Verarmte NerdsNachtclubs in Miami spüren den Krypto-Crash
Von Dirk Jacquemien
30.11.2022
Der Kollaps der Krypto-Märkte trifft auch die Nachtclubs in der Partymetropole Miami schwer. Statt «Badewannen voller Champagner» zu bestellen, bleiben die einst zahlungskräftigen Krypto-Nerds nun fern.
Von Dirk Jacquemien
30.11.2022, 17:15
Dirk Jacquemien
Es scheint, als bricht die Krypto-Welt derzeit an allen Ecken zusammen. Zunächst fielen seit Jahresbeginn die Kurse quasi aller Kryptowährungen ins Bodenlose, was bei einem hochspekulativen Anlageobjekt vielleicht noch zu erwarten war. Aber nun kollabiert auch noch eine Krypto-Firma nach der anderen und nimmt die Einlagen ihrer Kund*innen mit in den Bankrott.
Das bedeutet auch, dass viele, die Glück mit ihren Krypto-Investitionen hatten und vor einem Jahr sehr reich waren, nun im schlimmsten Fall mittellos sind. Besonders sichtbar macht dies nun das Nachtleben von Miami.
Krypto-Hauptstadt der USA
Die Metropole in Südflorida war so etwas wie die Krypto-Hauptstadt der USA. Das warme Wetter, die geographische Nähe zu tropischen Inseln mit laschen Finanzaufsichten wie den Bahamas, auf denen die diesen Monat kollabierte Krypto-Börse FTX ihren Sitz hatte, und die Tatsache, dass es in Florida keine Einkommenssteuer gibt, zogen die Krypto-Parvenüs in Massen an.
Der Einfluss von Krypto-Währungen auf die Stadt war auch für Aussenstehende schwer zu übersehen. So sicherte sich FTX für 135 Millionen Dollar die Namensrechte an der Basketball-Arena, in der das NBA-Team Miami Heat seine Spiele austrägt.
Wie sich die «Crypto Bros» in Miami bemerkbar machten, erzählt auch der Betreiber des Nachtclubs «E11even», Gino LoPinto, der «Financial Times». So mietete eine Gruppe im Juni 2021 den gesamten Club. Rapper 50 Cent gab eine Privatshow, die Gäste bestellten eine «Badewanne voller Champagner». An einem einzigen Abend gab die Gruppe über eine Million Dollar aus.
Und weil das nicht genug ist, mussten die Crypto Bros auch jeden anderem beweisen, wie reich sie wirklich sind. Dafür zeigten sie ständig den Kontostand ihres Krypto-Wallets auf ihrem Smartphone. «Ich habe mehr Krypto-Wallets in einem Jahr gesehen als Bankkonten in meinem ganzen Leben», so LoPinto.
95 Prozent dieser neuen Gäste waren männlich mit einen «nerdy style». Auf der Strasse würde man daher nicht bemerken, dass sie reich sind, so Andrea Vimercati, der Betreiber weiterer Nachtclubs in Miami. Aber sie buchten Tische für 50'000 Dollar und Vimercati fragte sich: «Wer zur Hölle sind diese Leute?»
Doch nun sind die «Nerds» wieder «vollständig» aus dem Nachtleben von Miami verschwunden, so Vimercati. «Wir glauben nicht, dass sie wieder kommen werden.» E11even nahm im vergangenen Jahr 6 Millionen Dollar allein durch Zahlungen mit Kryptowährungen ein, in den letzten drei Monaten waren es nur noch 10'000 Dollar.