Meta trotzt allen KrisenDarum ist Mark Zuckerbergs Reich unkaputtbar
Von Dirk Jacquemien
23.5.2023
Das Metaverse ist ein Flop, TikTok klaut die jungen Nutzer*innen und dann werden auch noch massenhaft Mitarbeiter*innen entlassen: Trotzdem geht es Facebook-Mutter Meta ziemlich gut. Warum?
Von Dirk Jacquemien
23.05.2023, 16:45
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Bei Facebook-Mutter Meta häuften sich in jüngster Zeit die Krisen.
Dennoch hat sich der Aktienkurs wieder deutlich erholt, die Einnahmen sprudeln wieder.
Meta kann von China, einem TikTok-Verbot und vielleicht sogar von Apple-Schützenhilfe profitieren.
Eigentlich sollte es nicht gut für die Facebook-Mutter Meta laufen. So herrscht in der Tech-Branche generell Krisenzeit und Meta traf es besonders hart. Das Metaverse, nach dem sich immerhin das gesamte Unternehmen umbenannt hatte, will einfach nicht richtig durchstarten. In den mit vielen Milliarden Dollars entworfenen virtuellen Welten verlor sich kaum ein Mensch.
Beim Kampf um die wertvolle Zeit der Nutzer*innen scheint zudem der grösste Konkurrent TikTok die Nase vorn zu haben. Mehrere Studien zeigen inzwischen, dass TikTok die Social-Media-App mit der längsten Nutzungsdauer ist, vor den Meta-Produkten Facebook, Instagram und WhatsApp. Und dann kommt auch noch eine Busse von 1,16 Milliarden Franken für Datenschutzverletzungen in der EU hinzu.
Schlechte Vorzeichen also eigentlich. Und dennoch hat sich etwa der Aktienkurs von Meta seit Jahresbeginn verdoppelt. Zum Tiefstand vom vergangenen November ist der Anstieg sogar noch deutlicher ausgefallen, von damals 88 Dollar pro Aktie ging es auf inzwischen 245 Dollar hoch. Was ist da los?
Im Februar erklärte CEO Mark Zuckerberg 2023 zum «Jahr der Effizienz» für sein Unternehmen. Das bedeutet vor allem Kosteneinsparungen durch Massenentlassungen. Es begann bereits im November mit 11'000 Stellenstreichungen, bis Ende dieses Monats sollen 10'000 weitere hinzukommen. Sowas wird immer gern an der Börse gesehen.
Die Werbeumsätze, mit grossem Abstands Metas Haupteinnahmequelle, erholen sich zudem seit dem Krisenjahr 2022 wieder. Kurioserweise schalteten besonders viele chinesische Firmen Werbung auf den Meta-Plattformen Facebook und Instagram. Im Land selbst sind diese zwar blockiert, um ausländische Kund*innen zu erreichen, aber für chinesische Unternehmen sehr nützlich. So profitiert Meta indirekt von der Nach-Corona-Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft.
Die wieder sprudelnden Werbeeinnahmen machen dann auch deutlich, dass die 1,16 Milliarden Franken für die EU-Busse für Meta nicht wirklich viel Geld sind. Im jüngsten Quartal machte das Unternehmen einen Umsatz von 28,6 Milliarden Dollar (25,6 Milliarden Franken) und einen Gewinn von 5,7 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Franken). Selbst wenn die Busse rechtskräftig werden würde, entspräche sie also nur knapp 5 Prozent des erwarteten Jahresgewinns von Meta.
Beim strauchelnden Metaverse könnte Meta ausgerechnet von Erzfeind Apple, das Meta mit seinen Werbeeinschränkungen auf iPhones mächtig zugesetzt hatte, Schützenhilfe bekommen. Denn für Anfang Juni wird die Vorstellung der ersten Apple-Brille für Virtual und Augmented Reality erwartet, mit weiteren Modellen in den kommenden Jahren.
Auf den ersten Blick scheint es schlecht für Meta zu sein, wenn ihm ein so mächtiger Konzern wie Apple in diesem Feld direkte Konkurrenz macht. Doch derzeit ist das Hauptproblem nicht, dass zu wenige Menschen das Meta-Metaverse nutzen, sondern dass zu wenige Menschen überhaupt irgendein Metaverse nutzen.
Vorbild iPhone?
Was ein Einstieg Apples in einen neuen Markt bedeuten kann, zeigte sich schon bei Smartphones. Die waren vor der Lancierung des iPhones eine Nischenerscheinung, heute sind sie das von den meisten Menschen am häufigsten genutzte technische Produkt. Dass das iPhone so erfolgreich wurde, war gut für Apple, aber auch gut für andere Hersteller, für die erst ein Smartphone-Markt erschaffen wurde, auf dem sie ihre Produkte verkaufen konnten.
Sollte es Apple also gelingen, Virtual und Augmented Reality zum lange ersehnten Durchbruch zu verhelfen, dürfte das auch für andere Markt-Teilnehmer, wie eben Meta, eine positive Entwicklung sein.
Und dann gibt es für Meta auch noch Unterstützung aus der amerikanischen Politik. Denn diese unternimmt gerade wieder ernsthafte Bestrebungen, die chinesische Video-App TikTok zu verbieten. Im Kongress werden Gesetzesvorschläge noch beraten, einzelne Bundesstaaten, wie etwa Montana, schaffen aber bereits Fakten.
Zuckerberg hat seit Jahren bei US-Politiker*innen Stimmung gegen TikTok gemacht. Auch er musste sich im Kongress zwar schon einige böse Worte anhören, doch dabei blieb es. Trotz zahlreicher Skandale wurde nie ein Gesetz verabschiedet, das Facebooks und später Metas Geschäftspraktiken in irgendeiner Weise einschränkte. Stattdessen könnte die US-Politik nun Metas grössten Konkurrenten aus dem Verkehr ziehen.