Neues Buch vom «Bares für Rares»-StarWie unterscheidet man echte von falschen Freunden, Herr Lichter?
Bruno Bötschi
10.11.2024
Horst Lichter, Moderator der TV-Show «Bares für Rares», hat ein Buch über Freundschaften geschrieben. «Wenn ich mit einem Freund zusammen bin, fühle ich mich geborgen», sagt der 62-Jährige im Gespräch mit blue News.
Bruno Bötschi
10.11.2024, 00:00
11.11.2024, 14:01
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Horst Lichter erzählt in seinem neuen Buch «Zeit für Freundschaft?!» von bestehenden und vergangenen Freundschaften.
Im Gespräch mit blue News erklärt der 62-jährige Moderator der TV-Show «Bares für Rares», was für ihn eine Freundschaft ausmacht und wie sich Liebe seiner Ansicht nach von Freundschaft unterscheidet.
«Freundschaft berechnet nicht, rechnet nicht auf und verlangt auch nichts», so Lichter.
Herr Lichter, in Ihrem Buch «Zeit für Freundschaft?!» erzählen Sie von bestehenden und vergangenen Freundschaften Ihres Lebens. Kurz und knapp: Was bedeutet Freundschaft für Sie persönlich?
Wenn ich mit einem Freund zusammen bin, fühle ich mich unfassbar geborgen; denn Freundschaft ist ein Gefühl.
Sie haben das Buch zusammen mit Ihrem Freund, dem Komiker und Musiker Till Hoheneder geschrieben. Wie muss ich mir das konkret vorstellen: Schrieb er ein Kapitel und danach Sie eines?
Nein, wir arbeiten gemeinsam daran: Wir treffen uns, wir erzählen, nehmen uns auf Band auf und dann wird alles abgetippt. Dann schreibt er vor, ich lese und schreibe um, schicke es zurück und er schreibt mir wieder – so lange, bis wir das gefunden haben, was ich auch gesagt und gemeint habe. Da ist Till unfassbar, er kann sich wirklich zurücknehmen. Ich könnte mir das mit niemandem anders so gut vorstellen wie mit ihm.
Wie viele Freundinnen und Freunde haben Sie?
Keine Handvoll, aber ansonsten einen grossen Freundschaftskreis.
Wie pflege ich eine Freundschaft richtig?
Bleib immer du selbst, verstell dich nicht und sei ehrlich und aufrichtig.
Haben Sie immer genug Zeit, um Ihre Freundschaften zu pflegen?
Jeder Mensch hat gleich viel Zeit, jeder hat 24 Stunden am Tag. Es kommt nur darauf an, wie man sie füllt und wie man sie nutzt. Ich glaube, die echten Freunde von mir wissen, wie viel Zeit ich für sie habe und was mir ihre Freundschaft wert ist.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Freundschaft keine Pflanze sei, die dauernd gepflegt werden müsse. Ist Distanz und Nichtsehen wirklich egal, wenn sich zwei Menschen sympathisch finden?
Na, sympathisch ist etwas anderes. Sympathie ist nur ein kleiner Teil einer Freundschaft, denn ich kann auch einen Hund oder einen Fremden sympathisch finden, wenn der nett guckt.
Nein, es muss schon etwas tiefer sein, wenn man jemanden wirklich sehr sehr mag und man mit ihm wirklich befreundet ist. Dann versteht man, dass der andere vielleicht manchmal weniger Zeit hat, aber hinterfragt die Freundschaft nicht direkt. Freundschaft berechnet nicht, rechnet nicht auf und verlangt auch nichts.
Es gibt Fachleute, die der Meinung sind, dass Beziehungen auf Distanz teilweise sogar besser funktionieren. Weil die betroffenen Menschen inniger miteinander umgehen. Insbesondere, wenn sie schriftlich miteinander kommunizieren. Finden Sie das auch?
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt Menschen, die sind darüber so gekränkt, dass sie den Kontakt abbrechen und es gibt andere Menschen, die dann feiern und sich wirklich freuen, wenn man an sie denkt und wenn man sich meldet. Gegenseitiges Verständnis ist, glaube ich, das Wichtigste.
Was macht eine Freundschaft neben gemeinsamen Aktivitäten innig?
Zuhören und auch mal aussprechen. Einfach fühlen, wann der andere gut drauf ist oder wann er nicht gut drauf ist und dann eben etwas anderes braucht.
Es kann ohne Probleme ein freundschaftliches Verhältnis in einer Ehe herrschen, aber das eine ist Liebe und das andere ist Freundschaft. Das ist ein grosser Unterschied. Nur wer sich richtig liebt, wäre auch in der Lage zu hassen.
Freunde werden sich niemals hassen, aber auch niemals lieben. Man liebt den Freund vielleicht in einer anderen Art und Weise, aber ich glaube, dass Liebe etwas viel Höheres ist. Sie verlangt noch mehr Arbeit, noch mehr Leistung, Leidenschaft und hat einen Funken Freundschaft.
Wie viel Wahres ist am Spruch «Gleich und Gleich gesellt sich gern» dran?
Da ist einiges dran. Wenn man sich im gleichen Umfeld bewegt, sich mit den gleichen Menschen trifft, die gleichen Hobbys macht, dann gesellt sich gleich und gleich automatisch gern.
Es ist relativ selten, dass ein Polospieler irgendwo an einem Bolzplatz (Anmerkung der Redaktion: Ein Bolzplatz ist in Deutschland ein meist von der Gemeinde angelegter Fussballplatz, der zur Gemeinnutzung zur Verfügung steht.) vorbeikommt und sagt: «Ach, jetzt halte ich mein Pferd hier an und gehe einmal gucken.» Das ist ein bisschen schwierig, kann aber sein.
Wieso wurde es mit Ihrem wachsenden Erfolg als TV-Moderator immer schwieriger, die wahren von falschen Freunden zu unterscheiden?
Weil es Menschen gibt, die sich zu gut verstellen können. Man weiss heute nicht mehr ganz so genau – das kommt meistens später raus –, wer, warum, sich mit wem vielleicht schmücken möchte oder einen benutzt als Türöffner.
Das ist sehr gefährlich, deswegen bin ich froh, dass ich ausreichend Menschen um mich habe, genau wie meine geliebte Ehefrau, die mich kannten, als der Erfolg noch nicht da war.
Sie sind 62 Jahre alt. Haben Sie in den vergangenen Jahren ein Rezept gefunden, um Menschen zu finden, die Ihnen guttun?
Es gibt dafür kein Rezept, aber wenn ich mich wohlfühle, dann fühle ich mich wohl und dann ist es gut.
Was tun Sie, wenn ein Freund schlecht hinter Ihrem Rücken über Sie redet: Stellen Sie die Person oder blockieren Sie einfach deren Nummer in Ihrem Smartphone?
Ich werde ihn schon zur Rede stellen, weil es schon interessant zu wissen ist, warum er das tut. Aber das ist auch in jedem Fall anders …
Sie erwähnen in Ihrem Buch auch einige prominente Zeitgenoss*innen. Welche Eigenart schätzen Sie an Ihrem TV-Kollegen und Freund Jenke von Wilmsdorff ganz besonders?
Er ist ein gnadenlos ehrlicher, wahnsinnig toller Mensch und ein toller Mann, mit dem man weinen und lachen oder Blödsinn machen kann. Er steht zu seinem Wort. Er ist einer von den ganz wenigen Echten auf dieser Welt.
Wann haben Sie zuletzt einen Freund schlecht behandelt – und was haben Sie danach zur Wiedergutmachung getan?
Schlecht behandeln tut man keine Freunde. Es kann mal sein, dass man sich nicht die Zeit nimmt, die man sich nehmen sollte, weil man nicht gut drauf ist oder gestresst. Aber ein echter Freund hat das in dem Moment schon verstanden und deswegen müssen wir nichts gutmachen.
Schätzen Sie mit zunehmendem Alter Ihre Freunde mehr als früher?
Ja, es werden halt nur weniger.
Viele Menschen fühlen sich um die Weihnachtszeit einsam, weil sie keine Familie mehr haben oder sich von ihr distanziert haben. Können Freunde die Familie ersetzen?
Vielleicht sollten Sie dafür wissen, dass das Wort «Freunde» ursprünglich das Wort war für Familie. Das kann man tatsächlich nachlesen: Früher hiess es nicht Familie, sondern Freunde und damit war die Familie gemeint.
Was man wissen sollte, wenn man wirklich alt wird, sehr alt, dann sterben viele deiner Freunde und Verwandte weg und dann wirst du einsam. Das ist schwierig, weil dann die alten Menschen von den Jungen nicht mehr für voll genommen werden – sie wollen einen bevormunden, wie man das beim Kind tut, und dann kann es schon sein, dass sie sehr einsam werden und sie ihre Freunde wahrscheinlich mehr als die Familie vermissen.
Wie haben sich Ihre Freundschaften verändert, seit Sie das Buch «Zeit für Freundschaft?!» geschrieben haben?
Man denkt tatsächlich ein bisschen intensiver darüber nach und ich führe bis heute unentwegt Gespräche darüber, weil mich Menschen, auch Freunde, auf das Thema ansprechen. Dann diskutiert man darüber, was man in einer Freundschaft verlangt und was nicht, oder ob man etwas verlangen oder erwarten darf. Ich glaube, unterm Strich, dass das Gefühl das Wichtigste ist.
Herr Lichter, jetzt, wo Sie so viel über Freundschaft recherchiert haben, wissen Sie das sicher auch: Können Ihrer Ansicht nach Frauen und Männer überhaupt beste Freunde sein?
In Einzelfällen ist das mit Sicherheit möglich. Am besten sogar, wenn sie mal verheiratet waren und sich danach exzellent verstehen, denn dann haben sie sich den gegenseitigen Respekt wirklich erarbeitet und wissen, wie der andere fühlt. Nichtsdestotrotz ist das in irgendeiner Weise vielleicht möglich, in den meisten Fällen aber vermutlich nicht.
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