Weihnachtswunder Verschiebt ein vermeintlich toter Krypto-Boss heimlich Bitcoin?

Von Dirk Jacquemien

20.12.2022

Bitcoin-Reichtümer im Wert von 190 Millionen Dollar schienen für immer verloren zu sein.
Bitcoin-Reichtümer im Wert von 190 Millionen Dollar schienen für immer verloren zu sein.
Getty Images

Eine Krypto-Börse kollabierte 2019, weil der CEO plötzlich verstarb. Doch nun sind Bitcoin transferiert worden, auf die eigentlich nur der vermeintlich tote CEO Zugriff hatte.

Von Dirk Jacquemien

Der Transfer von Bitcoin, die Teil der 2019 kollabierten kanadischen Krypto-Börse QuadrigaCX waren, hat alte Verschwörungstheorie um das Schicksal des QuadrigaCX-CEO Gerald Cotten wieder aufleben lassen.

Cotten starb im Dezember 2018 während seiner Flitterwochen in Indien, laut offiziellen Angaben an Komplikationen der Darmkrankheit Morbus Crohn. Mutmasslich wusste Cotten als einziger die Passwörter für Krypto-Geldbörsen, in denen die Einlagen von QuadrigaCX deponiert werden.

Ohne Kenntnis der Passwörter ist es unmöglich, über Bitcoin oder andere Krypto-Währungen zu verfügen, keine Bank oder Regierung der Welt kann dabei helfen. Und so gingen Krypto-Kundeneinlagen im damaligen Gegenwert von 190 Millionen Dollar scheinbar für immer verloren, QuadrigaCX war bankrott. 

Stoff für Netflix-Doku

Doch Kund*innen und Gläubiger*innnen von QuadrigaCX zweifelten daran, ob Cotten wirklich gestorben war. So kam nach seinem vermeintlichen Tod heraus, dass Cotton signifikante Summen an Kundeneinlagen zu privaten Konten transferiert hatte. QuadrigaCX als Ganzes operierte als Schneeball-System, Gelder von neuen Kund*innen wurden genutzt, um ältere Kund*innen auszuzahlen.

Auch die Umstände seines Todes bleiben fragwürdig. Seine Krankheit schien Cotten immer gut im Griff zu haben, die Verschlechterung seines Gesundheitszustands trat plötzlich ein. Auf dem Totenschein war zudem sein Name falsch geschrieben.

All das veranlasste die Gläubiger*innen sogar dazu, bei einem kanadischen Gericht eine Exhumierung der vermeintlichen Leiche zu beantragen – dem wurde nicht stattgegeben. Das ganze Drama war auch Teil einer Netflix-Dokumentation, die im April dieses Jahr veröffentlicht wurde. Die könnte jetzt möglicherweise eine Fortsetzung bekommen.

Grosses Mysterium um Bitcoin-Transfers

Denn übers Wochenende wurden 100 Bitcoin aus so genannten Cold Wallets, also Krypto-Geldbörsen, die nicht permanent mit dem Internet verbunden sind und für das längerfristige Halten von Bitcoins gedacht sind, transferiert. Bisher wurde angenommen, dass auf diese Cold Wallets nur Cotten selbst Zugriff hatte, die dort gesicherten Gelder also mit ihm dahingeschieden seien.

Die QuadrigaCX-Insolvenzverwalter von Ernst & Young haben bereits versichert, mit dem Transfer nichts zu tun gehabt zu haben, wie «Coindesk» berichtet. Grosse Teile der Bitcoin wurde zu einem so genannten Mixer transferiert, der dafür gut sein soll, dass das Geld nicht mehr über die Blockchain verfolgt werden kann.

Neben der Wiederauferstehung von Cotten gibt es natürlich noch andere mögliche Erklärungen für den unerwarteten Transfer. So könnten doch andere Personen die Passwörter kennen. Cottens Frau/Witwe geriet etwa bereits unmittelbar nach seinem vermeintlichen Ableben unter Verdacht, irgendwie involviert gewesen sein. Sie beteuerte allerdings immer, von den Betrügereien ihres Mannes nichts gewusst zu haben.