Spiele-Kritik«Animal Crossing»: Die perfekte Ferienalternative zur Corona-Zeit
Domagoj Belancic
27.3.2020
In «Animal Crossing» bucht der Spieler ein Einweg-Ticket auf eine einsame tropische Insel, um ein neues Leben im Paradies zu beginnen. Eine willkommene Flucht aus der aktuell bedrückenden Monotonie des Alltags.
Wer bei der Ankunft auf der Insel allerdings All-Inclusive-Ferien im 5-Sterne-Hotel erwartet, wird enttäuscht. Der Spieler muss zunächst mit einem mageren Startpaket auskommen: Zelt, Feldbett, Gaslampe und Radio – mehr gibt’s vom sparsamen Reiseveranstalter nicht geschenkt. Und auch sonst ist auf der Insel noch nicht viel los – ausser zwei weiteren tierischen Mitbewohnern ist niemand da.
Damit ein bisschen Leben in die Bude kommt, muss sich der Spieler fortan um die Insel und ihre Bewohner kümmern. Mit viel Zeit und Arbeit kann das verlassene Stück Erde in ein lebendiges Dörfchen mit Shops, Cafés, Museen und jeder Menge knuffiger Tiere verwandelt werden. Aber keine Sorge: Spass und Entspannung kommen bei all dieser Arbeit zum Glück nicht zu kurz.
Der ewige Insel-Kreislauf
Um die Insel und das eigene Zuhause auszubauen, benötigt der Spieler Geld und natürliche Materialien. Das Gameplay von «New Horizons» ist ein unendlicher und süchtig machender Kreislauf, der aus dem Sammeln, Weiterverarbeiten und Verkaufen dieser Materialien besteht.
Dazu gehören zum Beispiel Baumaterialien wie Holz oder Eisenerz, die mithilfe von Äxten und Schaufeln gewonnen werden. Der Haken an der Sache: Bevor die Materialien abgebaut werden können, muss der Spieler zunächst das dazu benötige Werkzeug basteln – hier wird einem nichts geschenkt.
Die hart verdienten Materialien können im Anschluss mithilfe von sogenannten «Bastelanleitungen» zu diversen Einrichtungsgegenständen weiterverarbeitet werden. Diese können entweder verkauft oder als Deko für die eigenen vier Wände verwendet werden.
Die Materialien können aber auch für den Bau neuer Geschäfte und Wohnungen gebraucht werden und so zur Steigerung der Inselpopulation beitragen. Ebenfalls essenziell ist der Anbau von Fruchtbäumen – die geernteten Früchte erzielen je nach Seltenheit einen ansehnlichen Preis und sind ein gern gesehenes Geschenk auf fremden Inseln.
Neben Baumaterialien und Früchten können mithilfe von Fangnetzen und Fischerruten auch unzählige Insekten und Fische gesammelt und im Namen der Wissenschaft an das Insel-Museum gespendet werden. Wem die Wissenschaft egal ist, kann die Tiere auch weiterverkaufen und so sein Insel-Konto weiter füllen.
Shoppen mit «Sternis» und «Meilen»
Durch den Verkauf der Materialien, Früchte, Insekten und Fische bekommt der Spieler haufenweise «Sternis» – so heisst die Währung auf der Insel. Die «Sternis» können primär für den Kauf und Ausbau des eigenen «echten» Hauses auf der Insel investiert werden. Denn wer möchte schon für immer in einem kleinen Zelt leben?
Die hart verdienten «Sternis» können aber auch im Insel-Shop für stabilere Werkzeuge, neue Bastelanleitungen oder neue Deko- und Einrichtungsgegenstände ausgegeben werden – das neue Haus soll ja schliesslich nicht leer stehen.
Das Game schafft es erstaunlicherweise immer wieder, den Spieler zu eigentlich unnötigen Impulskäufen zu verführen, die den Ausbau des eigenen Hauses oder den Bau neuer Gebäude auf der Insel hinauszögern. So wird der Spieler noch länger an das Game gebunden.
Neben «Sternis» kann der Spieler auch «Meilen» verdienen. Diese Parallelwährung wird quasi passiv verdient, indem täglich möglichst viele verschiedene Aktivitäten auf der Insel angegangen werden. Der Spieler wird beispielsweise mit «Meilen» belohnt, wenn er Bäume pflanzt, Insekten fängt oder einfach nur mit den Inselbewohnern redet.
Das sorgt nicht nur für zusätzliche Motivation, sondern auch für mehr Möglichkeiten im Insel-Alltag: Die «Meilen» können nämlich für spezielle Bastelanleitungen, seltene Einrichtungsgegenstände und sogar für Flugtickets auf andere Inseln (mit haufenweise seltenen Materialien!) eingesetzt werden.
Ärger im Paradies?
Das ewige Sammeln, Basteln und Verkaufen hört sich auf Papier vielleicht anstrengend und monoton an. In der Praxis macht das Ganze aber extrem viel Spass. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass dem Spieler zu keinem Zeitpunkt vorgeschrieben wird, in welchem Tempo er spielen soll. Ganz im Gegenteil: Das Game schaltet diverse Funktionen und Gameplay-Mechaniken erst nach einigen Tagen oder Wochen frei, um dem Spieler genug Zeit und Freiraum für seine Kreativität in der Gestaltung der Insel zu lassen.
Ärgerlich ist, dass diese Kreativität nur sehr umständlich mit anderen Spielern geteilt werden kann. Die Implementation des Online-Multiplayer Modus ist umständlich, unnötig kompliziert und nicht sehr stabil.
Um Freunde (oder Spieler aus der ganzen Welt) auf ihrer Insel zu besuchen, muss sich der Spieler durch unzählige Menüs, lange Ladescreens und gescheiterte Verbindungsversuche kämpfen. Immerhin hört sich die sonstige Online-Anbindung des Games sehr vielversprechend an: Nintendo hat bereits angekündigt, dass in Zukunft regelmässige Online-Updates zu saisonalen Events kostenlos heruntergeladen werden können.
Paradiesische Präsentation
Mindestens so wichtig wie das süchtig machende Gameplay, ist auch die süchtig machende Präsentation des Spiels. Die idyllischen Insellandschaften bestechen durch atmosphärisches Licht, einer extrem detaillierten Flora und Fauna und einem dezent stimmungsvollen Soundtrack, der zum Träumen anregt.
Und auch die tierischen Bewohner der Insel sind ein Highlight. Die einzigartigen Charaktere verzaubern den Spieler immer wieder mit liebevollen Animationen und einzigartigen Soundeffekten.
Kurzum: «Animal Crossing: New Horizons» sieht umwerfend gut aus, hört sich umwerfend gut an und gehört zum Besten was Nintendos kleine Konsole aktuell zu bieten hat.
Mario Kart (SNES, N64, Gamecube, Wii, Wii U, Switch): Der Mehrspieler-Hit schlechthin. Seit dem Debüt von «Mario Kart» auf dem SNES 1990 gehört der Fun-Racer mit Mario und Co. zu den beliebtesten Spielen in einer lockeren Runde. Dabei spielt es fast keine Rolle, welche Version man zu Hause rumliegen hat – egal ob SNES, N64, Wii oder Switch: Jeder Mario-Kart-Teil kann lokal mit seinen Liebsten gespielt werden und macht jede Menge Spass. Da sich die einsteigerfreundliche Steuerung auch für Game-Neulinge eignet, kann man getrost die ganze Familie mitspielen lassen.
Bild: Nintendo
Overcooked 1 & 2 (PC, PS4, Xbox One, Switch): Die Steuerung ist simpel: Die Figur mittels Stick bewegen und Aktionen ausführen. Doch über Erfolg oder Versagen entscheidet die eigene Multitasking- und Planungsfähigkeit. Denn als Koch ist es die Aufgabe des Spielers, Rezepte möglichst schnell herzustellen. Das heisst Zutaten aus dem Vorrat holen, zubereiten und unter Umständen kochen oder braten. Die Küchenlevel bestehen aber oft aus sich verschiebenden Elementen oder bieten andere Hindernisse und so wird selbst eine Tomatensuppe zum Spiessrutenlauf. Gemeinsam ist es zwar etwas einfacher, doch zu viele Köche verderben halt eben doch den Brei.
Bild: Nintendo
Rocket League (PC, PS4, Xbox One, Switch): Rocket League ist Fussball mit Autos. Klingt einfach, ist es rein vom Aufbau her auch, jedoch steuern sich Autos absolut anders als Fussballprofis und das macht das Spiel aus. Seitwärts verschieben ist nicht möglich, dafür können die Autos hochspringen und einen Boost nutzen, was es auch ermöglicht durch die Arena zu fliegen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit und wenn man die Flugbahn des Balls etwas besser einschätzen kann, ist «Rocket League» ein Riesenspass und bietet Unterhaltung für viele Stunden.
Bild: Psyonix
Gang Beasts (PC, PS4, Xbox One): Um es vorneweg zu nehmen, die Steuerung in Gang Beasts ist höllisch schräg. Statt per Knopfdruck die Spielfigur Angriffe ausführen zu lassen, steuert man jedes der Gliedmasse einzeln und bewegt sich eher unbeholfen fort. Da aber alle Teilnehmer die gleiche Voraussetzung haben, ergeben sich urkomische Kämpfe, die für Lachkrämpfe sorgen. Schnell kann es passieren, dass man den ohnmächtigen Gegner packen und in einen Abgrund werfen möchte, aber stattdessen das Geländer packt und sich samt der Absperrung selber in die Tiefe wirft. Die Steuerung mag vor allem Einsteiger etwas überfordern aber selbst Hardcore-Gamer haben so ihre Probleme bei den ersten Runden Gang Beasts. Muss man unbedingt mal ausprobiert haben.
Bild: No Brakes Games
Diablo 3 (PS4, Xbox One, Switch): Rollenspiel-Fans werden Diablo 3 längst kennen und die eine oder andere Hundert-Stunden-Marke längst geknackt haben. Diablo 3 lässt sich auf Konsolen auch im Couch-Coop spielen und somit kann man sich gemeinsam mit anderen auf die Jagd nach dem besten Loot begeben. Zwar eignet sich Diablo 3 rein vom Steuerungsumfang nicht für absolute Game-Neulinge aber man muss ja nicht gleich das Abenteuer auf Qual 13 beginnen.
Bild: Blizzard Entertainment
Portal 2 (PC, PS3, Xbox One): Etwas vom Besten, das man gemeinsam auf der Couch spielen kann. Im Rätselshooter von den Half-Life-Entwicklern verfügt man bloss über eine einzige Waffe: Einem Gewehr, das Portale schiessen kann. Egal was das Portal auf der einen Seite durchquert, es kommt auf der anderen Seite wieder heraus. Dies gilt für die Spielfiguren, wie auch für Laserstrahlen, Objekte oder Flüssigkeiten. Alle Rätsel bauen auf diesem simplen Grundsatz auf, steigern sich aber von Level zu Level weiter und werden so zu wahren Knobelaufgaben. Wer Spiele mit Hirnschmalz mag, wird seine Freude am Titel haben.
Bild: Valve
Lego-Reihe (PC, PS4, Xbox One, Switch): Ob Herr der Ringe, Avengers oder Harry Potter – Lego bietet zu fast jedem Film ein eigenes Abenteuer. Dabei beweisen die Klotzmännchen einen guten Sinn für Humor, denn die Filme werden sehr witzig umgesetzt. Als i-Tüpfchen lassen sich die Lego-Abenteuer auch lokal im Mehrspielermodus spielen und sind somit bestens geeignet für eine Couch-Coop-Session mit der Familie.
Bild: Lego
Human Fall Flat (PS4, PC, Switch): «Human Fall Flat» stammt von denselben Entwicklern wie «Gang Beasts» und verfügt über das gleiche Steuerungsprinzip. Statt zu kämpfen, löst man gemeinsam Rätsel und stolpert sich durch Level. Auch hier ist der Spielspass vor allem der Unbeholfenheit der Spielfigur zu danken. Einen Stein auf eine Wippe zu schleppen kann schon mal zur schier unlösbaren Aufgabe werden, wenn die Gliedmassen separat gesteuert werden. Die verschiedenen Rätsel können auf unterschiedlichste Art und kreative Weise gelöst werden. Am meisten Spass macht es aber gemeinsam darüber lachen zu können, wenn man total unbeholfen selbst an den scheinbar einfachsten Hindernissen scheitert.
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