Neues Epos vom StarregisseurAn diesem Film arbeitete Francis Ford Coppola sein halbes Leben
Von Gianluca Izzo, Cannes
18.5.2024
Fast 50 Jahre arbeitete Francis Ford Coppola an seinem Film «Megalopolis». Weil er die grossen Studios nicht davon überzeugen konnte, finanzierte der 85-Jährige den Film selbst. Nun feierte das Werk Weltpremiere in Cannes.
Von Gianluca Izzo, Cannes
18.05.2024, 15:43
18.05.2024, 15:54
Bruno Bötschi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Vor 47 Jahren, nach der Fertigstellung von «Apocalypse Now», kam Francis Ford Coppola die Idee für ein neues Epos.
Um das 100-Millionen-Budget aufzutreiben, verkaufte der US-amerikanische Filmemacher sogar einen Teil seines Wein-Imperiums.
Jetzt, fast 50 Jahre später, ist «Megalopolis» zum ersten Mal dem Publikum während dem Filmfestival in Cannes gezeigt worden.
Er ist einer grössten und einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte: Francis Ford Coppola hat sich mit Filmen wie der «The Godfather»-Trilogie, «Apocalypse Now» oder «The Conversation» längst unsterblich gemacht.
Die letzte Regiearbeit des 85-Jährigen liegt aber über zehn Jahre zurück. Und offen gesagt: Seine Meisterwerke entstammen allesamt den 1970er-Jahren.
Ein richtig grosser Wurf ist dem US-amerikanischen Filmemacher seither nicht mehr gelungen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er Schwierigkeiten hatte, sein neustes Epos «Megalopolis» zu finanzieren.
Adam Driver, Shia LaBoeuf und viele andere Stars
Fast 50 Jahre lang arbeitete Coppola an dem Werk. Er finanzierte den Film komplett selbst, weil die grossen Filmstudios das Risiko nicht eingehen wollten und sich deshalb nicht daran beteiligten.
Umso überraschender liest sich jetzt die Besetzungsliste von «Megalopolis»: Neben Adam Driver und Shia LaBoeuf sind im Film zudem Nathalie Emmanuel, Giancarlo Esposito, Aubrey Plaza, Laurence Fishburne und Dustin Hoffman zu sehen.
Nun präsentierte Francis Ford Coppola seinen Film an der Weltpremiere in Cannes – und polarisierte damit beim Publikum. An der Pressevorführung gab es am Ende gleichzeitig Applaus und Buh-Rufe.
Coppola will die Mechanismen der Weltgesellschaft erklären
Keine Frage: Visuell ist das Epos «Megalopolis» eine Wucht. Die Bilder der futuristischen Grossstadt, in der die Geschichte spielt, sind gewaltig.
Coppola versucht in seinem Film die Mechanismen der Weltgesellschaft zu erklären. Oder einfacher gesagt: Er versucht, der Menschheit die Welt zu erklären. Was für eine anspruchsvolle und gleichzeitig arrogante Idee!
Um die Funktionalität der Grossstadt und ihrer Gesellschaft zu erfassen, nimmt sich Coppola das antike Rom als Vorbild und gibt seinen Filmfiguren die Namen von einflussreichen Machthabern aus dem römischen Reich.
Das antike Rom ist untergegangen. Aber schafft es Coppolas «Megalopolis», die Machtkämpfe innerhalb der Stadt zu überwinden? Dieses Ziel verfolgt der Protagonist Cesar Catilina, verkörpert von einem virtuos aufspielenden Adam Driver.
Der Architekt und Wissenschaftler ist einer der berühmtesten Einwohner der Stadt und Erfinder des wundersamen Baumaterials Megalon. Diese Erfindung ermöglicht es ihm gleichzeitig, die Ebenen von Raum und Zeit zu überwinden.
Fazit: Megalopolis» ist zu unüberschaubar
Sein Gegenspieler ist der Bürgermeister der Stadt: Cicero, gespielt von Giancarlo Esposito. Die Regierung hat Cesar Catilina erlaubt, grosse Teile der Stadt zu zerstören, um Experimente mit seinem Megalon durchzuführen.
Cicero kann Cesar nicht ausstehen wegen dessen eingebildeter Art und seinen überaus ambitionierten Ideen … und seinem Image als Womanizer. Doch ausgerechnet Ciceros Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) findet Gefallen an Cesar.
Und spätestens als dieser entdeckt, dass Julia ähnliche Fähigkeiten wie er im Umgang mit dem Megalon besitzt, ist er fasziniert von ihr.
So kurios sich das alles anhört, so chaotisch fühlt sich das im Film auch an. Bildgewalt, einige originelle Ideen und ein paar witzige Szenen reichen am Ende eben nicht aus. Fazit: Das Epos «Megalopolis» ist zu überambitioniert, zu unüberschaubar und zu aufgeblasen.
Zudem enthält «Megalopolis» eine Art Intermezzo, wie es wohl noch nie bei einem Film umgesetzt wurde und welches bei der Pressevorführung für grosse Verwirrung gesorgt hat. Mehr sei an dieser Stelle darüber nicht verraten.
Es darf gespannt darauf gewartet werden, ob dies für den regulären Kinostart ähnlich umgesetzt wird. In der Schweiz hat sich unterdessen die Firma Praesens-Film die Rechte für das neue Epos von Francis Ford Coppola gesichert, was auf einen baldigen Kinostart des Films hoffen lässt.
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