutete Leo als einziger Mord.

Worum ging es wirklich?

Um seine These zu beweisen, ging Leo allein, ohne Auftrag und undercover ins Spielcasino. Dort wurde er Zeuge eines gefährlichen Spiels: Luisa (Jasmina Al Zihairi), Betty (Susanne Bormann), Dino (Daniel Zillmann) und Taleb (Omar El-Saeidi) konnten offensichtlich gar nicht genug von Glücksspielen bekommen. Ihre mal mehr, mal weniger ausgeprägte Sucht beschränkte sich allerdings nicht nur aufs Casino.

Stattdessen wurde Leo schon bald Mitwirkender in einem lebensgefährlichen Wettspiel, das letztlich auch zum tödlichen Autounfall der älteren Dame geführt hatte: Betty, Dino und Taleb hatten Luisa, während sie hinter dem Steuer sass, abwechselnd die Augen zugehalten. Am Ende wurden Dino und Taleb verhaftet. Luisa war bereits zuvor von Taleb ermordet worden. Einzig Betty konnte sich mit Adams Tasche voller Geld ins Ausland absetzen.

Wie viele Menschen in der Schweiz sind spielsüchtig?

Seit dem Inkrafttreten eines neuen Geldspielgesetzes 2019 sind das Online-Spielangebot und der Anteil problematischer Spielerinnen und Spieler stetig gewachsen: Im Vergleich zweier e-Games-Studien stieg der Anteil der Befragten, die wöchentlich spielten, von einem Viertel im Jahr 2018 auf 30 Prozent im Jahr 2021. Der Anteil der problematischen Spielerinnen und Spieler stieg von 2,3 Prozent (2018) auf 5,2 Prozent (2021).

Was ist Spielsucht?

Spielsucht (auch pathologisches oder zwanghaftes Glücksspiel genannt) ist eine Verhaltenssucht. Im Gegensatz zu anderen Verhaltenssüchten ist sie als eigenständige psychische Erkrankung im internationalen Krankheits-Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation anerkannt.

Betroffene Personen stehen unter dem Zwang, stundenlang und ohne Rücksicht auf Verluste oder Schulden an Glücksspielen und Wetten teilzunehmen. Am häufigsten tritt eine Spielsucht bei Geldspielautomaten auf. Danach folgen Spiele in Casinos, Wetten, Karten- und Würfelspiele. Auch Online-Spiele gewinnen zunehmend an Bedeutung. Hier sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Lotto führt zu vergleichsweise wenigen Spielsüchtigen.

Wie äussert sich eine Spielsucht?

Eine Spielsucht entwickelt sich meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren, den Expert*innen in drei Phasen einteilen: Es beginnt mit dem positiven Anfangsstadium, in dem der oder die Betroffene gelegentlich und meist zur Ablenkung von alltäglichen Problemen spielt. Sobald erste Gewinne erzielt werden, verführt das Erlebnis zum stetigen Weiterspielen, bis die zweite Phase eintritt.

Im sogenannten Gewöhnungsstadium nimmt das Glücksspiel einen immer grösseren Teil des Lebens ein, während gleichzeitig Freunde, Familie, Hobbys und Arbeit in den Hintergrund gedrängt werden. Spricht man einen Betroffenen in dieser Phase auf sein verändertes Verhalten an, so wird er teils aggressiv verleugnen, seinen Hang verheimlichen und sich zunehmend distanzieren. Während des Glücksspiels hingegen ist die betroffene Person ausgelassen. Sie empfindet Lebensfreude und schreibt Gewinne zunehmend dem eigenen Geschick und nicht dem Zufall zu.

Aus einem Spass nebenbei kann sich schneller eine Spielsucht entwickeln, als man erwartet. (Symbolbild)
Aus einem Spass nebenbei kann sich schneller eine Spielsucht entwickeln, als man erwartet. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die dritte und letzte Phase ist das eigentliche Suchtstadium: Das Spielverhalten der betroffenen Person wird immer verzweifelter. Gleichzeitig geht sie ein immer grösseres Risiko ein, um den Nervenkitzel zu steigern. Die Folge ist ein zunehmender Kontrollverlust, der viel Geld kostet. Die Schulden sollen durch erneutes Glücksspiel beglichen werden.

Es entsteht ein Teufelskreis, der die betroffene Person oftmals den Kontakt zu Familie und Freunden sowie den eigenen Job kostet. Besteht keine Möglichkeit zu spielen, kommt es wie bei anderen Süchten zu körperlichen Symptomen wie zittrigen Händen, starkem Schwitzen, Stress, Nervosität und Angstzuständen.

Wie lässt sich eine Spielsucht behandeln?

Spielsucht ist durch eine professionelle Spielsucht-Therapie behandelbar. In einem ersten Schritt gilt, etwaige weitere psychische Erkrankungen zu diagnostizieren. Häufig leiden Spielsüchtige parallel unter Persönlichkeits-, Angst- und depressiven Störungen sowie unter Drogensucht. Auch eine Alkoholabhängigkeit kommt bei über der Hälfte aller Betroffenen vor.

Die Spielsucht wird mithilfe eines Fragenkatalogs durch eine Ärztin oder einen Psychotherapeuten diagnostiziert. Zur ersten Selbsteinschätzung kann auch ein Online-Test helfen. Das Ergebnis sollte aber dringend mit einer Expertin oder einer Sucht-Beratungsstelle besprochen werden.

Anschliessend wird die Spielsucht in Einzel- oder Gruppensitzungen, in Verhaltenstherapie, Motivationstherapie oder individuellen Psychotherapie behandelt. Für Angehörige gibt es Selbsthilfegruppen.

Wie geht es mit dem Saarbrücken-«Tatort» weiter?

Die bisherigen vier Folgen vom Saarbrücken-«Tatort» mit den Hauptkommissaren Leo Hölzer und Adam Schürk kamen bei den Krimifans vor den Bildschirmen. Nicht nur die Reichweiten beim jungen Publikum waren stark. Der nächste «Tatort» aus dem Saarland dürfte dem bisherigen Senderhythmus folgend im Januar 2025 ausgestrahlt werden.

Leidest du an Spielsucht? Hier findest du Hilfe