Raum für VerschwörungstheorienFacebook will mehr Corona-Falschinformationen erlauben
Von Dirk Jacquemien
27.7.2022
Corona-Verschwörungstheorien könnten es zukünftig noch leichter auf Facebook haben. Denn Meta überlegt, Posts mit Falschinformationen nicht mehr konsequent zu löschen.
Von Dirk Jacquemien
27.07.2022, 14:19
28.07.2022, 15:06
Dirk Jacquemien
Auf Facebook könnte schon bald wieder mehr Fehlinformationen zum Coronavirus herumschwirren. Mutterkonzern Meta hat sein «Oversight Board» — eine Art Facebook-Gerichtshof — um Empfehlungen gebeten, wie mit Fehlinformationen rund um Covid-19 und die Impfungen zukünftig umgegangen werden soll.
Kurz nach Beginn der Pandemie hatte Facebook eine harte Linie gegen Misinformation in Bezug auf die Pandemie angekündigt. Es begründete dies mit der Gefahr für die Gesundheit und hat nach eigenen Angaben bisher knapp 25 Millionen einzelne Beiträge mit Falschinformationen entfernt. Dennoch sind auch auf Facebook immer noch massenhaft Verschwörungstheorien zu dem Thema zu finden.
80 Corona-Falschbehauptungen werden gelöscht
In seinen Richtlinien listet Facebook rund 80 Falschbehauptungen zum Coronavirus auf, die gelöscht werden. Dazu zählen nachweislich unwahre Aussagen wie, dass Corona durch 5G-Netze verbreitet wird oder dass Impfstoffe Autismus auslösen. Das Oversight Board soll nun ausarbeiten, wie mit solchen Beiträgen fortan verfahren werden soll.
Ein Ansatz könnte beispielsweise sein, dass ein Post mit Fehlinformationen zukünftig mit einer Warnung ausgestattet wird, anstatt einfach gelöscht zu werden. Das Oversight Board fragt im Rahmen seiner Entscheidungsfindung auch die Öffentlichkeit nach ihrer Meinung. Nutzer*innen können darlegen, wie die Regularien zu Corona-Desinformation aussehen sollen, das entsprechende Formular nimmt auch Einsendungen auf Deutsch entgegen.
Neue Balance zwischen Meinungsfreiheit und Sicherheit
Die Empfehlung des Oversight Board ist allerdings nicht bindend, sodass die Meta-Führung um CEO Mark Zuckerberg am Ende selbst entscheiden wird, wie sie vorgehen will. Die Aussagen des Oversight Board könnte Meta aber bei diesem politisch heiklen Thema etwas den Rücken freihalten.
Die Welt habe sich seit 2020 «erheblich verändert», führt Meta-Cheflobbyist Nick Clegg als Begründung für den angestrebten Kurswechsel an. Zuverlässige Informationen zu Covid-19 seien nun weitläufig verfügbar. Die Massnahmen, die Facebook zu Beginn der «ausserordentlichen globalen Krise» ergriff, seien möglicherweise nicht mehr angemessen, die richtige Balance zwischen Meinungsfreiheit und Sicherheit müsse gefunden werden, so Clegg sinngemäss.