«Das ist Missbrauch» Psychologin äussert sich zu Kinski-Nacktszenen im «Tatort»

fts

22.2.2024

Nastassja Kinski war 1977 in einem «Tatort» zu sehen. Darin hatte sie als 15-Jährige Nacktszenen, welche sie heute nicht mehr sehen will.
Nastassja Kinski war 1977 in einem «Tatort» zu sehen. Darin hatte sie als 15-Jährige Nacktszenen, welche sie heute nicht mehr sehen will.
imago/Eibner

Im «Tatort: Reifezeugnis» wird die damals erst 15-jährige Schauspielerin Nastassja Kinski nackt gezeigt. Heute will sie dagegen vorgehen, dass diese Folge nicht mehr gezeigt wird. Nun hat sich bei RTL eine Psychologin dazu geäussert.

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  • Nastassja Kinski ist heute 63 Jahre alt. Als sie im «Tatort» schauspielert ist sie 15 – und musste Nacktszenen drehen.
  • Die Schauspielerin geht nun mit einem Anwalt gegen den Sender NDR vor, um zu verhindern, dass die Folge wieder ausgestrahlt wird.
  • Eine Psychologin ordnet ihren Auftritt von 1977 ein und sagt: «Das ist Missbrauch.»

Nastassja Kinski (63) setzt sich dafür ein, dass ihr «Tatort: Reifezeugnis» von 1977 nicht mehr ausgestrahlt wird. Im Krimi hat ihre Figur eine Affäre mit einer Lehrperson – gespielt von Christian Quadflieg. Die Schauspielerin war damals erst 15 Jahre alt, in der «Tatort»-Folge war sie mehrmals nackt zu sehen.

Mithilfe ihres Anwalts geht Kinski nun gegen den NDR vor. Er sagte dazu: «Das eine ist, wie man die Dinge in den Siebzigerjahren gesehen hat. Offensichtlich anders als heute, wo ein Dreh von Nacktszenen mit Minderjährigen sicherlich sogar unzulässig wäre. Das andere ist aber, wie der NDR im Hier und Jetzt insbesondere nach zahlreichen #MeToo-Skandalen in Film und Fernsehen wörtlich die Nacktszenen mit einer Minderjährigen als den sexuellen Erweckungsmoment sehr vieler Männer beschreibt.»

Nastassja Kinski und Christian Quadflieg spielten im «Tatort: Reifezeugnis» ein Liebespaar. Die Folge geriet nun wegen der damals nur 15-jährigen Schauspielerin in die Kritik.
Nastassja Kinski und Christian Quadflieg spielten im «Tatort: Reifezeugnis» ein Liebespaar. Die Folge geriet nun wegen der damals nur 15-jährigen Schauspielerin in die Kritik.
imago images/United Archives

Ob sich Kinski gegen den Sender durchsetzen kann und «Reifezeugnis» nicht mehr ausgestrahlt werden darf, das wird sich noch zeigen.

Eine Schutzbefohlene, die in sexuelle Handlung verwickelt wird

RTL hat derweil bei Psychologin Julia Weiler nachgefragt, wie die erwähnten Nacktszenen zu beurteilen sind. Sie ordnet zunächst ein: «Also Anfang der siebziger Jahre sind wir noch quasi in den Ausläufern der Achtundsechziger Revolution. Aus heutiger Sicht sage ich: Als Frau war es vor allen Dingen die männliche Sexualität, die sehr frei ausgelebt werden sollte und die männlichen Fantasien, die sehr frei ausgelebt werden sollten. Und das sieht man tatsächlich auch in diesem Tatort, wo es ja, zu einem Missbrauch von einem Lehrer an einer Schülerin kommt.»

Weiler sagt auch, dass die minderjährige Figur im «Tatort» eine Schutzbefohlene gewesen sei, die der Lehrer in eine sexuelle Handlung verwickle. «Das ist Missbrauch. Aber inszeniert wird sie als die Lolita, die den Lehrer verführt. Den armen Mann, der gar nicht anders kann», führt die Psychologin aus.


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