Hilfe von Elon Musk Ukraine nutzt Starlink, um russische Panzer zu bekämpfen

Von Dirk Jacquemien

22.3.2022

Neben Kampfdrohnen setzen ukrainische Soldaten auch handelsübliche Drohnen für Aufklärungszwecke ein.
Neben Kampfdrohnen setzen ukrainische Soldaten auch handelsübliche Drohnen für Aufklärungszwecke ein.
Keystone

Die Ukraine setzt das Satellitennetzwerk Starlink von SpaceX bereits wenige Wochen nach Einführung im Kampf gegen die russische Invasion ein.

Von Dirk Jacquemien

Tesla und SpaceX-Chef Elon Musk hat einen Hang dafür, sich in weltgeschichtliche Ereignisse einzumischen. So war es etwa 2018 bei dem in einer Höhle gefangenen thailändischen Jugend-Fussballteam, dem Musk die Rettung per eigens entwickeltem Mini-U-Boot versprach, gleichzeitig aber örtliche Helfer*innen beleidigte.

Auch der russische Angriff auf die Ukraine rief Musk aufs Programm. Neben fragwürdigen Memes gab es allerdings auch konkrete Unterstützung. Nämlich die Lieferung von Empfangs-Sets für das Starlink-Netzwerk, ein von SpaceX betriebenes Satelliteninternet-Angebot. Und dieses kann die Ukraine bereits konkret im Kampf gegen die russische Invasion verwenden.

Unabhängig von Kommunikationsinfrastruktur

Wie der «Telegraph» berichtet, setzen ukrainische Drohnen-Teams das Netzwerk von SpaceX ein, wenn sie abgelegenen Gebieten operieren. So können sich die Teams an der Front über Starlink mit ihrer Kommandozentrale zu feindlichen Stellungen und Bewegungen austauschen. Die Drohnen können dann selbst beispielsweise einen Panzer angreifen oder einen Ort für einen Artilleriebeschuss markieren.

Die Bedeutung der unabhängigen Kommunikation über Starlink für die ukrainische Armee könnte in den kommenden Wochen noch zunehmen, da Russland gezielt Kommunikationsanlagen unter Beschuss nimmt. Knapp 5000 Starlink-Sets sollen bereits in der Ukraine aktiv sein, wie die «Washington Post» schreibt. Vor dem Krieg war das Netzwerk im Land überhaupt nicht verfügbar.

Russland ist machtlos

Die Verwendung von Starlink stösst in Russland erwartungsgemäss sauer auf. Dmitri Rogosin, der Direktor der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, sagte ominös, Musk habe sich entschieden, «auf welcher Seite er steht». Musk antwortete standesgemäss, dass SpaceX aufgrund des «schlechten Wetters» in der Ukraine helfen würde.

Viel dagegen machen kann Russland nicht. Zwar ist es prinzipiell möglich, die Satellitensignale zu orten. Doch durch die schiere Masse an Starlink-Sets im Betrieb und der Tatsache, dass diese sehr portabel sind, wird es Russland kaum möglich sein, grossflächig gegen sie vorzugehen. Das russische Kriegsziel, ein Informationsmonopol in der Ukraine aufzubauen, wird somit erschwert.

Abschuss im Orbit auch nicht praktikabel

Eine ganz andere Eskalationsstufe wäre es, die Starlink-Satelliten in der Umlaufbahn abzuschiessen. Im November testete Russland eine Anti-Satelliten-Rakete und zerstörte dabei einen ausrangierten Sowjet-Satelliten.

Starlink setzt allerdings auf ein dezentrales Konzept mit vielen kleinen statt einigen wenigen grossen Satelliten. Knapp 2000 Starlink-Satelliten sind bereits im Orbit, zehntausende weitere sollen noch folgen. So viele Anti-Satelliten-Raketen dürfte Russland nicht in seinem Arsenal haben.

Perspektivisch könnte noch ein zweites Satelliten-Netzwerk für unabhängige Internet-Anbindung in der Ukraine sorgen. Der britische Anbieter OneWeb baut derzeit ein ganz ähnliches Netzwerk auf. Dabei geriet er zuletzt ins Stocken, da seine Satelliten bisher an Bord von russischen Raketen ins All befördert worden. OneWeb hat allerdings bereits Ersatz gefunden. Auch seine Satelliten dürfen nun bei SpaceX mitfliegen.