Threads hat schon 10 Millionen User Darum musst du noch auf Instagrams Twitter-Klon verzichten

Von Dirk Jacquemien

6.7.2023

Threads ist seit der Nacht verfügbar – allerdings nicht überall.
Threads ist seit der Nacht verfügbar – allerdings nicht überall.
Imago

Der Twitter-Klon Threads ist gestartet. In der EU und der Schweiz gibt es die App allerdings nicht. blue News erklärt, warum du erst mal abwarten musst.

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Meta hat seinen Twitter-Klon Threads gestartet.
  • In der Schweiz ist die App allerdings fürs Erste nicht verfügbar.
  • Das dürfte an einem neuen EU-Gesetz liegen, das Tech-Giganten zusätzliche Auflagen macht.
  • Da viele Tech-Konzerne die Schweiz wie ein EU-Mitglied behandeln, hat das auch Auswirkungen hierzulande.

In der Nacht startete der lang erwartete Twitter-Klon Threads von Facebook-Mutter Meta. Der Dienst ist stark mit dem weiteren Meta-Produkt Instagram verknüpft. So können sich Nutzer*innen mit ihrem Instagram-Account anmelden und dann auch gleich ihren Instagram-Kontakten auf Threads folgen.

Im Gegensatz zu knapp 100 anderen Ländern ist die App in jenen der Europäischen Union sowie der Schweiz allerdings nicht in den App Stores verfügbar. Nutzer*innen hierzulande können aber immerhin im Web-Browser einzelne Beiträge lesen, wie beispielsweise diesen von Meta-Chef Mark Zuckerberg, in dem er stolz verkündet, nach sieben Stunden schon zehn Millionen Anmeldungen verzeichnen zu können.

EU-Gesetz ist schuld

Instagram-Chef Adam Mosseri erklärt den Nicht-Start von Threads in der EU gegenüber «The Verge» mit «regulatorischen Bedenken». Vor allem soll es sich dabei um den kürzlich in Kraft getretenen Digital Markets Acts (DMA) drehen.

Dieser belegt bestimmte grosse Tech-Unternehmen, Gatekeeper genannt, mit zusätzlichen Auflagen, um zu verhindern, dass sie eine marktbeherrschende Position missbrauchen. Ihnen ist es beispielsweise untersagt, auf ihren Plattformen eigene Produkte und Dienstleistungen zu bevorzugen.

Zu diesen Gatekeepern zählen derzeit Alphabet (Google), Amazon, Apple, Bytedance (Tiktok), Microsoft, Samsung und eben Meta. Twitter gehört nicht dazu, weil es zu wenig Umsatz in der EU macht.

Der Rückgriff auf den Dienst Instagram mit seinen Milliarden an bestehenden Nutzer*innen als Starthilfe für das neue Angebot Threads könnte durchaus als ein solcher Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung interpretiert werden.

Tech-Konzerne behandeln Schweiz wie EU-Mitglied

Doch wieso gibt es keinen Launch in dem Nicht-EU-Land Schweiz? Der DMA entfaltet hierzulande schliesslich keine Gesetzeskraft. Generell behandeln die meisten internationalen Tech-Konzerne die Schweiz aber trotzdem so, als sei sie Mitglied der EU.

Es wäre einfach ein zu grosser Aufwand für den kleinen Markt Schweiz, eigene, rechtssichere Nutzungsbedingungen zu verfassen und teure Compliance-Teams aufzubauen. Im deutlich grösseren Grossbritannien hat sich Meta dagegen den Aufwand gemacht und Threads lanciert.

Bundesrat äussert sich

Im Fall des Digital Markets Acts hat Meta zudem auch guten Grund anzunehmen, dass es sich auch hierzulande an dessen Prinzipien halten müsste. Denn in einer Stellungnahme ans Parlament führte der Bundesrat aus:

«Zur Übernahme von Elementen des DMA in das schweizerische Recht sieht der Bundesrat keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Zum einen ist zu erwarten, dass die neuen EU-Regeln von den grossen Online-Plattformen auch in der Schweiz angewendet werden. Einerseits, weil sie die Schweiz häufig demselben Markt wie die EU-Mitgliedstaaten zuordnen. Andererseits, weil die WEKO auch ausserhalb von Untersuchungsverfahren regelmässig daraufhin hinwirkt, dass Verhaltensanpassungen von Unternehmen aufgrund von kartellrechtlichen Verfahren in der EU von diesen auch in der Schweiz umgesetzt werden.»

Obwohl also der DMA nicht in hiesiges Recht eingebaut werden soll, machte der Bundesrat deutlich, dass Tech-Konzerne mit Interventionen der Wettbewerbskommission WEKO rechnen müssen, wenn sie sich zuwider der Prinzipien des DMA verhalten.

Mosseri sagt, man wolle schnell auch in der EU starten. Meta erhofft sich hier Klarheit von der Europäischen Kommission, wie das rechtssicher möglich sei. Es erscheint aber unwahrscheinlich, dass die EU willens ist, hier schnell Metas Wünschen nachzukommen. Der Nicht-Start im grossen europäischen Markt könnte sich zu einem der grössten Nachteile von Threads gegenüber Twitter entwickeln.