Durch Elon Musks katastrophales Management von Twitter haben die Konkurrenten in der Social-Media-Branche Blut geleckt. So auch die Facebook-, Instagram- und WhatsApp-Mutter Meta, zu deren Geschäftsmodell es ja seit Langem gehört, Features von Konkurrenten zu kopieren, sei es Snapchat oder TikTok.
Am Donnerstag ist es dann so weit, mit «Threads» lanciert Meta eine neue App. Deren Zweck ist schon im Namen ersichtlich. Denn als «Threads» werden auf Twitter eine Reihe von zusammenhängenden Tweets zum selben Thema bezeichnet. Solche Konversationen sollen nun in der Meta-App stattfinden.
Im iOS App Store sowie auf Google Play gibt es bereits Einträge für Threads. Die Screenshots zeigen eine Benutzeroberfläche, die offensichtlich Twitter nachempfunden ist. Obwohl es eine separate App ist, wird sie eng mit Instagram integriert sein.
So loggst du dich bei Threads mit dem Instagram-Account ein und verwendest denselben Nutzernamen. In der App hast du dann direkt die Möglichkeit, deinen Instagram-Bekanntschaften zu folgen, vorausgesetzt sie haben Threads ebenfalls installiert.
Vorteil für Nutzer*innen, aber vor allem für Meta, ist, dass so nicht erst ein neues Netzwerk aufgebaut werden muss, sondern direkt zum Start Verbindungen verfügbar sein werden. Zudem soll Threads mit ActivityPub kompatibel sein, ein offenes Social-Media-Protokoll, das etwa auch die andere Twitter-Alternative Mastodon nutzt.
Threads- und Mastodon-Nutzer*innen könnten dann miteinander agieren. Mastodon ist allerdings kein monolithischer Block sondern besteht aus vielen, unabhängig betriebenen Servern, die sich miteinander vernetzt haben. Und in der Mastoden-Community gibt es Befürchtungen, dass Meta mit Threads eine «Embrace, Extend and Extinguish»-Strategie führe.
Dieses Vorgehen wurde von Microsoft in den 1990er-Jahren pioniert. Hierbei unterstützt ein grosser Konzern zunächst einen offenen Standard (Embrace), erweitert ihn dann mit neuen, für die eigenen Nutzer*innen exklusiven Features (Extend) und nutzt diesen Vorsprung dann, um dem Ursprungsprojekt den Garaus zu machen (Extinguish).
Es ist daher möglich, dass einige grosse Mastodon-Server Threads blockieren werden, so dass eine Interaktion zwischen deren Nutzer*innen nicht mehr möglich sein wird.
Mit Threads tritt Meta einem bereits grossen Teilnehmer-Feld an direkten Twitter-Konkurrenten bei. Neben Mastodon gehören dazu Apps wie Post, Blue Sky oder Nostr. Einen wirklichen Durchbruch hatte noch keine davon, nur kurze Nutzungsspitzen, wenn Musk mal wieder neues Chaos auf Twitter anrichtet, wie beispielsweise letztes Wochenende.
Die substanziellen Ressourcen von Meta und die buchstäblich Milliarden an bestehenden Instagram-Nutzer*innen lassen Threads aber in einer ganz anderen Liga als die restlichen Twitter-Konkurrenten spielen.
Zumindest Musk scheint sehr verärgert über den bevorstehenden Markteintritt von Meta zu sein. Er forderte Meta-Chef Mark Zuckerberg bereits zu einem Käfigkampf heraus, was dieser ohne Zögern annahm. Ob dieser Clash der Tech-Giganten wirklich zu Stande kommt, steht noch in den Sternen. In den App Stores bekämpfen sich aber schon ab Donnerstag.