Bank Run per Smartphone Hat E-Banking das Ende der Credit Suisse beschleunigt?

Von Dirk Jacquemien

20.3.2023

Rettung in der Not: Grossbank UBS übernimmt angeschlagene Credit Suisse

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Die Schweizer Grossbank UBS wird die ins Straucheln geratene Credit Suisse für drei Milliarden Franken übernehmen. Das teilten die Schweizer Regierung und die beiden Banken am Sonntagabend nach einem Verhandlungsmarathon mit. Der Schweizer Bundesp

20.03.2023

Dank Social Media und E-Banking sei die kritische Schwelle für einen Bank Run dramatisch gesunken, monieren Beobachter. Ist das Internet mit schuld am jähen Ende der Credit Suisse?

Von Dirk Jacquemien

Für den Untergang der altehrwürdigen Credit Suisse gibt es zweifellos zahlreiche naheliegende Gründe, von jahrelangem Missmanagement bis hin zu makroökonomischen und geldpolitischen Veränderungen. Doch das Internet dürfte eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben.

Dabei sind zwei verschiedene Faktoren zu beachten. Einmal die Schnelligkeit, mit der Informationen, aber auch Gerüchte und Desinformationen dank des Internets und sozialen Medien verbreitet werden können. Und zum anderen die Einfachheit, mit der du dank E-Banking dein Geld von einer Bank abziehen kannst.

«Twitter-Sturm» gegen CS

Finma-Verwaltungsratpräsidentin Marlene Amstad sowie CS-Verwaltungsratpräsident Axel Lehman haben in der gestrigen Medienkonferenz zum CS-Aus auf einen «Twitter-Sturm» im vergangenen Herbst verwiesen, der zu erheblichen Geldabflüssen bei der CS geführt habe. Das sei ein schwerer Schlag gegen die CS gewesen, den sie damals noch überstehen konnte, aber der sie nachhaltig geschwächt habe.

Auf Twitter gab es im Oktober 2022 tatsächlich Andeutungen über den bevorstehenden Kollaps einer Grossbank. Der australische Finanzjournalist David Taylor nannte in seinem Tweet keine Bank mit Namen, aber andere Nutzer*innen bezogen ihn auf die Credit Suisse.

Auf Reddit wurde ebenso über ein nahes Ende der Schweizer Institution spekuliert und da die CS ja unstrittig real existierende Probleme hatte, fiel es ihr schwer, diese Gerüchte zu zerstreuen. Das hat dazu geführt, dass vor allem wohlhabende Einzelanleger*innen aus dem Ausland ihr Geld von der CS abzogen.

E-Banking erleichtert «Bank Run» enorm

Zu einem solchen Bank Run kann es heutzutage viel schneller kommen. In früheren Zeiten musstest du, wenn du Geld abziehen wolltest, dich noch vor einer Filiale anstellen. Und dann musstest du auch mit Mitarbeiter*innen aus Fleisch und Blut reden, denen es vielleicht gelungen wäre, doch noch dein Vertrauen zu gewinnen.

Allein diese logistischen Notwendigkeiten verhinderten, dass eine Bank in kürzester Zeit allzu viel Kapital verlor. Heute hingegen reichen ein paar Minuten und ein paar Klicks im E-Banking, um das eigene Konto leerzuräumen.

Wollten die Kund*innen der Bank of the United States 1930 ihr Geld abziehen, mussten sie sich erstmal anstellen. Heute sind «Bank Runs» einfach und schneller.
Wollten die Kund*innen der Bank of the United States 1930 ihr Geld abziehen, mussten sie sich erstmal anstellen. Heute sind «Bank Runs» einfach und schneller.
Bild: Keystone

Bank-Untergang innert weniger Stunden

Dieses Phänomen erlebte die Silicon Valley Bank (SVB), deren Zusammenbruch vorvergangene Woche als akuter Auslöser für den CS-Untergang gilt. Deren Kund*innen tauschten sich auf Social Media und Whatsapp aus, und innert weniger Stunden hatten sie 40 Milliarden Dollar abgezogen, was knapp einem Fünftel aller Einlagen entsprach. Deswegen mussten die Behörden die Bank mitten im Börsentag schliessen.

Die SVB lief so in wenigen Tagen von einer nach aussen völlig solide erscheinenden Bank in die Insolvenz. Sowohl bei der SVB als auch bei CS betonten die Aufsichtsbehörden im Nachlauf, dass die Banken eigentlich überlebensfähig gewesen seien und nur durch die massiven und plötzlichen Geldabflüsse in kritische Schieflage gerieten.

In Bezug auf die SVB sprach University-of-California-at-Irvine-Wirtschaftsprofessor Michael Imerman gegenüber der Nachrichtenagentur AP dann auch von einem «Bank-Sprint» statt einem «Bank Run», also quasi einem 100-Meter-Rennen statt eines Mittelstreckenlaufs.

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