Weltpremiere von «Babygirl» in Venedig Eine Affäre, viele Orgasmen und brutale Machtspiele

Gianluca Izzo

1.9.2024

«Babygirl» handelt von einer Affäre und den daraus resultierenden Machtspielen zwischen einer erfolgreichen CEO, gespielt von Nicole Kidman, und ihrem Praktikanten (Harris Dickinson).
«Babygirl» handelt von einer Affäre und den daraus resultierenden Machtspielen zwischen einer erfolgreichen CEO, gespielt von Nicole Kidman, und ihrem Praktikanten (Harris Dickinson).
Bild: Niko Tavernise

In «Babygirl» spielt Nicole Kidman eine CEO, die eine Affäre mit ihrem Praktikanten hat und so ihre Ehe aufs Spiel setzt. Der Erotikthriller trifft zwar den Nerv der Zeit, die Geschichte wirkt jedoch nicht authentisch.

Gianluca Izzo

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Babygirl» handelt von einer Affäre und den daraus resultierenden Machtspielen zwischen einer erfolgreichen CEO und ihrem Praktikanten.
  • Nicole Kidman spielt die Hauptrolle überzeugend, mutig und schamlos – und an ihrer Seite wirken Harris Dickinson, Sophie Wilde und Antonio Banderas mit.
  • Regie führte die holländische Regisseurin Halina Reijn, welche zuletzt mit der Horrorkomödie «Bodies Bodies Bodies» für Aufsehen sorgte.

«Good Girl» sagt der Praktikant zu seiner CEO, während sie das Glas Milch trinkt, das er ihr soeben beim Firmenapero bestellt hat, weil sie üblicherweise zu viel Kaffee trinkt.

Das ist keineswegs ein gängiger Umgangston zwischen Arbeitnehmern in diesen Positionen, aber wie konnte es so weit kommen?

Nicole Kidman spielt Romy Mathis, CEO eines modernen Unternehmens im KI-Bereich.

Zum Autor: Gianluca Izzo
blue News

Gianluca Izzo berichtet direkt vor Ort über die Filmfestspiele in Venedig 2024. Er besuchte in vergangenen Jahren regelmässig die renommierten Festivals von Cannes, Venedig und Berlin und war selbst mehrere Jahre in der Filmindustrie tätig. Heute arbeitet er für blue Entertainment in der Programmplanung.

Ihre Arbeit erledigt sie äusserst erfolgreich, effizient und souverän und privat führt sie ein beschauliches Familienleben mit ihrem Mann (Antonio Banderas) und ihren beiden Töchtern.

Sexspiele werden zu Machtkämpfe

Doch so richtig glücklich ist sie nicht, denn ihrem Mann gelingt es nicht, sie beim Sex zum Orgasmus zu bringen – nicht ein einziges Mal in 20 Jahren Ehe.

Als Mathis die neuen Praktikanten des Unternehmens vorgestellt werden, hinterlässt der gutaussehende Samuel bei ihr sogleich einen bleibenden Eindruck mit einer provokativen Frage.

Zudem wählt er sie als Mentorin für sein Bildungsprogramm. Bald erkennt die CEO, dass nicht nur sie ihm, sondern auch er ihr helfen kann – auf etwas andere Weise, wohlverstanden.

Während Romy Mathis endlich ihre sexuellen Fantasien ausleben kann, begibt sie sich aber gleichzeitig in grosse Gefahr. Aus feuchtfröhlichen Sexspielchen werden plötzlich bitterernste Machtkämpfe. Nicht nur ihr Job, sondern auch die Beziehung zu ihrer Familie drohen dabei, zugrunde zu gehen.

«Babygirl» wirkt stylisch, provokant, wild und sexy

Halina Reijns Erotikthriller trifft mit seiner Geschichte den Nerv der Zeit und spricht brandaktuelle Themen an: Die Karrierefrau, die Gleichstellung in der Arbeitswelt, der Umgang mit Sexualität, Genderfragen.

Die Erzählung ist spannend aufgebaut, birgt den einen oder anderen guten Überraschungsmoment und enthält auch humorvolle Dialoge. Herausragend sind zudem die Atmosphäre, die der Film kreiert und die visuelle Umsetzung. «Babygirl» wirkt stylisch, provokant, wild und sexy.

Coole elektronische Musik mit pumpenden Beats begleitet durch den Film und lässt den Puls höherschlagen. Aber dennoch hinterlässt «Babygirl» als Gesamtwerk einen etwas faden Eindruck.

Nicole Kidman spielt ihren Part fabelhaft – keine Frage

Vielleicht liegt es daran, dass er immer wieder mal auch zum Fremdschämen anregt und unfreiwillig komisch wirkt. Nicole Kidman spielt ihren Part fabelhaft – keine Frage.

Bemerkenswert, wie sie sich von einer souverän auftretenden, selbstbestimmten Leader-Figur zu einer verängstigt wirkenden, zweifelnden Persönlichkeit wandelt.

Aber allein die Tatsache, dass eine angeblich so unabhängige erfolgreiche Geschäftsfrau ganze 20 Jahre braucht, um ihre sexuellen Probleme zu lösen, ist doch etwas fragwürdig.

Und Harris Dickinson, bekannt aus «Triangle of Sadness» sieht zweifelsfrei gut aus, doch in der Rolle des jungen sexuellen Erlösers, der Kidman mit kleinen BDSM-Spielchen erzieht, wirkt er irgendwie auch nicht durchwegs überzeugend.

Trotz einiger inhaltlicher Mängel und Fragezeichen, ist «Babygirl» ein spannender, provokanter und heisser Film, der zukünftig noch viel von sich zu reden geben dürfte.


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