Streit um «Tatort» von 1977Nastassja Kinski war beim Dreh der Nacktszenen erst 15
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21.2.2024
Der Krimi «Tatort: Reifezeugnis» von 1977 gilt als Klassiker. Aber er zeigt Nacktszenen mit der erst 15-jährigen Nastassja Kinski. Nun will die Schauspielerin dafür sorgen, dass diese nicht mehr gezeigt werden dürfen.
B. Bötschi
21.02.2024, 07:39
25.02.2024, 14:44
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Schauspielerin Nastassja Kinski war erst 15 Jahre alt, als der Norddeutsche Rundfunk (NDR) Nacktszenen für den «Tatort: Reifezeugnis» mit ihr drehen liess.
Der deutsche TV-Sender feiert das heute noch als «sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche».
Laut dem «Spiegel» will die heute 63-jährige Schauspielerin erreichen, dass die Nacktszenen nicht mehr gezeigt werden dürfen.
Gut möglich, dass der «Tatort: Reifezeugnis» künftig nicht mehr gezeigt wird – jedenfalls nicht so, wie er einst in der Erstausstrahlung 1977 und danach in vielfacher Wiederholung gezeigt wurde.
Nastassja Kinski spielt in dem Krimi die 17 Jahre alte Schülerin Sina, die eine Liebesaffäre mit ihrem – von Christian Quadflieg gespielten – Lehrer beginnt. Der Film enthält mehrere Nacktszenen.
Das Problem: Bei den Dreharbeiten war Kinski jedoch erst 15 Jahre alt. Wegen Szenen, in denen sie nackt zu sehen ist, will die heute 63 Jahre alte Schauspielerin den Film in seiner vorhandenen Form verbieten lassen.
Anwalt Schertz: «Kinski war ohne Begleitung am Set»
Nastassja Kinski habe sich, schreibt der «Spiegel», über ihren Rechtsanwalt Christian Schertz an den Norddeutschen Rundfunk (NDR) gewandt, der sowohl Produzent der «Tatort»-Folge ist als auch die Rechte daran hält.
Setzt sich die Schauspielerin durch, wäre «Reifezeugnis» künftig nur noch schwer zeigbar. Unabhängig davon habe er, so der Rechtsanwalt weiter, im Namen von Kinski für die Zukunft eine Einwilligung widerrufen.
Zuletzt wurde die Tatort-Folge «Tatort: Reifezeugnis» im vergangenen Januar als Wiederholung vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ausgestrahlt.
Der NDR teilt auf Anfrage des «Spiegels» mit, dass der «Tatort: Reifezeugnis» aktuell nicht zur Ausstrahlung eingeplant sei. Zur Anfrage von Frau Kinski werde sich der TV-Sender zudem fristgerecht melden.
Auf seiner Website schreibt der NDR, welche Rolle seiner Meinung nach Kinskis Nacktszenen für den Film spielen:
«Die Darstellung einer sexuellen Beziehung zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin und die Nacktszenen der damals erst 16-jährigen Nastassja Kinski machten den Fall zum allgemeinen Tagesgespräch – und bescherten ihr und dem damals noch unbekannten Regisseur Wolfgang Petersen (‹Das Boot›) den internationalen Durchbruch.»
Nacktszenen mit Minderjährigen?
Kinskis Rechtsanwalt sagt dazu im «Spiegel»: «Das eine ist, wie man die Dinge in den Siebzigerjahren gesehen hat. Offensichtlich anders als heute, wo ein Dreh von Nacktszenen mit Minderjährigen sicherlich sogar unzulässig wäre.»
Und weiter: «Das andere ist aber, wie der NDR im Hier und Jetzt insbesondere nach zahlreichen #MeToo-Skandalen in Film und Fernsehen wörtlich die Nacktszenen mit einer Minderjährigen als den sexuellen Erweckungsmoment sehr vieler Männer beschreibt.»
Schauspielerin Nastassja Kinski zählte einst zu den meistfotografierten Frauen der Welt. Ihre grössten Erfolge feierte sie in den späten 1970er- und in den 1980er-Jahren.
Laut SRF drehte sie in Deutschland, Frankreich und Hollywood, unter anderem mit den Regisseuren Wim Wenders, Wolfgang Petersen, Roman Polański und Francis Ford Coppola.
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