David Dimitri über Freddy Nock «Er war der Allerbeste»

Von Bruno Bötschi

8.2.2024

Zwischen Himmel und Erde: Freddy Nock und seine verrückten Hochseil-Rekorde

Zwischen Himmel und Erde: Freddy Nock und seine verrückten Hochseil-Rekorde

Freddy Nock ist im Alter von 59 Jahren gestorben. Der Hochseilartist hat in seinem Leben so manchen Hochseil-Weltrekord gebrochen. Ein Rückblick auf ein Karriere zwischen Himmel und Erde.

08.02.2024

Freddy Nock ist tot. Der Hochseilartist wurde 59 Jahre alt. Im Interview mit blue News erinnert sich David Dimitri an seinen Berufskollegen, der nie gesichert ein Seil überquert hat, weil er dies als unehrliche Zirkuskunst empfunden hätte.

Von Bruno Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • David Dimitri (60) ist wie der heute verstorbene Freddy Nock (59) ein erfolgreicher Hochseilartist.
  • Im Interview mit blue News erzählt Dimitri, wie sehr ihn der Tod seines Berufskollegen beschäftigt.
  • «Sein Charakter hat ihn dazu gebracht, der allerbeste Hochseilartist der Welt zu sein», so der 60-Jährige.

David Dimitri, was war dein erster Gedanke, als du vom Tod von Freddy Nock gehört hast?

Es hat mich extrem ... ach, wie soll ich es dir sagen? Ich war nicht schockiert, aber erstaunt. Ich hätte das nicht erwartet. Freddy war erst 59 Jahre alt. 

Ihr seid beide Hochseilartisten. Welche Erinnerungen hast du an euer erstes Treffen?

Das muss mindestens 30, 40 Jahre her sein. Freddy war damals mit seinen waghalsigen Zirkusnummern hoch im Kurs und hat so seinen Lebensunterhalt verdient. Da ich selber auch als Hochseilartist auf Tournee war, waren wir nie zur gleichen Zeit beim selben Zirkus engagiert.

Was war Freddy Nock für ein Mensch?

Freddy war extrem loyal. Er war so der Typ Mensch, den du auch morgens um 3 Uhr noch anrufen konntest, wenn du ein Problem hattest. Er war sehr temperamentvoll. Sein Charakter hat ihn dazu gebracht, der allerbeste Hochseilartist der Welt zu werden. Ja, für mich persönlich war Freddy der absolut unglaublichste Seiltänzer in seiner Sparte. Seine diversen Hochseilüberquerungen hat bisher noch nie jemand übertroffen. 

Ich nehme an, wer solche Abenteuer wagt, muss einen speziellen Charakter haben.

Einerseits musst du den Mut haben, solch ein Abenteuer zu wagen, andererseits musst du aber auch deine Grenzen sehr genau kennen.

«Für mich persönlich war Freddy der absolut unglaublichste Seiltänzer in seiner Sparte»: David Dimitri. Das Bild vom heute 60-Jährigen entstand im Juni 2007, als er auf einem 150 Meter langen Hochseil den Bahnhofplatz in St. Gallen überquerte.
«Für mich persönlich war Freddy der absolut unglaublichste Seiltänzer in seiner Sparte»: David Dimitri. Das Bild vom heute 60-Jährigen entstand im Juni 2007, als er auf einem 150 Meter langen Hochseil den Bahnhofplatz in St. Gallen überquerte.
Bild: Keystone

Wirklich wahr, dass Freddy Nock bei seinen Seilüberquerungen nie gesichert war?

Nie, nie, nie ... 

... also auch nicht, als er 2011 seinen Tragseillauf auf die Zugspitze in 2'995 Metern Höhe wagte?

Nein. Freddy Nock war sein Leben lang ein Verfechter der ungesicherten Seilüberquerung. Freddy hat mich immer ein bisschen belächelt, natürlich nur unter Kollegen, dass ich hin und wieder eine Überquerung gesichert absolviert habe. Ich habe eine andere Einstellung zum Leben. Freddy war einer jener Zirkushandwerker, die es nicht haben konnten, wenn man mit einer Sicherung arbeitete.

Freddy Nock hätte das als Beschiss angesehen, während dir das Leben zu wertvoll war. Stimmt's?

Nicht als Beschiss, aber als unehrliche Zirkuskunst. Ich wollte den Leuten eine Freude machen und Kunst zeigen. In den letzten Jahren konnte Freddy seiner Passion deshalb auch immer weniger nachkommen, weil viele Veranstalter dieses Risiko nicht mehr eingehen wollten. Viele seiner Hochseilabenteuer hat er darum selber organisiert.

Was hat dir Freddy jeweils von seinen Seilüberquerungen erzählt? Wie fühlte er sich dabei?

Hin und wieder ist er bei seinen Abenteuern in extreme Schwierigkeiten gekommen.

Erzähl bitte.

Als er 2010 auf einem 900 Meter langen Hochseil den Zürichsee überquerte, musste er nach der Hälfte der Distanz plötzlich feststellen, dass das Seil sich zu drehen begann. Das wurde zu einem lebensbedrohlichen Kampf ...

... weil die Gefahr bestand, dass Freddy Nock heruntergefallen wäre?

Genau. Dazu musst du wissen, dass Freddy ein extremes Know-how hatte. Er hat jeden Tag trainiert. Er war schon fast obsessiv, wie er seiner Leidenschaft nachging.


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